Heide/Berlin. Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck betonen die Bedeutung der Gigafactory von Northvolt. Doch es gab auch Misstöne.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die strategische Bedeutung von Investitionen wie der Northvolt-Batteriefabrik bei Heide für Deutschland und Europa betont. „Deutschland war, ist und bleibt ein starkes Industrieland“, sagte Scholz am Montag bei einem Festakt zum Bau der Gigafactory in Hedwigenkoog bei Heide. „Und die Herstellung guter Autos bleibt auch über den Verbrennermotor hinaus Rückgrat unserer Industrie.“

Dafür brauche es Batteriezellen aus deutscher Herstellung. Deshalb sei der Bau der Gigafactory bei Heide eine gute Nachricht für das ganze Land. 3000 Jobs entstünden bei Northvolt direkt, noch einmal 10.000 würden im Umfeld der Fabrik erwartet. „Daraus ergeben sich riesige Chancen für den Mittelstand.“

Northvolt-Batteriefabrik: Scholz, Habeck und Günther drücken Startknopf für Bauarbeiten

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) rechnet damit, dass sich an der Westküste durch den Bau vieles verändern wird. Das sei der Sinn der ganzen Übung für Deutschland, aber auch für die Region. „Es wird anders aussehen. Es ist ein großer Eingriff“, sagte Habeck. Umgekehrt bedeute dies, dass Arbeitsplätze und Wertschöpfung entstünden und die Region touristisch attraktiver werde.

Bundeskanzler Olaf Scholz (2. v. r.) bei der Feier des Baustrarts dder Northvolt-Batteriefabrik.
Bundeskanzler Olaf Scholz (2. v. r.) bei der Feier des Baustrarts dder Northvolt-Batteriefabrik. © Marcus Brandt/dpa

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sprach von einem großen Tag der Freude. Mit dem Bau der Fabrik werde sichtbar, dass sich Investitionen in erneuerbare Energien lohnten. „Hier wird klimaneutrales Industrieland sichtbar.“

Das Beispiel Northvolt zeige, dass dies keine Spinnereien seien. Die Landesregierung unterstütze die Region, brauche aber auch in den kommenden Jahren Hilfe vom Bund beim Ausbau von Verkehrsinfrastruktur, um die Batterien auch aus der Fabrik zu bekommen.„Wir haben hier eine echte Wachstumsregion, die auf ganz Deutschland ausstrahlen wird.“

Am Vormittag sollten Scholz, Habeck und Günther gemeinsam mit Northvolt-Chef Peter Carlsson und Northvolts Deutschlandchef Christofer Haux auf dem Gelände für die Fabrik in Lohe-Rickelshof und Norderwöhrden den Startknopf für die Gründungsarbeiten für das erste Fabrikgebäude drücken.

Northvolt: Fabrikeröffnung von Bauernprotest begleitet

Bund und Land fördern die Batteriefabrik mit rund 700 Millionen Euro. Hinzu kommen mögliche Garantien über weitere 202 Millionen Euro, die noch bewilligt werden müssen. Die Produktion soll 2026 anlaufen.

Der Auftritt von Bundeskanzler Olaf Scholz (r.) auf der Baustelle wurde von Bauernprotesten begleitet.
Der Auftritt von Bundeskanzler Olaf Scholz (r.) auf der Baustelle wurde von Bauernprotesten begleitet. © Marcus Brandt/dpa

Begleitet wurde die Eröffnung der Baustelle von Bauernprotesten. An einem Trecker brachten Landwirte ein Schild mit der Aufschrift „Butter, Brot und Bier machen wir“ an.

Greenpeace begrüßt Bau der Gigafactory

Dagegen begrüßte die Umweltschutzorganisation Greenpeace die Gigafactory. „Diese Batteriefabrik nutzt grünen Strom unmittelbar dort, wo er entsteht, sie holt Wertschöpfung zurück ins Land und kann dem bislang viel zu langsamen Umstieg auf saubere E-Autos in Deutschland Schwung verleihen“, sagte Mobilitätsexperte Benjamin Stephan. Wenn das neue Werk rechtzeitig einen leistungsfähigen Bahnanschluss erhalte, könne es „zu einem ermutigenden Leuchtturmprojekt für das ganze Land“ werden.

Die Hamburger CDU-Bürgerschaftsfraktion gratulierte dem Nachbarland zu der Fabrik und erhofft sich einen Impuls auch für Hamburg. Nach dem kräftigen Anschub durch EU, Bund und Land Schleswig-Holstein von fast einer Milliarde Euro müssen jetzt schnelle Planungen und Genehmigungen folgen, damit weitere Projekte erfolgreich umgesetzt werden können und die Energiewende wirtschaftlich ein Erfolg wird, auch im Hamburger Hafen, der so dringend neue Kraft braucht“, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher Götz Wiese.