Grünendeich feiert am Sonnabend seinen Leuchtturm. Das maritime Denkmal ist seit dem 1. Januar 1900 in Betrieb.

Grünendeich. Maritimes Flair an der Unterelbe: 51 Leuchttürme säumen den Strom zwischen Hamburg und der Elbmündung in Cuxhaven. Sie weisen den großen Pötten und kleinen Seglern sicher den Weg in der Fahrrinne.

Die meisten der Leuchtfeuer sind seit Jahrzehnten in Betrieb, einige haben längst Museumsstatus. Einer dieser Leuchttürme steht am Sonnabend, 8. Mai, besonders im Mittelpunkt: das Oberfeuer Grünendeich.

Rund um den rot-weißen Leuchtturm am Kirchenstieg, zwischen Rathaus und Elbdeich, sowie auf dem historischen Gitterbau selbst ist Volksfeststimmung angesagt. Mit Musik, Tanz und buntem Familienprogramm feiert die Gemeinde Grünendeich dort ein Leuchtturmfest.

"Es soll ein buntes, schönes Fest für die Menschen unserer Gemeinde und möglichst viele Gäste sein, die uns alle herzlich willkommen sind", sagt Grünendeichs Bürgermeisterin Maren Köster-Hetzendorf. Sie wird um 13 Uhr die Feierlichkeiten auf der maritimen Party-Meile eröffnen. Ihr zur Seite stehen die Altländer Obstmajestäten, vorneweg die "Ollanner Appelkeunigin" Katharina Schuback , die aus Grünendeich stammt. Erwartet wird auch die am vergangenen Wochenende gekrönte Blütenkönigin aus Jork, Meike Tilsner, in ihrer prächtigen Altländer Brauttracht.

Rund um den rot-weißen Turm stellen sich Hobbykünstler vor, Vereine geben Einblicke in ihre Arbeit. Die Feuerwehr und der örtliche Sportverein sorgen in einem "Kuchenzelt" für eine zünftige Bewirtung der Besucher. Dort haben die Ratsmitglieder ihre gestifteten Torten aufgebaut, die zum Schlemmen verführen sollen. Aus dem Verkaufserlös wird das Leuchtturmfest mitfinanziert.

Musikalisch wird es mit dem "Männergesangverein Harmonie Mittelnkirchen von 1844" maritim. Die Altländer Volkstanzgruppe, der Katharinenchor aus Stade, Kinderlieder mit Ute Bülau, der Stader Jugendchor "Pop Academy" und die Gruppe "Notausstieg" sind ebenfalls mit von der Partie beim Unterhaltungsprogramm. Ein echter Hingucker ist die "Line-Dance"-Gruppe. Auf dem angegliederten Flohmarkt, an dem sich alle Anlieger beteiligen können, kann wieder nach Herzenslust gehökert und gehandelt werden.

Auch im Haus der Maritimen Landschaft Unterelbe, am Ende des Kirchestieges (Haus 33), ist an diesem Tage die Kapitänsbrücke geöffnet. Kapitän Rolf Bruns nimmt von 13 bis 15 Uhr Besucher mit auf die Brücke, erklärt Kompasse und Langwellenempfänger, traditionelle Navigation mit Sternen und anderes mehr.

Im Mittelpunkt des Festes steht aber der Leuchtturm an der Straße "Kirchenstieg", der allein durch seine Lage mitten im Ort etwas ganz Besonderes ist. Von 13 bis 18 Uhr ist er an diesem Tag für Besichtigungen geöffnet.

"Ein besonderer Höhepunkt sind die Führungen auf dem Leuchtturm", verspricht Manfred Junge, Leiter der Außenstelle Stade des Wasser- und Schifffahrtsamtes Hamburg. "Zum einen können die Besucher die 164 Stufen der höchsten Wendeltreppe im Alten Land erklimmen. Zum anderen hat man vom Rundgang des Turmes aus etwa 35 Metern Höhe eine fantastische Panorama-Sicht auf die Elbe und das Blütenmeer der Altländer Obstgärten", sagt Junge.

Während der Führung erklären Manfred Junge und vier seiner Mitarbeiter vom Wasser- und Schifffahrtsamt den Gästen alles Wissenswerte über die Funktion und Bauweise der Leuchttürme im Allgemeinen und speziell zum Grünendeicher Oberfeuer.

"Das Seezeichen wurde 1899 erbaut und ist seit dem 1. Januar 1900 in Betrieb. Es bildet mit dem Unterfeuer Lühe, das direkt an der Lühemündung steht, eine so genannte gleichgängige Richtfeuerlinie zur Orientierung der Kapitäne der großen Pötte im Fahrwasser der Elbe", sagt Junge. Das Oberfeuer Grünendeich steht 1 546 Meter vom neueren Unterfeuer Lühe entfernt, das in seiner heutigen Form seit dem 11. Dezember 1970 in Betrieb ist. "Derzeit bekommt das Unterfeuer Lühe einen neuen Kopf und ist noch verhüllt", informiert Manfred Junge.

Das Oberfeuer in Grünendeich ist als Stahlgitterturm mit einem innenliegenden Treppenrohr konstruiert und ist mit einer Sichtweite von 16,54 Seemeilen (das entspricht etwa 30,63 Kilometern) angegeben. Doch die Nautik-Experten vom Wasser- und Schifffahrtsamt erklären den Besuchern noch viel mehr über Navigation und Seezeichen an der Unterelbe. Denn nicht nur der Grünendeicher Stahlriese ist sehenswert: Von den 51 Seezeichen entlang der Elbe sind die meisten hochinteressante technische Bauwerke und Denkmale.

Sie haben klangvolle Namen wie "Dicke Berta", "Alte Liebe", "St. Margarethen", "Julesand" oder "Scheelenkuhlen" und prägen das maritime Bild der Unterelbe-Landschaft maßgeblich mit. Dass es so viele Leuchttürme zwischen Hamburg und der Elbemündung gibt, hat einen besonderen Grund: Die Elbe zwischen dem Hamburger Hafen und der Mündung in Cuxhaven gehört zu den meistbefahrenen Seewasserstraßen Europas. Um den Schiffsverkehr reibungslos durch das Fahrwasser zu lotsen, gibt es Richtfeuer und Leitfeuer an den Ufern des Flusses.

Richtfeuer haben die Funktion, einem Seefahrzeug den genauen Kurs zu markieren. Sie bestehen aus dem ufer- oder küstennahen, niedrigerem Unterfeuer und einem weiter im Landinneren stehenden, höheren Oberfeuer. Fährt ein Kapitän exakt den richtigen Kurs, müssen Ober- und Unterfeuer genau übereinander in der sogenannten Richtfeuerlinie zu sehen sein. Ist der Schiffsführer vom optimalen Fahrwasser-Kurs abgekommen erscheinen die beiden Feuer versetzt.

Ein Leitfeuer hat die gleiche Funktion wie oben beschriebenes Richtfeuer: den Kurs zu markieren. Zur Kurskennzeichnung dienen Sektoren mit unterschiedlich farbigem Licht. Der mittlere Sektor (meist weiß) ist der Leitsektor und kennzeichnet den Kurs. Die beiden äußeren Warnsektoren zeigen durch die Farbe die Kursabweichung an. Ein Warnfeuer markiert mit Leuchtfarben, Sektoren genannt, Gefahrenzonen. Rote Sektoren weisen auf gefährliche Bereiche hin, mit grünen Sektoren wird häufig unsicheres Fahrwasser markiert. Es mahnt den Schiffsführer zu besonderer Umsicht.