Kummerfelder SV ist als Teil der SG BorKum über die Gemeindegrenzen im Jugendfußball bekannt. Das honoriert auch der Hamburger Fußball-Verband

Kummerfeld. Frank Ressel, 57, geht gerne durch Kummerfeld. "Überall grüßen mich kleine und große Menschen. Diese Gemeinschaft ist das Tolle an meiner ehrenamtlichen Arbeit", sagt Ressel.

Der studierte Sportlehrer ist seit 1999 Jugendwart beim Kummerfelder SV. Kurz nachdem er das Ruder übernahm, schloss sich der Verein mit der Nachbargemeinde Borstel-Hohenraden zur Spielgemeinschaft BorKum zusammen. "Wir machten das schon lange im Tischtennis und wollten das auch im Jugendfußball ausprobieren", sagt Kummerfelds Vorsitzender Wolfgang Ständer, 62.

Ebenso wie Ressel freut er sich über die Erfolge seines Vereins im Jugendfußball. Die D-Jugend holte 2012 den Pokal mit einem 4:3 nach Elfmeterschießen gegen den SV Willinghusen und stieg in der abgelaufenen Saison in die Landesliga auf. Die C-Jugend kickt sogar schon in der Verbandsliga.

Die sportlichen Erfolge sind das eine, der soziale Anspruch das andere. Der Verein sponsert Trainerlehrgänge, bietet sehr günstige Beiträge und leistet mit seinen Trainern engagierte Arbeit. "Auch wenn wir nun zwei Mannschaften im Leistungsbereich haben, sehen wir uns als breitensportorientiert", sagt Ressel. Das honorierte der Hamburger Fußball-Verband (HFV) bereits mehrfach - und nicht nur einmal auf sehr überraschende Weise.

2005 wurde die SG BorKum vom HFV zu einem Turnier eingeladen. "Dort erhielten wir den Sepp-Herberger-Preis für unsere starke Jugendarbeit. Wir wussten nicht einmal, dass dort Preise vergeben werden", sagt Ressel schmunzelnd.

Ähnlich lief es 2012 ab. Auf dem Jugendverbandstag wurde vor über 600 Mitgliedern die Vergabe des mit 5000 Euro dotierten Jugendförderpreises an die SG BorKum verkündet. "So etwas motiviert. Da legt man in seiner Arbeit gleich noch eine Schippe drauf", sagt Ressel, der die kurzen Entscheidungswege dank geringer Fluktuation im Verein lobt. Dass die Verantwortlichen sich lange kennen, sei eine Voraussetzung für den Erfolg.

Diesen hatte die Herrenfußballabteilung im vergangenen Jahr nicht. Beide Teams stiegen ab, die erste Mannschaft von der Bezirksliga in die Kreisliga, das zweite Team von der Kreisliga in die Kreisklasse. Besonders unglücklich: Am letzten Spieltag trat Holm zum dritten Mal nicht an und die Spiele mit Holmer Beteiligung fielen aus der Wertung.

Somit musste Kummerfeld II runter, obwohl sportlich die Klasse eigentlich gehalten wurde. An die glorreiche Landesligazeit 2003/2004, sagt Ständer, werde der Verein in absehbarer Zeit nicht anknüpfen können. Bekannte Fußballer wie Ralf Unger, Arno Braeger, Peter Ehlers und Karl-Heinz-Bellmann waren damals Mitglieder des Erfolgsteams.

Ansonsten sieht sich der Verein jedoch breitensportorientiert. In der zweitgrößten Abteilung, der Gymnastik mit 353 Mitgliedern, wird im Gegensatz zum Fußball nicht an Wettbewerben teilgenommen. Neben den Fußballern sind nur die Basketballer sowie die Tennis- und Tischtennisabteilung im Ligensystem aktiv.

Erfolg hatte der Verein auf nichtsportlicher Ebene mit einer gewieften Taktik. Vor zwanzig Jahren bot die Gemeinde Kummerfeld, deren gute Zusammenarbeit mit dem Verein Ständer ausdrücklich lobt, dem Verein den Bau einer Zweifeldhalle an. Der Kummerfelder SV lehnte ab. "Es wären keine Zuschauertribünen dabei gewesen. So wäre es schwer geworden, öffentliche Veranstaltungen durchzuführen", erläutert Ständer. Der Kummerfelder SV wollte lieber warten, bis die Gemeinde eine Dreifeldhalle bauen könnte. Im Jahr 2007 war es dann soweit - und seitdem gewann der Kummerfelder SV 200 Mitglieder hinzu. Neue Sparten wie Basketball, Badminton oder Judo wurden gegründet. "Diese Halle hat uns eindeutig einen Schub gegeben", so betont der Clubchef.

Das nächste Projekt plant er bereits. Der Grandplatz auf der Sportanlage soll in einen Kunstrasenplatz umgewandelt werden. Ein erster Antrag wurde von der Gemeinde verschoben. "Dennoch war die Reaktion nicht negativ", sagt Ständer. Schließlich sei der Verein kerngesund. Gerade deshalb könne die Zukunft geplant und die soziale Balance erhalten werden. Dazu trügen auch gemeinsame Unternehmungen wie das jährlich in Kummerfeld stattfindende Ackerfestival mit vielen starken Bands bei.

Das Event ist bereits weit über die Grenzen der kleinen Gemeinde bekannt. 2012 kamen immerhin 2000 Menschen. "Wir müssen aufpassen, sonst wird das hier noch wie in Wacken", sagt Ständer.

Einen speziellen Wunsch hat hingegen noch sein Jugendwart Ressel: eine Mädchenmannschaft. "Das ist unser nächstes Ziel in der Jugendarbeit. Bisher machen die Mädchen bei uns eher andere Sportarten", sagt Ressel. "Aber wir wollen sie auch für den Fußball motivieren" - und vielleicht irgendwann wieder einmal überraschend geehrt werden."