Glinde. Schock in Glinde bei Hamburg: Säugling in Handtuch gewickelt und in der Erde verscharrt. Die Mordkommission ermittelt.

Grausiger Fund in einem Wald in Glinde bei Hamburg: Schüler einer sechsten Klasse haben bei einer Aufräumaktion am Freitag eine Babyleiche zwischen den Bäumen entdeckt – nur wenige Meter entfernt vom Sportplatz des Gymnasiums am Oher Weg.

Am Vormittag waren Schüler einer sechsten Klasse beim Müllsammeltag für die traditionelle Aktion „Unser sauberes Schleswig-Holstein“ durch den Gellhornpark gestreift, der direkt an das Schulgelände grenzt – ein kleines Wäldchen, etwa 30 Meter breit und gut 200 Meter lang. Ein zwölf Jahre alter Schüler wollte gegen 11 Uhr ein scheinbar achtlos weggeworfenes blaues Handtuch aufheben – doch er erlitt den Schock seines Lebens. Eingewickelt in das Handtuch, teils noch im Erdreich verscharrt, lag da der tote Säugling.

Finder der Babyleiche muss von Seelsorger betreut werden

Der Zwölfjährige musste anschließend ebenso wie seine Mitschüler von Notfallseelsorgern betreut werden, mehrere Mädchen waren vor Schreck kollabiert. Am Nachmittag brachte ein Bestatter den Leichnam zur Uniklinik Lübeck, wo das Baby noch an diesem Wochenende obduziert werden soll.

Vom Ergebnis erhoffen sich die Ermittler Antworten auf zentrale Fragen. So ist unklar, ob das Kind noch lebte, als es abgelegt wurde. Auch das Geschlecht war am Freitagabend noch nicht bekannt, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion Lübeck.

Behutsame Befragung der Kinder

Über Stunden waren die Beamten der Bezirkskriminalinspektion aus Lübeck am Fundort aktiv, um Spuren zu sichern und alles zu dokumentieren. Jedes Detail könne hilfreich sein, die Mutter des verscharrten Säuglings zu finden, hieß es. Behutsam wurden die beteiligten Kinder befragt, ebenso der Hausmeister und Lehrkräfte.

Auf die Ermittler machte die Wahl des Ablageortes nicht den Eindruck, als habe jemand intensiv nach einem Versteck gesucht. Nach Rücksprache mit Rechtsmedizinern geht die Polizei davon aus, dass der Säugling dort nicht länger als zwei Wochen lag.

Staatsanwaltschaft sucht Zeugen

Die Staatsanwaltschaft Lübeck sucht daher Zeugen, die ungefähr seit dem 8. März in dem Waldstück nahe der Straße Schönhorst verdächtige Beobachtungen gemacht haben. Hinweise bitte an die Bezirkskriminalinspektion Lübeck, Telefon 0451 131-0.

In Glinde sorgte der Leichenfund für Bestürzung. Passanten zeigten sich erschüttert. Wie die Schule mit der für die Schüler hochbelastenden Situation umgehen will, ist noch nicht bekannt – das Gymnasium Glinde wollte sich auf Abendblatt-Anfrage am Freitag nicht äußern. Die Glinder Schulen sagten ihre Müllsammelaktionen rund um ihre Gebäude für den Sonnabend ab.

Schon 2018 gab es eine Tragödie

Die Kleinstadt vor den Toren Hamburgs kennt Tragödien mit Kindern: Erst im August 2018 waren dort zwei fünf und sechs Jahre alte Jungen in einem unzureichend gesicherten Regenrückhaltebecken ertrunken.

Hamburg blieb in den vergangenen Jahren von derart grausigen Funden verschont. Zuletzt waren 2014 in einem Schließfach im Hauptbahnhof zwei stark verweste Babyleichen entdeckt worden. Einen Tag zuvor hatte die Polizei die Mutter, eine 39-Jährige aus Bad Schwartau, an der Mönckebergstraße aufgegriffen, nachdem sie sich zuvor einer gynäkologischen Untersuchung entzogen hatte. Bei der psychisch kranken Frau fanden sie auch den Schlüssel für das Schließfach.