Das Abendblatt hat mit Doppel-Olympiasieger Michael Jung vor dem Vielseitigkeitsturnier im Klövensteen gesprochen.

Schenefeld. Deutschlands beste Buschreiter starten an diesem Wochenende bei der Schenefelder Vielseitigkeit. Das Highlight der hochkarätigen, traditionsreichen Veranstaltung: Michael Jung, der bei den Olympischen Spielen in London Gold in der Einzel- und Mannschaftswertung gewann, ist mit am Start. Vom Siegerteam von London sitzen in Schenefeld neben Jung noch Ingrid Klimke (Münster) und Dirk Schrade (Sprockhövel) im Sattel. Einen Tag vor der Abfahrt nach Schenefeld sprach das Abendblatt mit dem 30 Jahre alten Welt- und Europameister aus Horb in Baden-Württemberg.

Hamburger Abendblatt: Herr Jung, es ist jetzt 19.30 Uhr. Haben Sie endlich Feierabend?

Michael Jung: Sie erreichen mich im Auto, ich bin auf dem Weg zu einem Kundengespräch. Nach meinen Erfolgen bei den Olympischen Spielen ist das Interesse an den von mir trainierten Pferden rapide gestiegen.

Wie sieht Ihr Arbeitstag auf dem Reiterhof Jung im schwäbischen Horb-Altheim aus?

Jung: Morgens um acht Uhr geht es los. Ich trainiere nicht nur mit meinen fünf Turnierpferden. Kurze Mittagspause, dann geht es weiter bis 18, 19 Uhr. Danach folgen Gespräche mit potenziellen Kunden.

Dann kommen noch die Turniere dazu. Letzte Woche sind Sie in Donaueschingen 'fremdgegangen' und in Springprüfungen gestartet.

Jung: Sogar mit Erfolg. Mit Sportsmann habe ich einmal gewonnen, war zweimal Zweiter. Die Vielseitigkeit hat jedoch Vorrang, vor Springen und Dressur. In dieser Reihenfolge.

An diesem Wochenende steht die Schenefelder Vielseitigkeit auf Ihrem Programm. Was bedeutet dieses Turnier für Sie?

Jung: Drei oder vier Mal bin ich dort schon geritten. Ein tolles Turnier ist das. Ich komme immer wieder gerne in den Klövensteen.

Bundestrainer Hans Melzer sagte vor einigen Tagen, der Geländeparcours sei nicht mehr so anspruchsvoll, das Turnier sei jetzt ein echter Herbstklassiker.

Jung: Ich freue mich auf Schenefeld, nicht nur, weil das Turnier jetzt extra auf junge Pferde zugeschnitten ist. Auch die Atmosphäre ist beeindruckend.

Welche Pferde bringen Sie mit nach Schenefeld?

Jung: Mein Olympia-Ersatzpferd Leopin, der dieses Jahr in Luhmühlen gewonnen hat, reite ich in der CIC Dreisterne-, Rocana und Halunke in der CCI-Zweisterne-Prüfung.

Vor allem Halunke scheint gerade in erstklassiger Form zu sein. Mit ihm haben Sie Ende August den Weltcup im französischen Haras du Pin gewonnen.

Jung: Ich bereite ihn auf die Vielseitigkeitsprüfung Mitte Oktober in Boekelo in den Niederlanden vor. Halunke könnte mein Pferd für die Zukunft werden. Er geht eine tolle Dressur, ist schon recht sicher im Gelände und im Springen. Er muss jetzt noch weiter reifen. Erst einmal plane ich weiter mit Sam. Mit dem möchte ich in vier Jahren bei Olympia in Rio De Janeiro noch einmal antreten.

Wie geht es ihrem Spitzenpferd?

Jung: Sam genießt jetzt seine wohlverdiente Turnierpause. Viermal in der Woche reite ich ihn auf unserem Hof leicht, führe ihn durch das Gelände und auf der Koppel. Mit ihm werde ich erst im kommenden Jahr wieder starten. Das Ziel für 2013 ist die Europameisterschafts-Teilnahme Ende August in Malmö.

In Boekelo satteln Sie Halunke, bei der Vier-Sterne-Prüfung Ende Oktober im französischen Pau reiten Sie dann Leopin. Gibt es denn überhaupt keinen Urlaub für Sie?

Jung: Doch, in der kommenden Woche geht es los. Dann fliegen die Medaillengewinner von London in den Robinson-Club nach Kreta. Da möchte ich mich etwas erholen.