Yalda Nieschke spielt als Linksaußen in der C-Jugend des TSV Ellerbek und in der Hamburger Auswahl. Beim DHB-Lehrgang scheiterte sie knapp

Quickborn/Ellerbek. Dass Yalda Nieschke sich gern bewegt und dabei talentiert ist, zeigte sich schon früh. Bereits im Alter von zwei Jahren konnte sie Fahrrad fahren – ohne Stützräder. Mit vier Jahren lernte Nieschke das Skifahren. Ein Jahr später kam sie in die Leistungsgruppe im Turnen. Noch heute fährt sie zusätzlich Snowboard im Winterurlaub. Das ernergiesparende Herumsitzen ist nicht ihre Sache.

Die Achtklässlerin des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums in Quickborn spielt in der C-Jugend des TSV Ellerbek als Linksaußen Handball. Und Yalda Nieschke ist als eines der größten Talente aus dem Kreis Pinneberg fester Bestandteil der Hamburger Landesauswahl. „Ich spiele seit meinem fünften Lebensjahr Handball. Ich liebe Handball als Mannschaftssport und mag den tollen Teamgeist“, sagt das Talent, das einst seine Mutter Antje bei deren Spielen besuchte. Beim Handball könne man sich so richtig auspowern. „Man muss schnell laufen, schnell reagieren und auch mal fest zupacken. Außerdem braucht man einen guten Wurf“, so Nieschke, der zudem das „Abfeiern nach einem Tor oder Sieg“ gefällt.

„Unsere ganze Familie ist zwar sportbegeistert, aber nicht über das normale Maß hinaus. Ich kann mir diesen ausgeprägten Bewegungsdrang auch nicht wirklich erklären“, sagt Andreas Nieschke, Yaldas Vater. Drei- bis viermal im Jahr verbringt die Familie ihren Urlaub auf Mallorca. Doch nur am Strand zu faulenzen, ist nicht die Sache der Nieschkes: Es wird getaucht, geschnorchelt oder von den Klippen ins Meer gesprungen. Yaldas Name ist persischer Herkunft, in Anlehnung an ein Fest, das den Sommer einläutet, und bedeutet „die längste Nacht“. Sie hat zwei größere Brüder. Maxime, 16, der bis Juni ein Austauschjahr im US-Bundesstaat Maine verbringt. Marcel, 20 Jahre alt, besucht die Berufsfachschule Norderstedt.

Ein normaler Wochentag im Leben der Quickbornerin sieht so aus: Aufstehen um 6.15 Uhr, um 7.45 Uhr geht es mit dem Fahrrad zur Schule – oft wird vorab noch kurz für eine anstehende Arbeit oder einen Vokabeltest gelernt. Gegen 14.30 Uhr endet der Schultag. Zweimal in der Woche steht dann abends noch ein knapp zweistündiges Handball-Training in Ellerbek an. Klavier spielt Nieschke ebenfalls, sie geht zum Konfirmanden-Unterricht und schwingt freitags für den ETC in Ellerau auch noch den Tennisschläger. Alle zwei Wochen trainiert sie noch mit der Handball-Auswahl des Hamburger Verbands. Am Wochenende kommen die Punktspiele mit der C-Jugend des TSV dazu, teilweise hilft sie auch in der B-Jugend aus. Nicht selten werden die Hausaufgaben beim straffen G-8-Schulalltag erst abends erledigt. Danach wird noch ein wenig gelernt, gechattet oder Fernsehen geschaut. Um 22 Uhr ist Bettruhe. Insgesamt verbringt Yalda Nieschke rund zwölf Stunden in der Woche mit Sport – manchmal auch mehr. „Die Zeit zwischen Schulschluss und meinem nächsten Termin ist meistens sehr kurz. Wenn dann noch Tests und Klassenarbeiten geschrieben werden, habe ich richtig Stress“, sagt die Schülerin und fügt an: „Ich muss dann jede freie Minute zum Lernen nutzen. Manchmal lasse ich dann das Training ausfallen, weil die Schule vorgeht.“

Vor allem im November und Dezember sei es sehr anstrengend gewesen, weil viele Klassenarbeiten anstanden und zur gleichen Zeit Sondertraining wegen des Kienbaum-Events eingelegt worden war. Zu diesem Sichtungslehrgang des Deutschen Handball Bundes wurde die TSV-Akteurin eingeladen. 120 Spielerinnen der Landesauswahlen aus dem Norden der Bundesrepublik waren zu dem viertägigen Lehrgang im brandenburgischen Kienbaum aufgebrochen. Ziel dieser Veranstaltung ist es, Spielerinnen für die Jugendnationalmannschaften zu finden. Yalda Nieschke, die die abschließenden Allstar-Partie als eine von 29 Teilnehmerinnen spielte, verpasste den Sprung in den erlauchten Kreis von sieben Spielerinnen, die es später in den Junioren-Bundeskader schaffen könnten. Dennoch war Hamburg-Auswahltrainer Adrian Wagner mit den Leistungen seiner vier Spielerinnen – neben Nieschke waren es Leonie Mettner (ebenfalls Ellerbek), Kerstin Maurer und Marie Kranefuss (AMTV Hamburg) – zufrieden. Sie sollen durch den Landesverband nun noch intensiver gefördert werden.

Den Traum, später einmal das Hobby als Profi zum Beruf zu machen, hat die Linksaußen derzeit nicht. „Im Frauen-Handball kann man nicht viel Geld verdienen. Vielleicht reicht es aber später, um mit dem Sport meine Ausbildung zu finanzieren“, so die ehrliche Antwort. Tendenzielle Berufswünsche hat das Bewegungstalent aber doch schon: Eventuell möchte sie später einmal als Sportlehrerin oder im Sportmarketing arbeiten. Hauptsache Sport.