Braderup. Für die nächsten zwei Jahre ist Charlie Esser das Gesicht für den Naturschutz auf Sylt. Was die 25-Jährige plant.

Zwischen Heidekraut und Kartoffelrosen fühlt Charlie Esser sich wohl. Um genau zu sein: am wohlsten. Lässt man den Blick über die Braderuper Heidelandschaft schweifen, sieht man gleich dahinter das Meer. Auch wenn der Ausblick für die 25-Jährige nicht neu ist, so ist er ab dem kommenden Jahr mit neuen Herausforderungen verbunden. Ab März tritt gebürtige Neusserin die Stelle als Naturschutzbotschafterin der Insel Sylt an und übernimmt damit das Amt der bisherigen Botschafterin Stella Kinne.

„Es ist so schön, an der frischen Luft zu sein und mitzubekommen, was sich in der Natur mit den Jahreszeiten alles so verändert“, sagt Esser auf die Frage, weshalb sich die studierte Geografin dafür entschieden hat, sich in den kommenden zwei Jahren für den Naturschutz auf Sylt zu engagieren.

Aus der Großstadt Köln ging es für Esser bereits vor einem Jahr auf Nordfriesische Insel, um ihr Freiwilligenjahr bei der Naturschutzgemeinschaft Sylt anzutreten. „Ich bin absolut kein Stadtmensch, und ich freue mich, wenn ich anderen Menschen meine Begeisterung für die Natur näherbringen kann“, so Esser. Bereits ihre Eltern hätten die künftige Botschafterin und ihren Bruder für ein Leben mit der Natur sensibilisiert.

Naturschutz: Sylt bekommt eine neue Botschafterin

Zu den Aufgaben der künftigen Naturschutzbotschafterin gehört neben dem Kartieren von Pflanzen, das Zählen von Vögeln sowie Naturschutz-Führungen mit Touristen oder Insulanern. „Ich habe das als sehr erfüllend empfunden“, erzählt die bisherige Botschafterin Stella Kinne. Eigentlich, so Kinne, sei es das Schönste an ihrer Arbeit gewesen, Menschen mehr Bewusstsein für die Zerbrechlichkeit der Natur zu vermitteln. Zudem sei Kinne insbesondere durch die vielen tagtäglichen Begegnungen mit Besuchern und Insulanern gewachsen. Einsam habe sich die 24-Jährige nie gefühlt, sagt sie. Darüber hinaus soll das Amt der Naturschutzbotschafterin Sylt die Interessen von sechs Naturschutzvereinen bündeln und repräsentieren.

Um Esser für die anstehenden Projekte und Aufgaben fit zu machen, gab es an diesem Freitagvormittag einen Crashkurs von Kinne. „Ich habe so viel durch die ehrenamtlichen Helfer der Naturschutzvereine gelernt und mir auch selbst viel angelernt, das versuche ich Charlie noch mitzugeben“, sagt die studierte Buchwissenschaftlerin.

Ein Projekt, das der damaligen Quereinsteigerin Kinne dabei richtig ans Herz gewachsen ist, sind die sogenannten Strandinseln. Um das Artensterben zu stoppen, hat Kinne bestimmte Bereiche des Dünenstrandes mit Holzpflöcken abgesperrt. Besucher dürfen diese nun nicht mehr betreten. Kritik von Besuchern kam dafür keine. Im Gegenteil: „Wenn man mit den Besuchern durch die Dünen läuft und erklärt, warum wir das machen, ist uns bisher immer großes Verständnis entgegengebracht worden.“

Projekte, die für die kommenden zwei Jahre auf der Agenda stehen, sind beispielsweise das Zählen von Schweinswalen sowie das Überprüfen des Berg- und Zauneidechsenbestands auf der Insel. „Gefühlt geht der Bestand zurück, und wir würden gerne zusammen mit Besuchern und Touristen erfahren, wie viele Tiere tatsächlich auf der Insel leben“, sagt Roland Klockenhoff, Vorsitzender der Naturschutzgemeinschaft Sylt. Dies könne etwa über das Fotografieren der Tiere erfolgen.

Stella Kinne will nach den insgesamt drei Jahren auf der Insel jetzt erst mal reisen. Geplant ist ein Flug nach Neuseeland. „Und wenn möglich, möchte ich auch dort im Naturschutz arbeiten und das Erlernte anwenden.“ Esser wird das Amt der Naturschutzbotschafterin im März antreten und sich nach und nach bei allen Vereinen und Akteuren auf der Insel vorstellen.