Aufgrund des langen Winters starten die Clubs mit mehrwöchiger Verspätung in die Freiluftsaison. Viele Plätze werden erst in diesen Tagen fertig

Pinneberg. Der Frühling ist da, doch bei vielen Tennisfreunden ist der nervige und lästige Winter noch immer präsent. Die Folgen von drei Monaten Schnee und Dauerfrost haben kaum eine andere sportliche Klientel so hart getroffen wie die Tennissportler und ihre Clubs. So mancher mag es nicht wahrhaben: Der Start in die neue Sommersaison hat sich um rund zwei Wochen verzögert, weil die Plätze für den Medenspielbetrieb noch nicht komplett hergerichtet sind.

Eine derartige Situation gab es seit Jahrzehnten nicht mehr. Bis zum heutigen Tag wurde 2013 kein einziger Ball übers Netz geschlagen. Während die Tenniscourts in der Vergangenheit überwiegend schon Anfang April "bezugsfertig" waren und nach ausgiebiger Pflege (wässern, walzen, abziehen) rund zwei Wochen später für den allgemeinen Spielbetrieb freigegeben werden konnten, kann in diesem Jahr keine Rede davon sein.

Der lang anhaltende Winter und die daraus resultierenden Terminverzögerungen zum Saisonstart veranlasste in der Zwischenzeit auch den Tennisverband Schleswig-Holstein, auf das Drängen der Vereine zu reagieren. Der Verband hat genehmigt, dass die Klubs notfalls in Eigenregie die Abwicklung des Punktspielbetriebes vornehmen. Sollten Anfang Mai noch keine Punktspiele stattfinden können, sind diese im Notfall noch bis August neu anzusetzen. Falls die Tennisclubs keine Einigung erzielen - auch bedingt durch Urlaubs- und Turnierplanungen der Jugendlichen, die in Erwachsenen-Teams spielen - kann der jeweilige Staffel-Spielleiter einen Termin bestimmen.

Insgesamt stehen acht Spieltage im Mai, Juni und August zur Verfügung. Zusätzlich sind der 9. Mai (Himmelfahrt) und das Pfingstwochenende Ausweichtermine. Auch die Ferienränder der Sommerferien - am Anfang das Wochenende 22./23. Juni und am Ende der Ferien (Wochenende 3./4. August) wären mögliche Ausweichtermine. Falls auch das noch nicht reicht, können die Wochenenden 24./25. August und 31.8./1.9. in Anspruch genommen werden.

Betroffen im Kreis sind vor allem Clubs, die angesichts enger werdender Zeitplanung auf unterstützende Firmen angewiesen sind. Ein solcher Verein ist der 330 Mitglieder zählende TC Prisdorf, der 13 Erwachsenen-Mannschaften und neun Jugendteams ins Rennen schickt. Bis zum Sonnabend, 20. April, hat es gedauert, ehe auf der Anlage am Ahrenloher Weg endlich "Baubetrieb" herrscht. "Es ist furchtbar gewesen dieses Jahr, dieses ständige Warten hat genervt", sagt der Vorsitzende Dieter Splettstößer, der am Donnerstag nach 27 Jahren sein Amt an Jörg Schneider abgegeben hat. "Immer wieder werden wir von Mitgliedern angesprochen und gefragt, wann es denn endlich soweit sei." Der Start ist nun am nächsten Wochenende (27./28. April) geplant - zum Schonen der Plätze allerdings auch vorerst nur mit profillosen Hallenschuhen.

Tennisspieler sind ungeduldige Menschen, das bestätigt Sönke Seiler, beim Pinneberger TC als Platzwart für die Neuinstandsetzung der Anlagen am Voßbarg (acht Plätze) und Rosengarten (fünf) zuständig. "Wir sind in diesem Jahr wegen des durchgehend schlechten Wetters zwei Wochen später dran als sonst", sagt Seiler. "Zwei Plätze unserer Anlage sind bereits grundsaniert worden, jetzt beginnen wir damit, die restlichen Flächen für den Spielbetrieb vorzubereiten."

Mit 600 Mitgliedern ist der PTC einer der größten Tennisclubs im Land. Der stellvertretende Vorsitzende Jörn Hellfritsch und seine Vorstandskollegen fanden die richtige Maßnahme, um beim PTC den Frust zu beseitigen und die Tennisbegeisterung am Leben zu erhalten: Die Hallensaison wurde um die besagte Zeit von zwei Wochen verlängert, und das ohne jede Kosten.

Im Jahre 1896 ist der Lawn Tennis Club Elmshorn gegründet worden. Der heutige stellvertretende LTC-Vorsitzende Lars Eggers kann nach Rückfragen und eigenen Recherchen nicht ausmachen, wann es zuletzt eine derart extreme Wetterlage gab, die dem Tennissport so zugesetzt hat. Wenigstens ist die Anlage inzwischen fertig. Die Aktiven des 420 Mitglieder zählenden Traditionsclubs, die in zehn Erwachsenen-Mannschaften aufschlagen, können aufatmen. "Wir können am kommenden Wochenende wohl loslegen", sagt Lars Eggers. "Stark verspätet sind wir aber allemal dran."

Ein positives Beispiel, dass es auch anders geht, liefert der TC Egenbüttel. Der stellvertretende Vorsitzende Michael Berg macht derzeit Urlaub in Frankreich und sonnt sich auf der Terrasse seines Hauses an der Atlantik-Küste nahe Bordeaux. Dort wurde ihm am Telefon die Nachricht übermittelt, dass eine Gruppe fleißiger Helfer in Eigenregie Vollgas gegeben und jeweils acht Stunden pro Tag geschuftet hat.

Ganz entspannt registrierte Michael Berg also, dass die Anlage am Moorweg fein herausgeputzt ist. Die 20 Teams des rund 450 Mitglieder zählenden TCE können voraussichtlich am Mittwoch, 1. Mai, erstmals das Racket in die Hand nehmen. Beim beliebten Kuddel-Muddel-Turnier soll der Anfang gemacht werden.

Guten Mutes ist man beim TV Uetersen, auch wenn die ungewöhnliche Verzögerung auf der Anlage am Fourniermühlenweg natürlich gegeben ist. "Die beauftragten Firmen wussten ja nicht, wo sie zuerst mit dem Fertigstellen der Plätze beginnen sollten, wir waren zum Glück schon an der Reihe", sagt Uetersens Jugendwartin Susanne Siebels. Jetzt ist alles erledigt, die Plätze müssen nur noch gepflegt werden und es darf nicht zu stark regnen, weil die Plätze für die Grundierung ohnehin eingeschlämmt sind.

Unter den 350 Mitgliedern des TV Uetersen gibt es viele helfende Hände: Diverse Personen stellen sich für einen Arbeitsdienst bereit, das heißt, man unterstützt sich gegenseitig beim Verschönern der Anlage. Zum Punktspielstart wird es gleich rund gehen: Von Freitag, 3. Mai, bis Sonntag, 5. Mai, stehen neun Heimspiele auf dem Programm. Hoffentlich sind die Plätze danach nicht total ramponiert.