Rechtsextremer Peter Brinkmann feiert Goldene Hochzeit in der Ahlerstedter Kirche. EPD-Kirchensprecher nimmt Pastor Beneke in Schutz.

Ahlerstedt/Buxtehude. Der evangelische Gemeindepastor Detlef Beneke hat gestern Vormittag um 11 Uhr in der Ahlerstedter Kirche eine Andacht für den langjährigen NPD-Politiker Peter Brinkmann und seine Ehefrau abgehalten. Der Anlass: Die Brinkmanns haben Goldene Hochzeit gefeiert. Um diesen Fall ist nun ein Streit in der evangelischen Kirche entbrannt. Pastor Beneke selbst verteidigt seine Entscheidung. Er sagt, es sei seine Aufgabe als Pastor, die gute Nachricht Gottes jedem Menschen zu sagen.

Es ist ruhig an diesem Vormittag im kleinen Ahlerstedt. Sehr ruhig sogar. So ruhig, dass die beiden Polizisten, die mit ihrem Auto vor der Ahlerstedter Kirche stehen, gar nichts Richtiges zu tun haben. "Wir schauen nach, ob sich hier Leute herumtreiben, die die Veranstaltung stören wollen. Rucksackträger, die faule Eier dabei haben, zum Beispiel", beschreibt Siegfried Heins, Hauptkommissar bei der Harsefelder Polizei, die Aufgabe der beiden. Doch von derartigen Störern ist keine Spur. Und so setzen sich Heins und sein Kollege wieder ins Auto und fahren davon, bevor die Veranstaltung beendet ist.

Wenige Minuten später öffnet sich die Kirchentür. Heraus tritt der Mann, wegen dessen Ausschreitungen befürchtet worden waren: Peter Brinkmann, seines Zeichens NPD-Politiker aus Wangersen. Das ehemalige Kreistagsmitglied sitzt für seine Partei im Harsefelder Samtgemeinderat. Doch an diesem Tag soll es augenscheinlich nicht um Politik gehen. Brinkmann hat seine Goldene Hochzeit gefeiert, in der Kirche fand dazu eine Andacht statt. Brinkmann trägt einen grauen Anzug und eine Blume am Revers. An seiner Seite steht seine Ehefrau, im blauen Kostüm. Dem Paar folgen die Gäste, rund 150 Leute, allesamt gut gekleidet. Sie begeben sich schnell zu ihren Autos, die auf dem Kirchvorplatz stehen.

Etwas abseits steht ein Mann im Trainingsanzug, der sich die Szene angesehen hat. "Ich habe hier nur neugierig angehalten, weil die Polizei da war", sagt der Mann, der angibt, Ahlerstedter zu sein. Ob er wisse, was gefeiert worden ist? "Ja, das weiß ich. Aber dazu sage ich nichts."

Wie kann es sein, dass ein Mann in einer Kirche eine seine Goldene Hochzeit feiern darf, wenn er NPD-Mitglied ist? Detlef Beneke, der seit einigen Monaten in Ahlerstedt Gemeindepastor ist und die Andacht durchgeführt hat, musste sich bereits vor der Veranstaltung Kritik gefallen lassen.

Er würde "diesen Spagat nicht hinbekommen", sagte der evangelische Gemeindepastor Wilfried Manneke aus dem Heide-Dorf Unterlüß dem evangelischen Nachrichtendienst EPD. Rechtsextremismus und christlicher Glaube seien unvereinbar.

Detlef Beneke öffnet dem Abendblatt seine Kirche, nimmt sich Zeit, die umstrittene Entscheidung zu begründen. "Ich habe vor der Andacht gesagt, dass wir als Kirche nicht mir rassistischen Äußerungen der NPD übereinstimmen. Aber ich meine trotzdem, dass wir Herrn Brinkmann als Mensch und Gemeindemitglied seelsorgerisch begleiten sollten." Er verweist darauf, dass Jesus Christus mit Verbrechern gesprochen und sich um sie bemüht habe. "Ich möchte, wie Jesus, eher positiv einwirken", sagt Beneke.

Peter Brinkmann, der Kirchenmitglied sei, habe um diese Andacht gebeten. Daraufhin habe sich Beneke mit dem Ahlerstedter Kirchenvorstand beraten, sowie mit dem Buxtehuder Superintendenten Helmut Blanke und dem Ahlerstedter Bürgermeister Uwe Arndt. Sie alle hätten die Entscheidung mitgetragen. Ähnlich sei die Stimmung im Dorf: Die absolute Mehrheit hat volles Verständnis", sagt Beneke. Zwar sei eine Protestaktion der Jusos angekündigt gewesen, doch von der war nichts zu spüren.

Ahlerstedter Politiker stärken Beneke den Rücken. "Ich halte das Verhalten der Kirche für nachvollziehbar", sagt Ralph Lindemann, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Ahlerstedter SPD. Er legt aber Wert darauf, sich ganz klar von der NPD zu distanzieren. Ähnlich sieht es Heinrich Stucke, Mitglied der CDU-Fraktion im Harsefelder Samtgemeinderat, in dem auch Peter Brinkmann sitzt. "Die Kirche ist für jedermann da". Solange die Andacht nicht zu einer politischen Veranstaltung werde, gebe es auch keinen Grund, sie zu verbieten. Hans-Hinrich Dammann, Fraktionsvorsitzender der Freien Wählergemeinschaft im Ahlerstedter Rat, will sich hingegen kein Urteil erlauben. Er verweist aber darauf, dass Brinkmann lange Zeit Ortsbrandmeister in Wangersen war, und im Vorstand der Volksbank saß.

Auch die hannoversche Landeskirche verteidigt die Entscheidung Pastor Benekes. "Die Kirche hat den Auftrag, das Evangelium als Zuspruch und Anspruch jedermann zu sagen", sagte dazu Kirchensprecher Johannes Neukirch der EPD.

Kircheninterne Kritik kommt allerdings nicht nur aus der Heide, sondern auch aus dem nahe gelegenen Buxtehude. "Ich denke wir hätten anders entschieden. Man muss nicht zu allem Ja und Amen sagen", sagt Henning Karow, Vorsitzender des Kirchenvorstandes der Buxtehuder Gemeinde St. Petri.