Buxtehude. Es fing an mit einem kleinen Flirt, dann kam die Verlobung, und am Ende stand das große Finale, die Vermählung. Die Geschichte der Städtepartnerschaft zwischen Blagnac und Buxtehude ist eine Liebesgeschichte zweier Kommunen, die sich langsam aufeinander zubewegten, den anderen mit der Zeit besser kennenlernten, um schließlich im Juni dieses Jahres ihre Silberhochzeit zu feiern.

25 Jahre währt das Bündnis zwischen dem südfranzösischen Städtchen nahe Toulouse und seinem deutschen Pendant vor den Toren Hamburgs. Das sind 25 Jahre Vokabeln lernen, neues Essen entdecken, Landschaften erkunden, Freundschaften schließen und immer wieder in den Bus oder das Flugzeug steigen, um die 1500 Kilometer, die zwischen den beiden Orten liegen, zu überwinden.

Mit einem Festprogramm will Buxtehude vom 10. bis 16. Juni das silberne Jubiläum feiern - und natürlich wird auch eine Abordnung aus Blagnac dabei sein. Es wird an mehreren Orten in der Stadt Musik, Show und Sport geben, Künstler stellen ihre Werke aus, Wein kann gekostet werden und französisches Kino bestaunt.

Initiator Herbert Pfeiffer erinnert sich ganz genau an die Anfänge

Das dreitägige Buxtehuder Altstadtfest, das am Freitag, 11. Juni, beginnt, hat der Altstadtverein schlankerhand in das Programm integriert und um die Blagnacer Band "Chucky Arla" erweitert. Zur offiziellen Festveranstaltung am Freitagabend von 18.30 Uhr an sind alle Bürger eingeladen, das deutsch-französische Programm aus Musik, Sketchen und kulinarischen Spezialitäten zu verfolgen.

Immer wieder wird dann wohl in den Gesprächen zwischen Deutschen und Franzosen der Satz zu hören sein: "Weißt du noch, wie alles begann?" Damals, als die ersten zarten Bande untereinander geknüpft wurden und die Buxtehuder anfingen, Französisch zu lernen und die Blagnaçais Deutsch. Einer, der sich an alles ganz genau erinnert, ist Herbert Pfeiffer.

Der 71 Jahre alte Vorsitzende des deutsch-französischen Freundschaftskreises (DFFK) Buxtehude strahlt, wenn er ins Erzählen kommt und lieb gewonnene Namen nennt: Elie und Annemarie Chemello, das Ehepaar, bei dem er und seine Frau Jutta seit Jahren unterkommen, wenn sie in Blagnac sind, oder Guy Abar, der sozusagen das Scharnier der Städtefreundschaft war.

Der Airbus-Mitarbeiter war von Blagnac nach Finkenwerder versetzt worden und verdiente sich an der Buxtehuder Volkshochschule (VHS) ein kleines Taschengeld als Französischdozent hinzu. Dort traf er Anfang der 80er-Jahre auf viele engagierte Buxtehuder, unter anderem auf das Ehepaar Pfeiffer, das einen Französischkurs belegte, weil ihnen die Sprache schon immer am Herzen lag. Als die Verbindung zu Frankreich immer enger wurde, reifte die Idee, eine Städtepartnerschaft mit Blagnac auf die Beine zu stellen.

"Wenn wir in Blagnac über den Markt gehen, werden wir von vielen erkannt"

Rudi Camerer, der damalige Direktor der VHS, machte es sich schließlich gemeinsam mit dem damaligen Buxtehuder Stadtdirektor Christian Herrmann zur Aufgabe, dieses Vorhaben zu unterstützen. Über Guy Abars Kontakte hatte sich da schon längst eine Gruppe von Buxtehudern nach Blagnac aufgemacht, und der Gegenbesuch der Franzosen sollte auch nicht lange auf sich warten lassen. "Ein richtiges Schneeballsystem hatte sich entwickelt", sagt Herbert Pfeiffer.

Stadtdirektor Christian Herrmann und Jacques Puig, der Bürgermeister Blagnacs, tauschten sich untereinander aus und beschlossen, als Vorlauf zur offiziellen Städtepartnerschaft im Juni 1984 erst einmal den DFFK in Buxtehude und ein ähnliches Komitee in Blagnac zu gründen. Man traf sich, lernte sich kennen, die Vereine klinkten sich ein und als erste Buxtehuder Schule war schließlich die Halepaghen-Schule mit im Boot.

Doch das war längst nicht alles: Die Französischkurse an der VHS wurden ausgeweitet, immer mehr Buxtehuder Vereine fuhren nach Blagnac, und dann stiegen auch die Realschule und das Gymnasium Süd sowie die Realschule Nord beim Schüleraustausch mit ein. Im Juni 1985 machten die zwei Kommunen schließlich ernst und besiegelten ihre Verbundenheit mit der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde in Buxtehude, der im Oktober die Unterzeichnung in Blagnac folgte. Die Ehe war geschlossen, die Freundschaft zweier Städte, die sich von der Basis aus entwickelt hatte und nicht von oben verordnet worden war, hatte ihren offiziellen Rahmen gefunden.

Pfeiffer befürchtet, dass Französisch vom Chinesischen verdrängt wird

"Wir sind die Motoren der Gemeinschaft", sagt Herbert Pfeiffer über die Arbeit des derzeit 100 Mitglieder zählenden DFFK. In Blagnac sind etwa 80 Mitglieder in der AFA, dem Verein "Amicale Franco-Allemande" aktiv. Über alles, was in Politik, Verwaltung oder Industrie geschehe, werde der Freundschaftskreis informiert. Trotz aller positiven Entwicklung der Städtepartnerschaft befürchtet Pfeiffer jedoch, dass das Französische mit der Zeit immer stärker vom Chinesischen oder Russischen verdrängt werden könnte. Alle Welt blicke eben nach Osten. Deshalb sei es seiner Meinung nach wichtig, die Schulen und damit die jungen Leute rechtzeitig in den Austausch mit einzubinden.

Er selbst will das Gefühl nicht missen, in Südfrankreich bei guten Freunden einzukehren. "Wenn wir in Blagnac über den Wochenmarkt gehen, werden wir von vielen Leuten sofort erkannt." Wer freundliche und offen auf die Leute zugehe und ein bisschen die Sprache des Gastlands beherrsche, habe im Ausland schon gewonnen, ist sich Pfeiffer sicher.

Junge Leute lernen in Frankreich ein ganz anderes Leben kennen

Man lerne dort ein ganz anderes Leben kennen, und das sei vor allem für junge Leute gut. Angst, in der fremden Sprache etwas falsch zu machen und womöglich ausgelacht zu werden, hat Pfeiffer nicht: "Ich bin ja unter Freunden." Was solle da schon passieren?

Auch von französischer Seite hat er ganz konkrete Fortschritte in der Völkerverständigung ausgemacht: Sprachen die Franzosen anfangs immer von ihren Freunden aus "Büxtehüde", so ist auch dort mittlerweile stets von "Buxtehude" die Rede.