Sonnabends stellen wir einen Klub und dessen Mitglieder vor. Heute in unserer Serie: Der 1921 gegründete TSV Ellerbek.

Ellerbek. Wenn es etwas gibt, das die Gemeinde Ellerbek weit über die Grenzen des Kreises Pinneberg hinaus bekannt gemacht hat, dann sind es erfolgreiche Handballerinnen und Handballer. Gleich reihenweise empfahlen sich die Talente des Turn- und Spielvereins Ellerbek für höhere Aufgaben in der Bundesliga. Immerhin war der im Juli 1921 gegründete Klub mit eigenen Frauen- und Männermannschaften in der zweithöchsten deutschen Spielklasse vertreten.

Auf das Spiel mit der kleinen Leder- oder Kunststoffkugel aber möchte die Vereinsvorsitzende Petra Horstmann den Sport in ihrem Verein nicht reduziert wissen. "Der TSV hat mehr zu bieten als Handball", sagt die promovierte Chemikerin und verweist auf 1700 Mitglieder, die sich auf die Abteilungen Turnen-Freizeit-Gesundheit, Schwimmen, Tanzen, Tischtennis, Volleyball und eben Handball verteilen.

Domizil des TSV ist das Sportzentrum am Rugenbergener Mühlenweg. Neben der Vereins-Geschäftsstelle beherbergt das Areal drei Sportplätze, zwei Sporthallen und ein Schwimmbad, dazu die Hermann-Löns-Schule, die Gemeindeverwaltung und einen Kindergarten. "In Ellerbek sind die Wege sehr kurz", sagt Petra Horstmann.

Davon profitiert auch der Verein, vor allem dessen Schwimmabteilung. Die für das Training genutzte Halle ist eine architektonische Kuriosität, thront sie doch im ersten Stock über einer Gaststätte. "Die Seepferdchen-Kurse sind besonders beliebt", sagt Petra Horstmann, die sich ziemlich sicher ist, dass kaum ein Kind aus Ellerbek zum Zeitpunkt der Einschulung noch Nichtschwimmer ist. Nachzügler holen Versäumtes spätestens in der ersten Klasse nach, denn an der Hermann-Löns-Schule ist Schwimmen Pflichtfach.

Die Kooperation von Schule und Verein hat in Ellerbek eine lange Tradition, mehr als drei Jahrzehnte lang personifiziert durch den im September im Alter von 76 Jahren verstorbenen TSV-Ehrenvorsitzenden Bruno Empen. 1969 übernahm der bis dahin als Lehrer auf Nordstrand (Kreis Nordfriesland) tätige Pädagoge die Leitung der Hermann-Löns-Schule. Am 10. Januar 1970 überredete ihn der damalige Ellerbeker Bürgermeister Werner Quast, den Vereinsvorsitz zu übernehmen. Seinerzeit zählte der Klub 732 Mitglieder. Um die 2000 waren es, als Empen im September 2002 auf eine erneute Kandidatur verzichtete. In geradezu idealer Weise verband der passionierte Handballer Beruf und sportliche Leidenschaft. Ob auf dem Schulhof, in der Halle oder auf den Sportplätzen - überall hielt Bruno Empen, der sich auch als Kommunalpolitiker für die FDP engagierte, Ausschau nach Talenten für seinen TSV.

Etliche Handballer machten ihren Weg über die Kreisgrenzen hinaus

Die Erfolge der Handballer beflügelten die Sportler anderer Abteilungen und verhalfen dem Dorfverein zu bundesweitem Renommee. Mit der Einweihung der Rudolf-Harbig-Halle am 2.Juli 1972 brach insbesondere für die Handballer eine neue Ära an. Hamburger Meisterschaften für Jugendteams folgten Triumphe für die Erwachsenen-Mannschaften. Die Männer wurden in der Saison 1996/97 nordostdeutscher Meister und bestritten die darauffolgenden Spielzeit in der 2. Bundesliga Nord. Noch länger, von 1999 bis 2002, hielten sich Ellerbeks Frauen in der zweithöchsten Klasse. Manuela Henße, seinerzeit noch unter ihrem Mädchennamen Rudolph, gehörte zu den Top-Torschützinnen der Liga. Derzeit bestreiten Frauen und Männer ihre Punktspiele in der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein, deren sportliches Niveau in etwa dem der früheren Regionalliga entspricht.

Nicht wenige Handballer, die ihren Feinschliff beim TSV Ellerbek erhielten, schafften den Sprung in höhere Spielklassen. Dazu zählen Kay Germann, 46, und Ingo Ahrens, 41, die in den 1990er-Jahren deutsche Meister mit dem THW Kiel wurden. Der heute 40 Jahre alte Linksaußen Christian Scheffler bestritt sogar zwölf Spielzeiten für die "Zebras" und zudem 49 Länderspiele für Deutschland. Weitere Bundesliga-Handballer mit einer Vergangenheit beim TSV Ellerbek sind der Rellinger Sebastian Opderbeck und der Schenefelder Matthias Karbowski (jeweils HSV Hamburg).

"Wir sind stolz auf unsere Handballerinnen und Handballer, von denen die meisten auch in Ellerbek ausgebildet wurden", sagt Petra Horstmann. Die zahlenmäßig größte Abteilung im TSV Ellerbek stelle aber nach wie vor die TFG. Das Turnen gaben schon die Statuten des Vereins von 1921 als Hauptsportart vor, dazu wurden Rasensport, zu dem auch Feldhandball zählte, und Leichtathletik angeboten. Erste Übungsstätte der Turner war ein Tanzsaal. Heute reicht das Leistungsspektrum der Abteilung TFG vom Pampers-Turnen bis zum umfangreichen Seniorenprogramm, das infolge des demografischen Wandels auch beim TSV immer mehr an Bedeutung gewinnt. Das Angebot "Fit ab 50" nutzt beim TSV das mit 84 Jahren älteste aktive Vereinsmitglied. Jüngster Aktiver ist ein 15 Monate alter Junge im Babyschwimm-Kurs.

Eher klein ist die Tischtennis-Sparte des TSV. Gleichwohl hofft deren Vorsitzender Gerd Spitzmann, seit zwei Jahren im Amt, dass sich über kurz oder lang noch mehr Talente in den Vordergrund spielen als bei den jüngsten Kreismeisterschaften in Ellerbek. Lokalmatador Julian Malz nutzte seinen Heimvorteil zum Gewinn des Doppeltitels an der Seite von Bastian Kaland (Moorreger SV) und beendete die Einzelkonkurrenz als Dritter.

Programm-Erweiterung wird durch begrenzte Kapazitäten erschwert

In einer Zeit, in der viele Sportvereine über sinkende Mitgliederzahlen klagen, sind die Verantwortlichen des TSV Ellerbek stolz darauf, sich auf hohem Niveau stabilisiert zu haben. Rein statistisch sind drei von fünf Bewohnern der Gemeinde Vereinsmitglieder. Mit Zsuzsa Nyari, Ursula Ripken und Carsten Peckmann, der auch Schulprojekte betreut, beschäftigt der TSV drei Sportlehrer. "Unser Angebot ermöglicht es allen Ellerbekern, vor Ort zu zivilen Preisen Sport zu treiben", sagt Petra Horstmann. Gern würde der Verein das Programm sogar noch erweitern, doch das scheitert nicht zuletzt an den begrenzten Kapazitäten. "Wir freuen uns über jedes neue Mitglied, aber das Ganze muss für uns verwaltbar bleiben", sagt Geschäftsstellenleiterin Kerstin Erdmann.

Neuen Trends aufgeschlossen war der TSV zwar immer, aber Nachhaltigkeit hat auch 91 Jahre nach der Vereinsgründung Vorrang. Dem Bedürfnis der Mitglieder, gemeinsam mit Gleichgesinnten Sport zu treiben und sich so mit ihrem Verein zu identifizieren, will Petra Horstmann weiter Rechnung tragen. "Wir dürfen auf keinen Fall zum reinen Dienstleister mutieren." Das Zusammengehörigkeitsgefühl im TSV stärken nicht nur Veranstaltungen wie Kinderfasching und Laternenumzug, sondern auch gemeinsame Aktionen wie ein Spendenlauf zugunsten des Jugendprojekts Inselarche Wilhelmsburg im vergangenen Sommer.