Beim 2:0-Erfolg des FC Elmshorn gegen Germania Schnelsen kommt es zu Handgreiflichkeiten und Aggressionen.

Elmshorn. Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt erhitzten sich die Gemüter. Das leistungsgerechte 2:0 (0:0) im Spitzenspiel der Hamburger Fußball-Oberliga auf dem Kunstrasen am Riekbornweg über Germania Schnelsen war geprägt von einem in diesem Ausmaß seltenen Tumult, der sich in der 45. Minute direkt vor der Auswechselbank des siegreichen FC Elmshorn zutrug.

Zunächst einmal hatte der Schnelsener Volkan Aktan an der Außenlinie ein heftiges Foul an Gegenspieler Thorben Reibe verübt. FCE-Verteidiger Heiko Ansorge war der erste, der sich über den am Boden liegenden "Rambo" beugte und ihm ein paar ganz gewiss angebrachte Worte sagte, doch dabei blieb es nicht. Alle Elmshorner Ersatzspieler sprangen auf und stürmten in Aktans Richtung. Gleichzeitig nahmen die Schnelsener Spieler die Beine in die Hand und eilten zum Tatort.

Zum Abreagieren wurden die Spieler erst einmal in die Kabine geschickt

Dort kam es zu Rangeleien, Schubsereien und offenbar auch zu Handgreiflichkeiten. Wer schlichten und wer Aggressionen abbauen wollte, das war in diesem Durcheinander gar nicht mehr zu erkennen. Zwei Minuten dauerte der Spuk, dann leuchtete die Farbe Rot Volkan Aktan und dem Elmshorner Ersatzspieler Torsten Lemke entgegen. Ralf Vollmers, Hamburgs Schiedsrichter des Jahres, tat gut daran, beide Teams erst einmal in die Kabine zu schicken. Die Trainer Bert Ehm (Germania), der die Elmshorner vergangene Serie zur Landesliga-Meisterschaft geführt hatte, und Achim Hollerieth (FCE) aber redeten auf dem Spielfeld noch lange auf den Unparteiischen der FSV Geesthacht ein.

Hollerieth klärte auf, worum es ging: "Der Schnelsener Erdinc Örün hat einen von uns mit der Faust geschlagen. Ich wollte vom Schiedsrichter wissen, warum dieser Spieler nicht auch die Rote Karte gesehen hat." Die Erregung hatte sich auch unmittelbar nach dem Abpfiff noch nicht gelegt. Ehm zeigte mit dem Finger auf Uwe Vollmers: "Die Rote Karte gegen uns war der Knackpunkt. Du hast das Spiel entscheiden."

Heiko Klemme, Trainer von Bezirksliga-Tabellenführer VfL Pinneberg II, als Zeuge der Vorfälle direkt vor seinen Augen hätte es "im Normalfall bei Gelb für Aktan belassen". Aufgrund des Tumults aber sei der Unparteiische in Zugzwang geraten. Größe bewies Meistercoach Ehm wieder mit etwas Abstand zum Geschehen, als er FCE-Spielmacher Patrick Ziller umarmte und zum "verdienten" Sieg gratulierte. FCE-Reservist Flemming Lüneburg wünschte er nur das Beste für dessen bevorstehende Mandel-Operation. Am Ende des Tages hatten sich fast alle wieder lieb.

Achim Hollerieth aber lachte nicht nur wegen des Sieges. "Ausgerechnet ich Temperamentsbündel musste meine Spieler in der Pause beruhigen und zur Besonnenheit ermahnen", amüsierte er sich. Doch die Befürchtungen von Spielervater Harald Gersdorf, 2005 Übergangstrainer beim FCE ("Hoffentlich geht das Spiel jetzt nicht kaputt."). erwiesen sich als unbegründet. Beide Teams fanden zu einer im Fußball normalen Härte zurück.

Ist der FCE im Februar noch Erster, wird die Regionalliga zum Thema

Die Elmshorner spielten ihre numerische Überlegenheit so überzeugend aus, dass Mäzen Michael Gurcke am Spielfeldrand ein Versprechen leistete: "Wenn wir im Februar immer noch oben stehen, werden wir alles versuchen, die erforderlichen Rahmenbedingungen für die Regionalliga Nord zu stemmen."

Vor der Pause hatte Tim Jeske zwei riesige Torchancen ungenutzt gelassen (23., 42.). Dann lieferte die bisherige Entdeckung der Saison den Rückpass, den Jan Lüneburg eiskalt zum 1:0 der Elmshorner verwandelte (59.). In der 72. Minute war es erneut Jeske, der Ziller den Weg zum 2:0 ebnete. "Oberkörper frei, was ist denn schon dabei", sangen die jungen Männer vom Fan-Club "Fanatics", die sich schließlich halbnackt am dominanten Auftritt ihrer Mannschaft erfreuten. Allein ihrem großartigen Torwart André Tholen verdankten es die Schnelsener, dass sie nicht ein Debakel erlebten.

Glück hatten die Elmshorner allerdings in der 89. Minute, als Vollmers ein klares Handspiel von Dennis Gersdorf im eigenen Strafraum zwar sah, aber nicht ahndete: "Keine Absicht, weiterspielen."