Der FC Elmshorn unterliegt SC Victoria Hamburg im Finale des Oddset-Pokals nur knapp mit 1:2.

Elmshorn . Zum ausgelassenen Feiern war ihm nicht zumute. Um seinen Freunden beim Hamburger Fußball-Verband und unter den Schiedsrichtern gerecht zu werden, blieb Eugen Igel trotzdem bis vier Uhr morgens in der Victoria-Klause, Stadion-Gaststätte an der Hoheluft.

Am 73. Geburtstag des Teamchefs hatte Oberliga-Meister FC Elmshorn dort das Finale des Oddset-Pokals 2013 gegen den in der Regionalliga stark abstiegsbedrohten SC Victoria verloren. Viel Zuspruch während der dritten Halbzeit trösteten Igel halbwegs über den Schock in der Verlängerung hinweg. Roger Stilz hatte Maß genommen und mit einem unhaltbaren Schuss aus 24 Metern das entscheidende 2:1 des Cup-Verteidigers erzielt. Eugen Igels Vorhersage - "Verlängerung", Elfmeterschießen" - erfüllte sich nur zum Teil. Der Barmbeker bleibt der einzige Trainer, der den Pokal (vor 20 Jahren) jemals in den Kreis Pinneberg holte. Niemand hätte es Achim Hollerieth mehr als Igel gegönnt, dass beider Namen in Zukunft in einem Atemzug genannt werden.

Unruhig wie ein Tiger war Helge Werner Melzer im abgetrennten Bereich der Vereinsoffiziellen neben der Haupttribüne hin- und hergelaufen. Die Belastungen der vergangenen Wochen prallten auch am Sportdirektor nicht ab. Denn da ist noch ein anderes Thema, das bald einer Klärung bedarf: Verzichtet der FC Elmshorn etwa auf seine Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur Regionalliga? Noch ist keine Einigung mit der FTSV Fortuna Elmshorn über die zukünftige Nutzung des Sportgeländes an der Wilhelmstraße erfolgt. Es gibt Streit der ausgegliederten Fußballer mit dem Hauptverein über die Verteilung der Mitgliedsbeiträge. "Wenn wir keine Einigung erzielen, wird der FTSV-Vorstand auch nicht den notwendigen Umbaumaßnahmen an der Wilhelmstraße zustimmen", glaubt Melzer. Das Krückau-Stadion als mögliche Alternative kann vom Norddeutschen Fußball-Verband zusammen mit der Verwaltung erst nach dem Ende der Aufstiegsrunde in Augenschein genommen werden. Sind das die Probleme, vor denen der Motor des Elmshorner Fußballs möglicherweise kapituliert? "Im Fußball kann ich für nichts garantieren", sagt der Sportdirektor. Der in Melzers Pläne zumeist eingeweihte Eugen Igel macht sich keine Sorgen: "Ich bin ganz sicher, dass wir am 1. Juni an der Wilhelmstraße gegen den Zweiten aus Niedersachsen antreten werden."

Eines hatte Melzer betont, immer und immer wieder: "Der Etat für die Regionalliga ist gesichert und beinhaltet lediglich 2000 Euro Einnahmen aus dem Oddset-Pokal." Die drei- oder vierfache Summe ist es nach seiner ersten Schätzung für die Teilnahme am diesjährigen Pokalfinale geworden. Den großen Gewinn machte der SC Victoria, der für den Einzug in die DFB-Pokal-Hauptrunde 100.000 Euro von den Fernsehanstalten einstreicht. Den Elmshorner Spielern entging eine Mannschaftsprämie im fünfstelligen Bereich. Doch keiner dachte ans Geld, als der Abpfiff ertönte und die Unterlegenen einer nach dem anderen - Heiko Ansorge, Patrick Ziller, Jan-Henrik Kaetow, Tim Jeske - restlos enttäuscht zu Boden sanken und von den Ersatzspielern nur mühsam wieder aufgerichtet werden konnten. "Ich setze das mal in Anführungszeichen. Aber wir hätten uns in unserer Welt unsterblich machen können", sagte Stürmer Jan Lüneburg, der mit einem weiten Schlag das 1:1 von Tim Jeske vorbereitet hatte. Es war die Phase am Ende der zweiten Halbzeit, in der die Elmshorner nach riesigen Schwierigkeiten im ersten Durchgang jeglichen Respekt vor dem Gegner ablegten. Verbittert zeigte Dennis Gersdorf mit dem Finger auf Schiedsrichter Ralph Vollmers, dem er kurz vorher noch die Hand gereicht hatte. Der FCE-Kapitän verriet, worum es ging: "Ich habe mich bei ihm für eine sehr gute Leistung bedankt. Aber ich habe ihm auch deutlich zu verstehen gegeben, dass er vor dem zweiten Gegentor ein Handspiel von Conrad Azong übersehen hat." Das Fernsehbild von elbkick.tv vermittelte eher den Eindruck, dass Azong den Ball von der Brust zum Torschützen prallen ließ.

Dieser Mittwoch, 22. Mai, um 19 Uhr beim SC Vier- und Marschlande ist wieder Punktspiel-Alltag, den der FCE mit seiner B-Elf bestreitet. Die anderen wie Toni Ude hatten sich das erste randvolle "Frustbier" noch auf dem Rasen gegönnt und dann mit leeren Blicken die Übergabe der Trophäe an SCV-Kapitän Marcus Rabenhorst verfolgt. Der Schmerz verfliegt nur langsam. Er kehrt zurück, wenn der SC Victoria ein Team aus der Bundesliga im DFB-Pokal zugelost bekommt.