Mitglieder von Sportfreunde Pinneberg wählen nach Finanz-Querelen neuen Vorstand. Spielbetrieb ist gesichert

Pinneberg. Vögel besingen die hochsommerliche Abendsonne in den Wipfeln der Bäume, die der idyllisch gelegenen Sportanlage an der Müssentwiete in Pinneberg-Nord Schatten spenden. Von einem der Fußballplätze sind aufmunternde Rufe, Anweisungen und gelegentlicher Torjubel zu hören. Hier pulsiert das Vereinsleben von Sportfreunde Pinneberg, einem 1945 gegründeten Traditionsclub, der das Areal im Wechsel mit dem wesentlich jüngeren Ortsrivalen TBS Pinneberg nutzt.

Doch die Mitglieder des 1945 von Flüchtlingen aus Ostdeutschland unter dem Namen FC Stettin gegründeten Stadtteilclubs hatten zuletzt wenig Anlass zu Freudenausbrüchen. Das vierblättrige Kleeblatt im Vereinswappen versagt derzeit seinen Dienst als Glücksbringer. Vielmehr stand der Verein, den Mitglieder und Fans liebevoll "Sporti" nennen, vor der Zerreißprobe, nachdem die erst seit Februar 2013 amtierende - und mittlerweile zurückgetretene - Vereinschefin Petra Springer die Buchführung des langjährigen ehemaligen Geschäftsführers und Finanzvorstandes Dieter Staben überprüft und dabei Unregelmäßigkeiten aufgedeckt hatte. Daraufhin stellten sowohl sie als auch ihr Stellvertreter Harry Nievind umgehend ihre Posten zur Verfügung. "Für mich ergab sich angesichts der Fehlbestände als einzige Konsequenz die Selbstanzeige beim Finanzamt", sagte Petra Springer, die herausgefunden hatte, dass Staben Einnahmen am Tresen im Gemeinschaftsraum des Clubhauses und am Kiosk auf dem Sportplatz nicht ordnungsgemäß verbucht hatte.

Für den langjährigen Vereinsmitarbeiter Staben, der die Existenz einer Nebenkasse ebenso wenig verleugnete wie Fehlbeträge in Höhe von etwa 1400 Euro über einen Zeitraum von vier Jahren, begann die Mitgliederversammlung (40 Anwesende) mit Abstimmungsniederlagen. Sowohl sein Antrag, die ursprüngliche Tagesordnung beizubehalten (und einen neuen Vorstand zu einem späteren Zeitpunkt zu wählen), als auch die von ihm angemeldeten Bedenken gegen die Herstellung der Öffentlichkeit wurden von der Versammlung mehrheitlich abgelehnt. Stabens Vorwurf, Petra Springer habe sich aus dem Staub gemacht, trat deren bisheriger Stellvertreter Harri Nievind energisch entgegen. Herbe Kritik erntete Staben nach dessen Wahl auch vom neuen Clubchef. "Dieter, das war ein dummer Fehler, den du dir mit der schwarzen Kasse erlaubt hast", sagte Bernd Röding. Trotz dieser Schelte bekundete Staben Vereinstreue. "Ich sehe keinen Grund, Sportfreunde den Rücken zu kehren."

Die Wahl des neuen Vorstandes war Formsache. Als einziger Kandidat für den Posten des Vereinschefs wurde Bernd Röding mit ebenso deutlicher Stimmenmehrheit gewählt wie sein Stellvertreter Gerhard Rakus und - in Abwesenheit - der neue Vorstand Finanzen, Michael Schumacher, der an der Sitzung aufgrund eines Krankenhausaufenthaltes nicht teilnehmen konnte. Als sportlicher Leiter im Amt bestätigt wurde Andreas Marten, noch gesucht werden ein Schriftführer und ein Marketing-Experte.

Nach Auffassung Bernd Rödings, der auch beruflich Sportverbände und Vereine berät, droht dem Club nach der Wahl eines handlungsfähigen Vorstandes von Seiten der Behörden kaum noch Gefahr. "Dem Finanzamt ist kein Schaden entstanden, die fälligen Beträge sind nachträglich überwiesen worden."

Über die weitere Entwicklung des Clubs hat der neue Vorsitzende, dessen Vater sich ebenfalls lange für den Verein engagiert hatte, nach den jüngsten Turbulenzen konkrete Vorstellungen. "Sportfreunde wird auch in Zukunft ein Stadtteilverein in Pinneberg-Nord bleiben, um allen Jugendlichen in unserem Einzugsgebiet kurze Anfahrten zum Training zu ermöglichen."

HSV-Fußballschule gastiert in den Osterferien 2014 an der Müssentwiete

Das Zusammengehörigkeitsgefühl soll zudem durch verschiedene Aktivitäten weiter gestärkt werden. Ende August oder Anfang September ist ein Eltern-Nachmittag mit Kindern geplant. Das Hallenturnier um den Melo-Cup für Jugendteams soll eine Neuauflage erleben, und in den Osterferien 2014 soll die HSV-Fußballschule an der Müssentwiete Station machen.

Sportlich aber müssen die Fußballer aus Pinneberg-Nord zulegen. Während im Clubheim die Weichen für den Fortbestand des Vereins und die Aufrechterhaltung des Spielbetriebes gestellt wurden, bestritt die zweite Sportfreunde-Mannschaft wenige Meter entfernt ihr Holsten-Pokalspiel der zweiten Runde gegen die SV Blankenese II. Die Gäste aus der Kreisliga siegten 9:0.