Im dritten Teil unserer Sommer-Fitnessserie geht es um TRX. Das Ausbalancieren des Körpergewichts festigt Muskelgruppen, Sehnen und Bindegewebe

Tornesch . 30 Minuten lang hängen, in zwei Seilen. So sieht das Trainingskonzept von TRX aus. Mit Schaukeln wie zu Kinderzeiten auf dem Spielplatz hat es jedoch wenig zu tun. TRX ist ein hartes Schlingentraining, bei dem das Gleichgewicht schnell zum Taumeln gebracht wird. Für Sie, liebe Leser, habe ich mich buchstäblich reingehängt und den neuen Trendsport aus den USA getestet.

Als mir Trainer Jamil Tarkhani in der Sportschule Sinawali in Tornesch zu Beginn des Trainings gegenüber steht, wird mir sofort klar: Das wird kein Zuckerschlecken. Jamil Tarkhani ist professioneller Kampfsportler. Das sieht man ihm an. Für den Trainer im Army-Look-T-Shirt sei der Trendsport eine perfekte Ergänzung und Möglichkeit, sich auszutrainieren. In den Vereinigten Staaten benutze sogar das Militär TRX, damit Amerikas stärkste Männer fit bleiben. Kampfsportler und Soldaten bringen sich mit dieser Trainingsmethode in Form - das kann ja was werden. Ich erahne leise, was auf mich zukommt. Für jeden Kursusteilnehmer stehen zwei Seile mit Riemen zur Verfügung. Die Tornescher Sportschule hat für das Training sogar extra einen Raum eingerichtet.

Auf die Matte, in die Seile hängen und los. Schnell wird das Training gestartet. Sit-Ups, Rumpfübungen, Liegestützen - keine Region des Körpers bleibt verschont. "Das Entscheidende bei TRX ist, dass eine große Bandbreite abgedeckt wird", sagt Trainer Jamil Tarkhani. "Es ist ein totales Körpertraining. Selbst geschwächte Regionen wie der Rücken profitieren davon." Schnellkraft, Kondition, Beweglichkeit, all das wird trainiert. Die Übungseinheiten erinnern ein wenig an klassische Bauch-Beine-Po-Kurse, nur dass man bei TRX zusätzlich in den Seilen schwingt. Erst das Hängen an ihnen bringt die zusätzliche Power.

Das Ausgleichen des Gleichgewichts erhöht den Schwierigkeitsgrad enorm. Schwingen die Füße erst mal in den Seilen in der Luft, wird ein einzelner Liegestütz schnell zur sportlichen Herausforderung. "Dadurch, dass man sein Körpergewicht ausbalancieren muss, sind Muskelgruppen, Sehnen und Bindegewebe dabei, die man sonst nicht erreicht", sagt Jamil Tarkhani. "Das ist ein signifikantes Merkmal von TRX."

Eine Minute lang wird eine Seilübung unter Leitung des Coaches praktiziert. Eine Stoppuhr auf der Fensterbank tickt im Minutentakt von 60 abwärts. Schnell wird die Uhr für mich zum Blickfang. Jamil Tarkhani motiviert uns Schwitzende durch Zurufe, nicht aufzugeben, unsere Leistung zu steigern. Ich versuche mein Tempo zu erhöhen, einen großen durchtrainierten Profikampfsportler mit breiten Schultern widerspricht man lieber nicht. Es gelingt mir sogar, die Bewegungen zu intensivieren, die Gruppendynamik zieht mich mit. "Wir machen kein isoliertes Training", sagt Jamil Tarkhani. "Wir arbeiten gruppenorientiert. Man hat die Komponente Spaß durch das Teamtraining und die zweite Dimension, die beim Hängen in den Seilen entsteht."

Gegönnt wird uns eine Minute Pause. Dann wird die Position in den Seilen gewechselt, die nächste Übung steht an. Ruckzuck sind die anderen Kursteilnehmer bereit zum Startschuss der nächsten Einheit. Ich verheddere mich erst einmal in den Seilen - soviel zum Thema Motorikübungen. Abwechselnd wird eine Minute lang angespannt und entspannt. Das entspricht 15 Minuten voller Intensität.

"Der Kalorienumsatz ist wesentlich höher als beim isolierten Training", sagt der Kampfsportprofi an meiner Seite. 30 Minuten TRX entspreche ungefähr eineinhalb Stunden Einzeltraining. "Das hat damit zu tun, dass wir in Intervallen arbeiten", erklärt Jamil Tarkhani.

Am Ende erweist sich TRX als ein intensives und kompaktes Trainingsangebot. Es ist ein toller Ausgleich zu anderen Sportarten und bringt frischen Wind in das gewöhnliche Fitnessprogramm. Dank der Seile hat man viele Übungsmöglichkeiten. Ich finde es sogar schade, dass das Training nur eine halbe Stunde lang geht. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Es ist ein großes Kompliment für die Trendsportart TRX, wie ich finde. Die Anspannung durch die Gleichgewichtsfindung haben meine Arme und Beine ordentlich zum Zittern gebracht.

Der stetige Wechsel zwischen den Übungen erweist sich nicht als hinderlich. TRX ist für Einsteiger und Fortgeschrittene geeignet. Kindern und Jugendlichen sei das Training jedoch nicht zu empfehlen. Jamil Tarkhani rät davon ab. Die Stützfunktionen seien bei jungen Menschen noch nicht gegeben und man bräuchte für die Übungen zu viel Kraft. Allen anderen, die nicht in diese Alterskategorie fallen, kann ich TRX nur empfehlen. Jeder, der offen für Neues ist, wird Gefallen an dem ungewöhnlichen Schlingentraining aus den USA finden.