Darf ein NPD-Mitglied in einer Kirche seine Goldene Hochzeit feiern?

Der erste Impuls ist zu sagen: Nein, darf er nicht. Christlicher Glaube beruht auf Nächstenliebe und das passt nicht mit dem rassistischen Weltbild der Rechtsextremen zusammen.

Setzt man sich hingegen intensiv mit dem Thema auseinander, tut sich ein innerer Konflikt auf. Ist es nicht gerade die christliche Nächstenliebe, die für jeden Menschen gelten muss? Kann ein Pastor sagen: Ich schließe dich von einer Andacht in der Kirche aus, weil mir deine politische Überzeugung nicht passt?

Zumindest theoretisch hätte der Pastor das durchaus tun können. Denn im Christentum kommt dem persönlichen Gewissen des Menschen eine große Bedeutung zu. Wenn der Pastor entschieden hätte, dem NPD-Mitglied die Andacht zu verwehren, weil sein Gewissen es ihm verbietet, hätte niemand etwas dagegen sagen können.

In diesem Fall hat der Pastor genau anders entschieden. Er hat sein Gewissen befragt und ist nach langen Überlegungen zu dem Schluss gekommen, dass er eine Andacht für ein NPD-Mitglied mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Auch dagegen kann niemand etwas sagen.

Doch der Pastor muss auch damit leben, dass andere Mitglieder seiner Kirche die Entscheidung kritisieren, weil sie selbst wiederum zu einem anderen Schluss gekommen wären, und jetzt auf Distanz zu dem Geistlichen gehen. Auch das fällt unter die Freiheit, die jeder Mensch in seinem eigenen Empfinden hat.