Steuerfahndung beim FC Elmshorn sorgt im Rahmen des Oddset-Pokalspiels für Gesprächsstoff. FCE triumphiert gegen Norderstedt 4:2

Elmshorn. „Der Air France bin ich dankbar, dass sie mich nicht mitnehmen wollte. Sonst hätte ich das Spiel verpasst“, sagte Helge Werner Melzer. Der Präsident und Sportdirektor des FC Elmshorn freute sich riesig über das 4:2 (2:0) seiner Oberliga-Fußballer im Oddset-Pokal über Regionalliga-Neuling Eintracht Norderstedt. Verärgerung, dass er vormittags so verspätet am Schalter erschienen war, dass ihn die französische Fluggesellschaft nicht mehr an Bord ließ und er seine Geschäftsreise nach Paris nicht antreten konnte, war Melzer nicht anzumerken.

Genau so gelassen hatte Melzer auf einen unangemeldeten Besuch am Tag vorher reagiert. Ermittler der Staatsanwaltschaft Itzehoe und Steuerfahnder des Finanzamts Elmshorn nahmen in seinen Privat- und Geschäftsräumen Vereinsunterlagen in Augenschein. „Die haben ein paar Kopien gezogen, und das war es dann auch schon“, spielt Melzer die Aktion herunter (siehe Kasten auf dieser Seite). Helge Werner Melzer beißt herzhaft in seine perfekt gegrillte Bratwurst: „Schauen Sie mich an. Wirke ich etwa unentspannt?“

Früherer Raspo-Obmann schwärmt von einem „tollen Krimi“

Es folgten 90 hoch dramatische Minuten, die der Sportdirektor und 680 Fans so rasch nicht vergessen werden. Zunächst einmal teilten die Norderstedter sein Schicksal, nicht pünktlich gewesen zu sein – Stau auf der Autobahn. Mit viertelstündiger Verspätung und viel Beifall, als Stadionsprecher Maik Freter den Namen des ehemaligen FCE-Torjägers Jan Lüneburg im Gästetrikot mit der Rückennummer neun verlas, ging es schließlich los. Alle hatten vorher von Lüneburg geredet. Dann wurde es das Spiel des Ex-Eintracht-Stürmers Milos Ljubisavljevic, der das 2:0 nach einer abgefälschten Flanke von Maurizio D’ Urso köpfte (44.) und das 3:2 mit einer direkt verwandelten Ecke erzielte (85.).

Der frühere Raspo-Obmann Kuddl Mumm schwärmte von einem „tollen Krimi“ mit der Ironie, dass ausgerechnet Aytac Erman das Tor in die fünfte Runde des Wettbewerbs aufgestoßen hatte. Die Neuerwerbung aus der Türkei sollte ursprünglich auf der Reservebank Platz nehmen. Dann schlüpfte Erman doch noch in die Startelf, weil auch Pascal Eggert im Verkehr stecken geblieben war. Nach einem Freistoß von Yannick Sottorf und einen Kopfball von Patrick Scheidt grätschte Erman den Ball zum 1:0 über die Torlinie (10.), um in der Halbzeit gegen den verspätet eingetroffenen Eggert ausgewechselt zu werden.

Den furiosen zweiten Durchgang eröffnete Eggert mit einem fulminanten Schrägschuss knapp am Tor vorbei. Patrick Scheidt verschuldete einen Strafstoß an Jürgen Tunjic (früher Rasensport Elmshorn/59.), den Philipp Koch zum 1:2 der Gäste verwandelte. In einem atemraubenden Tempo ging es weiter. Im Minutentakt eröffneten sich den Elmshornern Großchancen, den vorherigen Abstand wiederherzustellen. Dann hatte der nur vor dem Seitenwechsel sehr gefährliche Lüneburg seine einzige auffällige Szene im zweiten Durchgang, als er per Kopfball das Tor zum 2:2 von Björn Nadler in die Wege leitete (85.).

Es war der große Auftritt von Milos Ljubisavljevic

Ljubisavljevics zweiter (Genie-)Streich bewahrte die Elmshorner vor der Verlängerung und weiterem Kräfteverschleiß vor dem Punktspiel nur 48 Stunden später gegen den SC Vier- und Marschlande (Freitag, 19.30 Uhr). Der Jubel kannte keine Grenzen mehr, als D’ Urso alle Restzweifel am Weiterkommen mit dem 4:2 ausräumte (90.). Einen Kommentar gab Helge Werner Melzer dann doch noch ab, der bezog sich aufs Sportliche: „Es wird so kommen, wie von mir prophezeit. Im Winter werden wir weit vorne in der Tabelle zu finden sein.“