Die Werke des Bildhauers stehen überall in der Region. Morgen wird Eggers' Büste des Boxers Max Schmeling enthüllt

Nottensdorf/Hollenstedt. Er ist Bildhauer, Maler und Musiker. Kurz: ein Künstler mit vielen Talenten und Facetten. Carsten Eggers aus Nottensdorf hat morgen eine besondere Freude, die viele Menschen mit ihm teilen werden. Um 17 Uhr wird in Hollenstedt seine Bronze-Skulptur der Box-Legende Max Schmeling enthüllt. Zur feierlichen Einweihung des neuen Denkmals vor der Max-Schmeling-Halle werden prominente Gäste und Wegbegleiter des Ausnahmesportlers erwartet, darunter Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann, Box-Idol Henry Maske, die Box-Weltmeister Vitali und Wladimir Klitschko, Uwe Seeler und Johannes B. Kerner.

Für Carsten Eggers selbst waren die vergangenen Tage noch einmal Schwerarbeit, denn das Aufsetzen und Montieren der etwa 1,70 Meter hohen Schmeling-Büste ist eine logistische Herausforderung, die mit schwerer Technik gemeistert werden muss.

Bereits heute wird die Büste aufgestellt. Für den 52-jährigen Künstler und Max-Schmeling-Fan ist dies wohl ebenso bewegend wie die Enthüllung einer großen Arbeit. Wie ihm sein Werk gelungen ist, wird er von den Gästen hören. "Darauf bin ich natürlich sehr gespannt", sagt der Künstler, "aber noch wichtiger ist für mich, dass heute bei der Montage der Büste alles perfekt passt und gut verläuft".

Für den Nottensdorfer ist der Akt der Enthüllung kein Debüt. Er hat bereits vielen Berühmtheiten ein Denkmal gesetzt, unter anderem Rudi Carrell, dem unvergessenen Showmaster, aber auch Originalen aus der Region und Persönlichkeiten der Zeitgeschichte wie etwa dem Mönch Heinrich vor der Kirche in Steinkirchen, dem Erz-Abt zu Harsefeld oder dem Heiligen Liborius in Bremervörde.

Carsten Eggers ist ein Meister der leisen, feinen Gesten, stets mit dem Blick auf das Wesentliche, das den Betrachter sofort ein Déjà-vu erleben lässt. So glaubt man beim Deichgraf auf Krautsand oder beim "Olen Schipper" in Estebrügge, dass man diesen Typen doch vor kurzem erst begegnet ist. Auch der Bronze-Gruppe "Drei Generationen" im Ortskern von Rotenburg hat Eggers eine liebenswerte Lebendigkeit eingehaucht, bei der nichts Zufall ist.

Jedes Detail seiner Werke ist bewusst inszeniert. Seine realistische und vertraut-natürliche Darstellung entsteht zugleich durch die lässigen Posen einiger seiner Ganzkörper-Plastiken. "Sie entstehen nach lebenden Modellen, aber mit einer minimalen Übertreibung", sagt der Künstler. Und immer sei da ein Reiz, im großen Ganzen noch ein kleines Kunstwerk zu inszenieren. Ob eine Sitzfalte in der Hose, der ungebügelte Knopflochzipfel oder eine leicht überzogene Nase. All das verblüfft den Betrachter, weil das Kunstwerk nicht nur sympathisch wirkt, sondern ähnlicher scheint, als das Original. "Ich sehe meine Arbeiten als Mahnmale der Gelassenheit, die zu einer kurzlebigen und hektischen Zeit einen Gegenpol bilden", sagt Eggers über die Philosophie seines Wirkens. Das habe er schon sehr früh so in seinen Werken umgesetzt.

Und dies gelingt ihm mit meisterlicher Hand. Aus schweren Materialien zaubert Eggers mit scheinbarer Leichtigkeit lebendige Ausdrucksstärke, ganz gleich, wie verschieden die Gesten und Aussagen der Dargestellten sind.

Kritisch ist er bis zuletzt mit seinen teilweise tonnenschweren Werken.

"Ich besuche sie möglichst nie, sondern meide sie, wie der Teufel das Weihwasser", scherzt der Künstler, "denn es ist ja so, dass ich nichts mehr daran ändern könnte, wenn ich Fehler entdecken würde." Es sei so, wie mit Kindern, die eines Tages das Haus verlassen und selbst mit dem Leben klar kommen müssen, wenn sie erwachsen sind. "Man hat ihnen das Beste mitgegeben und muss sich damit abfinden, wenn nicht alles perfekt ist."

Zudem habe er in der Intimität des Ateliers eine lange Zeit mit den Werken verbracht. Außerhalb hingegen stelle sich alles in anderer Atmsphäre dar.

Der in Stade geborene Eggers zeichnete bereits als Kind Karikaturen und begann mit etwa 18 Jahren mit der Malerei. 1978 ging er auf eine Studienreise nach Frankreich, in die Keimzelle des Impressionismus. Stark geprägt davon und in Anlehnung an van Gogh, Cezanne und Monet, entstanden Eggers' Bilder norddeutscher Landschaften. Bereits 1979 zeigte er seine erste Ausstellung in Jork, gemeinsam mit seinem Vater Richard Eggers. Er wandte sich jedoch relativ früh, etwa mit 24 Jahren, der Bildhauerei zu, der er sich fortan intensiv widmete.

Das Malen studierte Carsten Eggers bei seinem Vater, dem berühmten Maler. Das Grundstudium der Bildhauerei absolvierte der Nottensdorfer Künstler bei Professor Franz Rotter in Cuxhaven und schloss daran ein Bildhauer-Studium bei Professor Karl-Heinz Thürk an der Freien Kunstakademie in Nürtingen (Baden-Württemberg) an. Wie viele Kunstwerke er geschaffen hat, mag Eggers nicht beziffern. "Nach dem Zwanzigsten habe ich aufgehört zu zählen", sagt der Bildhauer. Wenn morgen wieder ein Kunstwerk vollendet ist, steht die Frage nach Neuem an. "Ja, es gibt natürlich neue, gute Projekte", sagt Carsten Eggers. Aber: "Es wird abergläubisch auf Holz geklopft und vorab nichts verraten."