Wie man aus der Not eine Tugend machen kann, zeigt die Samtgemeinde Harsefeld. Als einzige Kommune im Landkreis investiert sie Geld in ein Gutachten, das das allgemein bekannte - und noch immer weithin ignorierte - Phänomen der Überalterung im konkreten Fall untersucht. Aus dem wenig anheimelnden Bild einer Gemeinde der Rentner wird so ein detaillierteres, mehrfarbigeres Gemälde.

Mit den Daten haben Politik und Verwaltung jetzt die Möglichkeit, zu reagieren und die gravierendsten Folgen des Wandels abzumildern. Andere Gemeinden, die sich erst später vorbereiten, werden einen weitaus höheren Preis zahlen. Schulschließungen und andere Härten werden wesentlich plötzlicher über die Bürger hereinbrechen. Doch bei der Vorbereitung, die Harsefeld jetzt angeht, geht es nicht nur im Krisenmanagement. Sie bedeutet auch eine kleine Revolution für die Verwaltung.

Stadtplanung, so sagt es das Gutachten, muss sich künftig an den konkreten Wünschen der Neubürger orientieren. Im Wettbewerb zwischen den Kommunen, den Peter Kramer voraussagt, werden sie zu Kunden. Damit gibt es vielleicht auch eine gute Seite der Überalterung: Wenn Gemeinden erst um ihre Bürger kämpfen müssen, sollten Bürokratie und Amtsjargon alter Prägung der Vergangenheit angehören. Harsefeld stellt sich mit der Studie den Herausforderungen der Zukunft. Wenn mehr Politiker in Deutschland vor Jahrzehnten ähnlich gehandelt hätten, dann gäbe es das Problem heute vielleicht nicht.