Nach 17 Jahren geht der deutsche Meistertitel wieder an den MSC Brokstedt – der Bokeler Matthias Kröger hilft kräftig mit

Bokel/Brokstedt. Nach 17 Jahren gewinnt der MSC Brokstedt wieder den langersehnten Titel in der Speedway-Bundesliga und macht in einem packenden Finale vor rund 4000 Zuschauern auf dem heimischen Holsteinring Furore. Dafür verantwortlich war auch der Bokeler Profi Matthias Kröger. Mit der schweren Hypothek eines Sieben-Punkte-Rückstandes – das erste Finalrennen verloren die Brokstedter zwei Tage zuvor in Landshut gegen die „Devils“ vom AC Landshut mit 43:50 – setzte die Crew um Kapitän Tobias Kroner (Dohren) von Beginn an auf eine geschlossene Teamleistung.

Pole Miskowiak erweist sich als Glücksgriff für die Gastgeber

Dabei musste MSC-Managerin Sabrina Harms die Zusammenstellung ihrer Equipe kurzfristig überarbeiten, denn der Däne Peter Kildemand konnte nach seinem Unfall in Landshut nicht für die Brokstedter starten. Mit Robert Miskowiak (Polen) verpflichtete Harms jedoch einen Ersatzfahrer, der mit seinen 13 Punkten letztlich entscheidenden Anteil am Titelgewinn hat.

Nach vier deutlichen Laufsiegen zum Auftakt setzten die „Wikinger“ gegen Landshut bereits früh ein deutliches Zeichen. Als Landshut im sechsten Lauf den deutschen Grand-Prix-Fahrer Martin Smolinski mit der Joker-Rolle ausstattete und dieser für seinen Laufsieg ganze sechs Zähler kassierte, keimte zwar noch einmal Hoffnung bei den Gästen auf, doch ließen sich die Gastgeber nicht aus der Ruhe bringen und setzten die eingeschlagene Marschroute weiter fort. Scheinbar elektrisiert durch die Kulisse – die Fans in Brokstedt sorgten für eine perfekte Stimmung, die an die goldenen Zeiten des Bahnsports in den 1980er Jahren erinnerten – fuhren die Schleswig-Holsteiner Punkt um Punkt ein und nährten im Verlauf des Rennens, das auf einer bestens präparierten Bahn stattfand, die Hoffnung auf den Titelgewinn.

Im vorletzten Lauf sorgten Robert Miskowiak und Tobias Kroner mit einem 4:2-Erfolg für die Entscheidung. Am Ende wurde mit dem 53:40-Heimsieg nicht nur der Rückstand aus dem ersten Finale aufgeholt, sondern auch der DM-Titel gesichert. MSC-Mannschaftskapitän Tobias Kroner: „Heute hat bei uns am Schluss alles gepasst. Wir hatten uns viel vorgenommen und haben unser Ziel letztlich erreicht.“

Dieses Triumphgefühl umgibt auch „Matten“ Kröger. Mehr als 30 Jahre sitzt er bereits auf dem Motorrad, um im schnellen Drift um die Sand-, Gras- und Speedwaybahnen dieser Welt zu jagen. Während andere Spitzensportler mit 45 Jahren längst gelassen auf ihre Karriere zurückblicken, scheint beim Bokeler noch kein Ruhestand bevorzustehen. „Ich werde natürlich häufig durch die Blume gefragt, wann denn nun Schluss sei. Ehrlich gesagt habe ich mich aber noch nicht wirklich mit dem Tag X befasst“, so Kröger, dessen Rennfahrerleben ihn fast auf sämtliche Bahnen in Europa, aber auch auf Speedway-Rennstrecken Australiens, Neuseelands und der USA gelockt hat. Kröger: „Vielleicht warte ich einfach auf den geeigneten Moment für eine Rücktrittserklärung – vielleicht noch einmal auf den ganz großen sportlichen Erfolg.“

Seine Trophäensammlung aus mehr als 1100 Rennen ist groß, so wurde er allein dreimal Langbahn-Teamweltmeister mit der deutschen Nationalmannschaft. „Rennen zu bestreiten, ist nicht nur mein Beruf. Ich habe immer noch viel Spaß und genieße jeden Moment auf dem Motorrad.“

Den jungen Wilden kann Kröger mit Routine entgegentreten

Auch wenn die Strapazen eines Wochenendes im Hochgeschwindigkeitsrausch heute eine weitaus längere Regenerationsphase verlangen als in den Anfangsjahren seiner Karriere, gibt Kröger auch heute noch alles. „Ganz so bedingungslos wie früher gehe ich heute nicht mehr zu Werke. Der Kopf spielt einfach eine größere Rolle. Gerade gegen die jungen Wilden der Szene kann ich durchaus mit meiner Erfahrung zu glänzen.“

Für den Speedway-Bundesligisten MSC Brokstedt ist dies durchaus ein Argument, auch in Zukunft noch auf seinen „Altmeister“ zu setzen.