Nach den fünf anstrengenden Turniertagen genießt das Pferd von Nisse Lüneburg die Erholung in Wedel

Das Deutsche Spring- und Dressur-Derby in Klein Flottbek bewies wieder, dass es zum Höhepunkten im internationalen Pferdesport gehört. Am Sonntag richtete sich der Blick auf den Sieger Calle Cool. Was im Parcours so leicht und flockig aussah, wurde hart erarbeitet und trainiert. Fortuna war im Stechen mit im Spiel, und Calle Cool konnte den Sieg nach Hause tragen.

Der Eichenkranz gehört nun dem fleißigen und erfahrenen Hasen, der sich im Parcours nicht so leicht beirren ließ. „Mit den Fotografen und der TV- Kamera hat er es nicht so, mit dem Einritt war ihm wohl klar, um was es hier geht.“

Bei den Sprünge, die sehr dicht an der Zuschauertribüne stehen, haben wir alle innerlich gezittert – guckt er oder galoppiert er mit seinem Reiter flott durch den Parcours weiter? Bei der Siegerehrung war Nicole sofort zu Stelle, damit er etwas ruhiger für die Fotografen stehen blieb. „Fremde lässt er nicht so gerne an sich heran, das Vertrauen zwischen den beiden ist endlos.“ Ihr Schützling hatte aber eher die Idee, schnell in den Stall zu kommen. Die 25.000 Zuschauer jubelten wild und ausgelassen, Calle selbst dagegen empfand den ganzen Trubel als überflüssig.

Doch was braucht ein Athlet wie Calle Cool im Alltag, damit alles so richtig perfekt läuft? Wir hatten die Gelegenheit, mit seiner Pflegerin Nicole Wezel, einen Blick in den Tagesablauf zu werfen. Alles ist genau organisiert, ansonsten ist das Tagespensum mit weiteren Pferden nicht zu schaffen.

Zunächst werden die Pferde jeden morgen um 6 Uhr mit drei Kilogramm Heu geweckt. Danach gibt es im Schnitt 1,2 Kilogramm Kraftfutter, dieser Ablauf wiederholt sich jeweils mittags und am Abend. „Calle Cool ist mit seinem Futter zum Glück ganz unkompliziert, Hafer braucht er nicht, er hat genug Temperament und Power.“ Zum Kraftfutter gibt es in der Mittagszeit spezielles Heu mit Alpenkräuter, in der Fachsprache Luzerne genannt. „Das vernascht er richtig mit Genuss“, sagt Nicole Wezel. Am Vormittag steht ihr Schützling immer gerne auf seinem Graspaddock, da kann er sich austoben und fröhliche Bocksprünge machen. Es geht zu dieser Jahreszeit immer mit einer Fliegendecke aufs Paddock, die lästigen Bremsen und Fliegen nerven.

Es geht auch nie ohne Beinschutz und Hufeisenschutz (Glocken) nach draußen. Beim Herumtoben werden somit Verletzungen ausgeschlossen. Viel Abwechslung ist für die Pferde immer positiv, damit es nie langweilig für die Vierbeiner im Kopf wird. „Seine Eigenschaften und das Vertrauen habe ich mir bei ihm erarbeitet“, sagt Nicole Wezel. „Calle schaut sich ganz genau die Menschen an und lässt sich nicht gerne von fremden Personen streicheln. Da dreht er sich dann einfach mal weg.“

Vor der Mittagszeit wird der Derbysieger jeden Tag verschieden gearbeitet. Ein Longentag, Ausreiten, lockeres Training und einmal in der Woche Springen stehen in Wedel auf dem Trainingsprogramm. Beibringen kann man diesem vierbeinigen Sportler nichts mehr. „Vor dem Derby haben wir noch zwei Trainingsturniere in Marne und eines in der Nähe von Bremen besucht. Die nächsten Turniere können warten, wir haben nach dem Sieg keine Eile.“ Zudem müsse das Turnier mit seinen Ausschreibungen und Prüfungen auch passen. Lässige Trainingsrunden sind im Schritt, Trab und Galopp nun besonders beliebt. „Er ist ein absolutes Charakterpferd, ich liebe ihn abgöttisch und würde für Calle Cool alles tun.“ Sollte am Tagesende doch noch Zeit bleiben, geht die Pferdewirtin auch gerne mit ihm an der Hand ins Gelände. Eine kleine Snackpause mit Grasen ist bei diesen Spaziergängen immer erlaubt.

Das ganze Team ist auf den Erfolg von Calle Cool sehr stolz, denn nur zwei Reiter kamen in Klein Flottbek fehlerfrei durch den 1230 Meter langen Kurs. Neben Nisse Lüneburg mit dem 17 Jahre alten Holsteiner Wallach Calle Cool blieb auch der Mecklenburger Andre Plath aus Timmendorf auf der Insel Poel mit dem Wallach Cosmic Blue bis dahin fehlerfrei. „Das Stechen war für uns ein emotionaler Krimi“ sagt Nicole Wezel. Voll des Lobes war aber auch Derbysieger Nisse Lüneburg. „Es war Calles Tag“, sagte der Wedeler.