Bei der SV Lieth sind die Fußballer Spezialisten im Abstiegskampf. Die Jugend ist nicht nur am Ball, sie begeistert sich auch für Kick- und Mountainbike

Am 13. Mai 2012 um 16.41 Uhr bebte das Waldstadion in Klein Nordende. Über 400 Fans lagen sich in den Armen, nachdem der Spielvereinigung Lieth das schier Unfassbare gelungen war. Aus einem 0:3-Rückstand im Nachbarduell gegen Blau-Weiß 96 machten Dimitri Rawinski (67., 81.) und Benjamin Linse (86.) noch ein 3:3. Der Punktgewinn bedeutete den Klassenerhalt in der Landesliga. "Benjamin ist ein Liether Junge. Ihm gönne ich es besonders", sagte der damalige Trainer Torben Ross strahlend.

Auch Vereinspräsident Michael Bartl war beim mittlerweile legendären Spiel dabei. "Unfassbar nervenaufreibend war das", sagt Bartl. Und wichtig, nicht nur für die Herrenmannschaft selbst.

Soziales Engagement ist dem Club ein wichtiges Anliegen

Kennzeichnend für die SV Lieth ist seit Jahren nämlich die vorbildliche Jugendarbeit. Die Möglichkeit, den Eigengewächsen später den Sprung in die Landesliga zu ermöglichen, ist eine ausgezeichnete Option. Davon gibt Verein in der Fußballabteilung diverse. 340 Kinder spielen bei der SVL in 22 Jugendmannschaften. Bartl selbst kennt sich hier bestens aus. Schon 1984 erreichte er als Trainer mit der C-Jugend das Pokalfinale gegen Glinde, das knapp mit 1:2 nach Verlängerung verloren ging. Jugendarbeit leistet er schon seit über 30 Jahren. "Der Spaß an der Freude und das soziale Engagement stehen dabei klar im Vordergrund", so Bartl. Erfolge gibt es aber auch zu feiern. 2007 wurde die E-Jugend Hamburger Pokalsieger, 2008 Hamburger Meister und Hallenmeister. Das gleiche Kunststück gelang der D-Jugend 2010. Spieler wie Ken Flemming, Max Stolzenburg und Heiko Jedamski wechselten sogar zum HSV. Das mittlerweile bewilligte Kunstrasenprojekt, bei dem nun durch diverse Aktionen - unter anderem eine Patenschaft für Kunstrasenstücke - mittlerweile ein Spendenstand von über 50.000 Euro erreicht worden ist, sei letztlich besonders für die Jugendlichen gedacht. Der viel beanspruchte Klaus-Waskow-Platz soll entlastet werden.

Gerade erst renoviert wurden vier der fünf Tennissandplätze am Butterberg. "Wir sind schon ganz gespannt darauf, wie es sich darauf spielt, wenn die Saison wieder losgeht", sagt Sportwartin Claudia Gurcke. Das 35. Jubiläumsjahr der Tennisabteilung beginnt am 20. April mit dem Eröffnungsturnier. Auch hier steht die Jugend im Vordergrund. Als Trainerin konnte 2011 Janine Fichtenmeyer engagiert werden. Sie betreibt sogar eine eigene Tennisschule. "Wir bringen den Kindern vor allem die Grundlagen bei", sagt Fichtenmeier. Sie ist Inhaberin der C-Lizenz, spielte 16 Jahre beim LTC Elmshorn in der Nordliga. Schon einige Talente hat sie entscheidend voranbringen können. Justin Steinmeyer, 12, gewann ebenso die offenen Stadtmeisterschaften wie Malte Böttcher. Flemming Mohr belegte im vergangenen Jahr beim Oster-Cup den zweiten Platz.

Mit Carsten Pietz, Robin Endricat und Axel Fichtner beschäftigt die Karateabteilung gleich drei erfahrene Kindertrainer. Dabei ist die Geschichte von Spartenleiter Frank Trieder und Trainer Robin Endricat besonders interessant. Er entdeckte als Kind Robin Endricat, 17, trainierte ihn. Dieser brachte es bis zum deutschen Vizemeister. Ferner konnte Endricat in die Trainingsarbeit eingebunden werden, er fördert nun seinerseits Talente wie Ole Bölter und Kim Deutschendorf, die vor der Aufnahme in den Landeskader stehen.

Aktion "schrecklichste Kabine" spülte 50.000 Euro in die Kasse

Zum zehnjährigen Bestehen der Sparte wird in diesem Jahr sogar ein großer Lehrgang am 19. Oktober stattfinden, bei dem sowohl der schleswig-holsteinische Landescoach Rudolf Preuß als auch Hamburgs Verbandstrainer Ibo Günes erwartet werden. "Auch unser Breitensporttraining in der Osterwoche erfreut sich bei Kindern immer großer Beliebtheit", ergänzt Trainer Axel Fichtner.

Aber die SV Lieth, betont ihr Vorsitzender Bartl, geht auch nicht alltägliche Wege, um die Jugend zu fördern. Eine Abteilung Mountainbiken wurde aufgenommen. "Wir dürften einer der ganz wenigen Vereine sein, die so etwas haben", sagt Bartl. "Ich habe mir die Stunts der gut 20 Sportler am Flora-Ring mal angesehen. Das ist wirklich spektakulär."

Ähnlich spektakulär war eine Aktion des FC St. Pauli, bei der sich die SV Lieth 2009 bewarb, dem Jahr, in dem sie den Uwe-Seeler-Förderpreis für gute Jugendfußballarbeit erhielt. Gesucht wurde "Deutschlands schrecklichste Kabine". "Unsere Kabine war seit den 70ern nicht renoviert worden, also bewarben wir uns einfach", sagt Bartl. Lieth kam unter die Top 3 und durfte seine Kabine für 50.000 Euro Handwerker bestellen, die die Kabine renovierten. "Jugendarbeit", sagt Bartl mit einem Lächeln, "ist eben zu jeder Zeit ein Thema bei uns."