Serie: Jeden Sonnabend stellen wir einen Verein und dessen Mitglieder vor. Heute: der Tennis-Club Egenbüttel.

Rellingen. Der Vorsitzende hält ein Kündigungsschreiben in der Hand. Dass ein Vereinsmitglied seinen Austritt aus dem Klub verkündet, bringt Dietrich Drechsler in diesem Augenblick nicht aus der Fassung. So etwas kommt vor, gerade in Tennisvereinen, in einem Sport, in dem die Fluktuation heutzutage nicht gerade gering ist. Beim Tennis-Club Egenbüttel hält sie sich in Grenzen. Es gibt auch keine strengen bürokratischen Regularien, die den Vorstand veranlassen, auf die Einhaltung von Kündigungszeiten zu pochen. Dietrich Drechsler: "Kein Problem. Wir werden jemanden, der uns verlassen will, doch keine Steine in den Weg legen."

Tennishalle ist im Herbst und Winter komplett ausgebucht

Egal, ob aktiv oder passiv, mit einzubinden in die Aktivitäten, das war schon immer ein Bestreben, das den Vorstand des Tennis-Clubs Egenbüttel (TCE) und speziell den Vereinsboss während seiner langen Amtszeit als Klubpräsident begleitet. Vor 16 Jahren hatte Drechsler den TCE übernommen, der heute 455 Mitglieder hat, 330 davon sind Erwachsene, 125 Jugendliche. Einige Mitglieder wohnen in Hamburg, scheuen die regelmäßigen Anfahrten zur Ausübung ihres Hobbys nicht, weil sie sich am Moorweg wohlfühlen.

An einem Freitag, den 13., hatte alles begonnen auf der Anlage im Rellinger Ortsteil Egenbüttel. Am 13. Januar 1967 trat die Gründungsversammlung des TC Egenbüttel zusammen. Der weiße Sport hatte Einzug gehalten in einer Umgebung, in der von jeher viele Tennisbegeisterte leben. Von nun an wurde der sportliche Betrieb angeschoben, Ende Mai bereits waren die ersten beiden Tennisplätze fertiggestellt. Spätestens mit Beginn der goldenen 1980-er-Jahre mit den tollen Erfolgen von Steffi Graf und Boris Becker entwickelte sich auch in Egenbüttel ein Tennis-Boom. Die Mitgliederzahl pendelte sich bei knapp über 400 Sportlern ein und hatte auch in der Folgezeit noch leicht aufsteigende Tendenz.

Heute gibt es auf der wunderbar gelegenen, von Wald, Gärten und viel Grün umgebenen Anlage sieben Außenplätze sowie eine Halle, die die gesamte Herbst- und Wintersaison gut ausgebucht ist. Das Grundstück gehört der Gemeinde Rellingen, die Halle hat der TCE zum großen Teil aus Eigenmitteln finanziert. Der Vorstand sorgt auch dafür, dass sie sich wirtschaftlich trägt. Rund 60 000 Euro muss der Verein pro Jahr an Betriebskosten für die 1979 eingeweihte Halle aufbringen.

In direkter Nachbarschaft zum Fußballklub SC Egenbüttel wuchs am Moorweg im Lauf der Jahre eine Sportgemeinschaft, in der viele Mitglieder einer Meinung sind. Sie fühlen sich als eine echte, zusammenhaltende Familie. Gleichwohl ist nicht alles Gold, was glänzt. Michael Berg, 15 Jahre Sportwart und später nach dem Ausscheiden von Werner Peters auch stellvertretender Vorsitzender: "Es ist heute nicht leicht, neue Mitglieder im Klub zu integrieren, obwohl wir es immer wieder versuchen."

Der TC Egenbüttel ist im Wesentlichen ein Breitensportverein. Hier wollen die Leute Spaß am Tennis haben und nicht vor Ehrgeiz platzen oder für ihre Spielstärke am Ende noch Geld verlangen, wenn sie das Racket schwingen wollen. "Das gibt es bei uns nicht", sagt Michael Berg, der schon seit vielen Jahren das beliebte und stets gut besetzte Doppel- und Mixed-Turnier ausrichtet.

An den Punktspielen nehmen derzeit jeweils zwölf Erwachsenen- und Jugendmannschaften teil, etwa die Hälfte der Klubmitglieder. Die meisten stehen nur im Sommer auf dem Platz, weil das Engagement in der Halle kein preiswertes Vergnügen und zudem auch recht zeitintensiv ist. Dafür ist in dieser Zeit der Betrieb im Klubheim (es gehört ebenfalls dem TCE) umso munterer in Gange. "Das Klubleben ist intakt", sagt Dietrich Drechsler. "In 15 Jahren hat es in der Gastronomie nur einmal eine Neubesetzung in der Küche und hinter der Bar gegeben, was auch noch altersbedingte Gründe hatte."

Seit 1989 war keine Erhöhung der Beiträge erforderlich

Den Jugendlichen steht die Halle zum Training übrigens frei zur Verfügung. Ein Teil der Kosten für die Jugend wird durch Mitgliederbeiträge gedeckt. Fünf feste Trainer sind das Jahr über im Einsatz, nachrückende Aspiranten sollen möglichst früh den Trainerschein ablegen. Der Ausbildung des Nachwuchses gilt beim TC Egenbüttel also das Hauptaugenmerk. Wer noch am Anfang steht, kann sich für die Schnupper-Trainingsstunden des TCE anmelden. Dietrich Drechsler hält es für eine wichtige Aufgabe, neue Mitglieder mit verschiedenen Aktionen anzulocken und für den Sport zu motivieren. "Wir brauchen so viele Mitglieder, wie es für einen gesunden Haushalt erforderlich sind." Das scheint in der Vergangenheit gelungen zu sein, denn nicht zuletzt dank der Unterstützung durch die Gemeinde Rellingen und den Kreissportverband Pinneberg bei investiven Maßnahmen hat es seit 1989 keine Beitragserhöhung mehr gegeben. Beim TC Egenbüttel gibt es eben in vielen Bereichen Kontinuität.

Die allerdings wird in absehbarer Zeit nun doch einen kleinen Knacks erhalten. Wenn sich die Rellinger Tennisfreunde im März auf die neue Freiluftsaison freuen, steht Dietrich Drechsler vor seinem Abschied als Klubchef - sicher ohne förmliche Kündigung. "16 Jahre reichen. Es kann nicht schaden, dass andere einmal für frischen Wind sorgen", erklärt Drechsler, Vorsitzender des Aufsichtsrats bei den Stadtwerken Pinneberg.

Eines muss er allerdings gewährleisten, bevor er als Vereinsboss in den Ruhestand geht. Der scheidende Präsident hat, so ist es beim TCE üblich, einen Nachfolger zu präsentieren. Der steht schon fest: Es ist Martin Claussen, der schon regelmäßig bei Vorstandssitzungen anwesend ist und bereits eingearbeitet wird. Claussen ist Polizist und gehört dem Jugend- und Sportausschuss der Gemeinde Rellingen an.