Hamburg Port Authority erwartet Gutachten, wo das giftige Material gelagert werden soll

Moorburg. Der Zeitpunkt der Entscheidung naht. Wird Moorburg-Mitte künftig Standort einer Deponie für Hafenschlick sein? Die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) erwartet, dass Mitte Mai das Ergänzungsgutachten vorliegt, das Aufschluss darüber geben soll, ob die Trinkwasserqualität des nahen Wasserwerks Süderelbe, Neuwiedenthaler Straße, durch den schadstoffbelasteten Schlick gefährdet sein wird. Falls ja, müsste ein neuer Standort gewählt werden. An zweiter Stelle der Auswahl für eine Deponie befand sich bislang das Elbdorf Neuenfelde (Kreis Harburg). Der Landkreis Stade, der sich ebenfalls um die Lagerung des Schlicks bei Wischhafen beworben hatte, bekam keine Zusage aus Hamburg.

Beim ersten Gutachten, das Moorburg als bestgeeigneten Deponiestandort auswies, war ein Förderbrunnen in der Nähe des möglichen Deponiestandorts, östlich der A 7, zwischen Moorburger Elbdeich im Norden und Fürstenmoordamm im Süden, schlichtweg vergessen worden. Die Unterlagen, die den Gutachtern für die Standortauswahl von Behörden zur Verfügung gestellt worden waren, wiesen den Horizontalfilterbrunnen 2 (HFB 2) nicht aus. So wurde wohl eine Fehlentscheidung getroffen, weshalb ein Ergänzungsgutachten her musste.

Gefördert wird aus einer dem Oberflächengrundwasser nahen Tiefe von etwa 30 Meter, wenige Hundert Meter von der geplanten Deponie entfernt, an Moorburger Hinterdeich und Waltershofer Straße. Die Fließrichtung des Grundwassers verläuft in Richtung Südwest, also in Richtung des Wasserwerks. Der "Runde Tisch Moorburg", die Bürgervertretung des rund 800 Einwohner zählenden Elbdorfs, weist darauf hin, dass in der Nähe des geplanten Deponiestandorts, an Moorburger Hinterdeich/Moorburger Kirchdeich, ein weiterer Brunnen aus etwa 300 Meter Tiefe Wasser fördert. Rainer Böhrnsen, Sprecher der Bürgervertretung: "Für uns ist der Fall klar. Moorburg kann einfach kein Standort für eine Schlickdeponie sein. Beim Auswahlverfahren hatten die Gutachter bereits andere Standorte ausgeschlossen, die von Förderbrunnen der Wasserwerke noch viel weiter entfernt waren."

HPA-Sprecher Alexander Schwertner sieht das anders: "Es kommt bei der Beurteilung auch auf die Beschaffenheit des Untergrunds an, ob er tragfest ist und ob er für Schadstoffe von der Oberfläche durchlässig ist." Sollte Moorburg trotz der Förderbrunnen von den Gutachtern als geeigneter Standort festgestellt werden, würde HPA den Bezirk Harburg und den "Moorburger Gesprächskreis" (Bürgervertreter und Senatsrunde) unterrichten. Auch alle Umweltverbände, die an dem bisherigen Gutachterverfahren wegen der Umweltverträglichkeitsbetrachtungen beteiligt waren, werden über das Ergebnis des Ergänzungsgutachtens informiert. Anschließend würden Bebauungsplan und Planfeststellungsverfahren folgen.

Laut HPA-Sprecher Schwertner sei Neuenfelde nicht automatisch der Alternativ-Standort, falls Moorburg nicht mehr in Frage komme. Schwertner: "Die weitere Reihenfolge geeigneter Flächen sieht Neuenfelde zwar an zweiter Stelle vor, danach Billwerder-West und Kirchsteinbek, aber die Bewertung müsste im Einzelnen neu getroffen werden." Als Standort in Neuenfelde ist an eine Fläche westlich des Nincoper Deichs, südlich der Nincoper Straße gedacht. Auch bei diesem Standort würde wegen der Transportwege für den Schlick die Nähe zur Baggergut-Trennanlage Metha, Finkenwerder Straße/Waltershof, eine Rolle spielen. Wie berichtet, muss HPA für Baggergut aus dem Hafen noch Unterbringungsmöglichkeiten schaffen, weil die Kapazität der Deponiebauten in Francop (Bezirk Harburg) und Feldhofe (Bezirk Bergedorf) voraussichtlich 2013 erschöpft sein werden.

Wegen früherer Einleitungen in die Elbe und immer noch vorhandener Schadstoffbelastungen gilt der Schlick beim Ausbaggern als Sondermüll und muss deponiert werden, weshalb für die Zeit nach 2013 noch Deponiebedarf besteht. Der nächste Schlickhügel wird wohl Hamburgs letzter Deponiebau sein. HPA rechnet damit, dass ab 2025 die Schadstoffbelastungen nur noch natürliche Größenordnung haben und der Schlick mit dem Elbstrom ins Meer fließen kann. HPA sieht bereits die Zeit mit dem Ende der Deponiebauten Francop und Feldhofe im Jahr 2013 und einem bis dahin bebaubaren neuen Deponiestandort knapp werden. Schwertner: "Weil es zu einem zeitlichen Engpass kommen kann, suchen wir im Bieterverfahren Deponien im Umland, die Baggergut aufnehmen können."