Die Ehefrau von Tennis-Olympiasieger Michael Stich startet am Wochenende beim Sommerturnier in Schenefeld.

Schenefeld. Die Mittagshitze ist unerträglich, 33 Grad Celsius zeigt das Thermometer an. Alexandra Stich scheint das nichts auszumachen. Kerzengerade sitzt die 43-jährige Dressurreiterin aus Wellingsbüttel auf dem Oldenburger Wallach Ramblas und folgt den Anweisungen von Trainer Reinhard Nielsen: versammelter Schritt, Traversale nach rechts, Pirouette links, Galoppwechsel, starker Trab, Passage und Piaffe.

Am Rande des Abreiteplatzes auf dem Gelände der Reitanlage Klövensteen hat es sich Nielsens Lebenspartnerin Alexandra Bimschas auf einem Gartenstuhl bequem gemacht. Aufmerksam verfolgt Schleswig-Holsteins beste Dressurreiterin das Geschehen. "Alexandra hat sich großartig gesteigert", lobt sie. Seit einem Jahr wird Alexandra Stich von Reinhard Nielsen betreut, ihre Fortschritte sind unverkennbar.

Tags zuvor ist sie von der Insel Sylt zurückgekehrt. Hier hat sie vor sieben Jahren das Elmshorner Tennisidol Michael Stich geheiratet, und hier hat das Ehepaar zwei Wochen Urlaub gemacht. "Das Wetter war prächtig, wir konnten uns richtig erholen", sagt Alexandra.

Wie immer vor den Turnieren gönnt sie sich beim Training keine Pause. Sie hat ja auch etwas nachzuholen. Immer wieder übt sie das schwierige S-Programm. Sie muss alle Aufgaben beherrschen, wenn sie an diesem Wochenende ihr sportliches Ziel erreichen will - den Sieg bei der 1. Hamburg/Schleswig-Holsteinischen Amateurmeisterschaft im Dressurreiten beim Sommerturnier des Elbdörfer- und Schenefelder Reitervereins.

"Was, ich liege in der Gesamtwertung vorne?" fragt Alexandra Stich kurz vorm Mittagessen und tut so, als wisse sie das nicht. Nach den Qualifikationsturnieren in Behrendorf, Lübeck, Wedel und Grande behauptet sie mit 135 Punkten die Spitze. Nun geht es um Titelehren. Die 25 Punktbesten stehen im Finale.

Bei Alexandra dreht sich alles um die Pferde. Sie kümmert sich nicht nur um Ramblas oder um ihr Zweitpferd Herzog von Holstein, der 15-jährige Dygarie ist auch noch mit von der Partie. "Ich habe außerdem gerade zwei neue Pferde gekauft, alle stehen hier", erzählt sie. Auch nimmt sie sich noch Zeit zum Besuch ihres "Rentner"-Trios. Die 17, 18 und 19 Jahre alten Vierbeiner genießen auf einem Reiterhof in Nahe/Kreis Segeberg das Gnadenbrot.

Seit ihrer Kindheit hat Alexandra Stich ein Herz für die Pferde. "Mit dem Ausmisten der Boxen fing es an", erinnert sie sich. Dann hat sie ein Pferd gepflegt und im Stall mitgeholfen. Sie versuchte sich als Springreiterin, hörte damit jedoch nach einem Reitunfall aber auf. Sie war schon 31 Jahre alt, als sie sich wieder auf ein Pferd setzte.

Und was sagt Michael Stich zum Hobby seiner Frau? "Was die Dressurreiterei betrifft, bin ich nun wirklich kein Experte", sagte der Wimbledonsieger jüngst beim Turnier auf dem Catharinenhof in Wedel. Alexandra widerspricht: "Michael schaut genau hin, wenn ich reite. Und abends kann es sogar vorkommen, dass er mich auf etwaige Fehler hinweist und Tipps gibt, was ich besser machen könnte."

Neun Siege in S-Prüfungen hat Alexandra Stich in ihrer Hobbykarriere errungen. Einer in der Intermediaire I fehlt noch, dann darf sie sich das Goldene Reitabzeichen an den Dress heften. "Aber dieser letzte Sieg ist die schwierigste Aufgabe für mich. Denn die Konkurrenz in dieser Prüfung ist in der Regel stark", sagt sie. Jürgen Böckmann, seit drei Jahren wieder Betreiber der Reitanlage Klövensteen mit 150 Boxen, hatte die Idee von der Meisterschaft im Januar dieses Jahres bei einem Treffen mit Burkhard Wahler vom Gestüt Medingen (Bad Bevensen) entwickelt.

Dort findet vom 19. bis 22. September anlässlich des Auktionsturniers ebenfalls erstmalig der Norddeutsche Amateur-Cup statt. Hier sind neben Amateuren aus Hamburg und Schleswig-Holstein auch Hobby-Dressurreiter aus dem gesamten norddeutschen Raum teilnahmeberechtigt.

"Amateure sind im Wettstreit mit den Profis meiste chancenlos", sagt der erfahrene und bis zum Grand Prix erfolgreiche Dressur-Champion. "Wir wollten ihnen deshalb auch einmal Titelchancen ermöglichen." Warum nicht Stich? Sie hat nach ihren Leistungen bei den Qualifikationsturnieren (Sieg in Lübeck, Platz zwei in Behringsdorf, Platz drei in Grande) beste Aussichten.