Kiel. Der Schwung am Arbeitsmarkt lässt nach - auch im Norden. Doch anders als im Süden bleiben die Zahlen 2020 voraussichtlich positiv.

Weniger Arbeitslose und mehr Jobs - dieser Trend soll sich in Schleswig-Holstein trotz der Konjunkturschwäche im neuen Jahr fortsetzen, aber schwächer als im Vorjahr. Arbeitsagenturchefin Margit Haupt-Koopmann und Arbeitsminister Bernd Buchholz (FDP) zeigten sich am Mittwoch in Kiel verhalten optimistisch.

2019 waren im Land erstmals seit fast 40 Jahren im Jahresmittel weniger als 80 000 Menschen arbeitslos. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag im Schnitt über einer Million, und das soll den Prognosen zufolge auch 2020 so bleiben. Vor gut acht Jahren gab es noch 850 000 Jobs.

Haupt-Koopmann sieht Schleswig-Holstein im Vergleich zu den anderen westdeutschen Ländern als "Fels in der Brandung". Die Arbeitslosigkeit werde voraussichtlich um 0,9 Prozent weiter sinken. Das sei der beste Wert aller westdeutschen Länder, sagte die Arbeitsagenturchefin.

Sie betonte auch: "Seit Einführung von Hartz IV im Jahr 2005 hat sich in Schleswig-Holstein die Zahl der Arbeitslosen halbiert - von 161 500 auf 79 700". Ende Dezember wurden im Land 79 000 Arbeitslose registriert; die Quote betrug 5,0 Prozent.

Jugend- und Langzeitarbeitslosigkeit sinken

Auch aus Sicht des Ministers hat sich der Norden vom Rest der Bundesrepublik "etwas abgekoppelt". Er begründete dies mit der mittelständisch geprägten Wirtschaftsstruktur. In Industriezentren mit stärkerer Exportorientierung seien die Umbrüche größer. "Das wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt aus."

Daraus resultierten auch Chancen für den Norden. "Wir sind ein attraktives Bundesland", sagte Buchholz. Zwar seien hier die Einkommen niedriger als im Süden, aber auch die Lebenshaltungskosten. Und: "Hier wohnen nicht nur die glücklichsten Menschen, sondern hier arbeiten auch die glücklichsten Menschen".

Buchholz sprach von einer insgesamt positiven und "wahnsinnig erfreulichen" Entwicklung im Norden. Jugend- und Langzeitarbeitslosigkeit seien im vorigen Jahr deutlich gesunken.

Unternehmen sollen in Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren

Als zentrales Thema für den Arbeitsmarkt hoben Haupt-Koopmann und Buchholz die Fachkräftesicherung hervor. Sie riefen die Unternehmen auf, in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter zu investieren. Die Betriebe müssten sich auch für potenzielle Auszubildende attraktiv machen, sagte Buchholz. Der Ausbildungsmarkt habe sich klar zu einem Bewerbermarkt entwickelt.

Nach Angaben der Arbeitsagentur nahmen im vergangenen Jahr fast 5000 Flüchtlinge und Migranten sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen auf. Das waren demnach 1000 mehr als im Vorjahr. Ganz überwiegend gehörten diese Jobs zum "un- und angelernten Bereich", wie Haupt-Koopmann sagte.

Die Flüchtlinge und Migranten seien "Fachkräfte von übermorgen". Etwa ein Drittel dieser Menschen seien mittlerweile in Beschäftigung. In den nächsten zwei Jahren könne der Anteil auf die Hälfte steigen, sagte Haupt-Koopmann. "Ich bin da sehr zuversichtlich."