Kiel. Schlaglöcher, Spurrinnen, Holperstrecken – so sehen viele Landesstraßen in Schleswig-Holstein zum Verdruss von Auto- und Radfahrern aus. Bis 2030 soll alles wieder schier sein, wenn die Pläne von Verkehrsminister Bernd Buchholz aufgehen. Mit einer nachhaltigen Strategie wolle er die Straßen bis dahin wieder in einen Top-Zustand versetzen, sagte der FDP-Politiker am Montag.
Derzeit gelten von 3541 Kilometern Landesstraßen gut 950 als dringend sanierungsbedürftig. Etwa 900 Kilometer davon sollen bis einschließlich 2022 flottgemacht werden. Zudem werden 400 Kilometer Radwege und mehr als 50 Brücken saniert.
Sanierungsstau von 1,2 Milliarden Euro
Dafür stellt die Landesregierung bis 2022 rund 360 Millionen Euro bereit. 190 Einzelmaßnahmen will der Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr in diesem Zeitraum vorrangig umsetzen. Es gibt klare Kriterien: Verkehrsbedeutung, Netzfunktion, regionale Prioritäten, wirtschaftliche und touristische Bedeutung sowie die Bedeutung einer Straße für den öffentlichen Nahverkehr rangieren ganz oben.
Über die Jahrzehnte hat sich an den Landesstraßen im Norden ein Sanierungsstau von etwa 1,2 Milliarden Euro aufgebaut. Ein bisschen hatte sich schon in den vergangenen Jahren getan, nachdem das Land die Mittel von zehn Millionen auf 46 Millionen Euro im Vorjahr schrittweise aufgestockt hatte. So sank der Anteil der schlechten Straßen von 31 auf 27 Prozent.
Dies reiche nicht aus, sagte Buchholz. 90 Millionen Euro jährlich seien erforderlich, und diese Summe sei bis 2022 auch ausfinanziert. Von den 90 Millionen Euro fließen 70 Millionen in Fahrbahnen, die restlichen 20 Millionen in Brücken und Radwege. „Das ist eine Kraftanstrengung“, so der Minister.
Die Folge: viele Baustellen
Dabei wird nicht unbedingt mit den schlechtesten Straßen angefangen, sondern eher mit denen, deren Zustand kritisch zu werden droht – um Folgeschäden zu vermeiden. „Die Anzahl der Baustellen wird sich hier entsprechend erhöhen“, sagte der Direktor des Landesbetriebs, Torsten Conradt. „Das müssen wir ertragen, um den Sanierungsstau abzutragen“, sagte Buchholz.
Der Landesbetrieb werde die Bauarbeiten auf das Jahr breiter verteilen, kündigte Conradt an. „Wir werden nicht mehr nur in Ferienzeiten bauen können.“ Besonders in den Kreisen Nordfriesland und Schleswig-Flensburg sind viele neue Baustellen zu erwarten.
Kürzere Verfahren gefordert
Bleibt das Personal: Der Landesbetrieb wurde bereits auf 65 Mitarbeiter aufgestockt; für 25 weitere Stellen ist der Bedarf angemeldet. Straßenbau-Ingenieure sind am begehrtesten, aber auch Techniker und Bauaufseher willkommen. Der Landesbetrieb mit seinen Niederlassungen in Kiel, Flensburg, Lübeck, Itzehoe und Rendsburg biete sichere und abwechslungsreiche Arbeitsplätze samt guter Aufstiegschancen, und das in einem der schönsten Urlaubsländer in Deutschland, sagte Buchholz.
Der Baugewerbeverband begrüßte das Vorgehen der Landesregierung. Der Substanzverzehr werde nun aufgehalten, sagte Hauptgeschäftsführer Georg Schareck. Kontraproduktiv sei das geltende Planungs- und Genehmigungsrecht: „Wir brauchen zum einen beschleunigte und abgekürzte Verfahren bei den Planfeststellungsbeschlüssen und zum anderen brauchen wir digitale Verfahren in den Behörden.“
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