Sohn des früheren argentinischen Nationalspielers und HSV-Trainers schießt Halstenbeker in Barmstedt in der 95. Minute zum 2:1-Sieg.

Halstenbek. Bei den Bezirksliga-Fußballern der SV Halstenbek-Rellingen kämpft Pablo Esteban Cardoso, 21, um den Anschluss nach oben. Nationalspieler wie sein Vater Rodolfo Esteban (für Argentinien), der zurzeit die zweite Mannschaft des HSV in der Regionalliga trainiert, wird er nicht mehr. Mit entscheidenden Aktionen wie beim 2:1 (1:0) auswärts über den SSV Rantzau aber könnte der Mittelfeldspieler eines Tages wieder ins Blickfeld der HR-Ersten rücken.

95 Minuten waren auf dem Sportplatz Düsterlohe bereits absolviert, als der Ball nach Cardosos Gewaltschuss aus 25 Metern von der Latten-Unterkante über die Torlinie sprang. Der Jubel im Lager der Halstenbeker kannte keine Grenzen mehr. Weitere neun Minuten mussten die Gäste noch zittern, dann war ihr dritter Sieg im dritten Punktspiel der Staffel West perfekt.

Viele Unterbrechungen hatte der Schiedsrichter zum Anlass genommen, das Spiel erst nach 114 Minuten abzupfeifen. Es fing schon damit an, dass HR-Debütant Ennio Kantwill nur widerwillig den Platz verließ, als er die Gelb-Rote Karte sah (37.). Weitere Platzverweise für seinen Teamgefährten Oliver Wroblewsky (Gelb-Rote Karte/70.) und den Barmstedter Irfan Aydin (Rote Karte/80.) schlossen sich an. HR-Betreuer Rolf Di Vito war geneigt, von einem "chaotischen" Spiel zu sprechen. Im Jubel über das Siegtor muss dann auch er irgendetwas Verkehrtes zum Schiedsrichter gesagt haben. Jedenfalls wurde er aufgefordert, umgehend den Sportplatz zu verlassen. SSV-Trainer Andreas Behnemann sagte auch deutlich seine Meinung, und zwar den eigenen Akteuren nach Spielende: "Wir waren phasenweise zwei Mann mehr, aber zu blöd, um zu gewinnen."

Die Tore von Robin Strunz (1:0/7.) und Cardoso (mit dem zwischenzeitlichen Ausgleich von Roman Dohr/64.) reichten den Halstenbekern aber nicht, die Spitze in der Staffel West zu verteidigen. An ihnen vorbeigezogen ist der VfL Pinneberg II, der den FC Elmshorn II vier Tage nach dem 1:0 im 2. Liga-Pokal erneut bezwang. Sebastian Hammer (10.) und der in der 56. Minute eingewechselte Sebastian Stapel (70., 90.) sorgten gar für ein 3:0 (1:0) am Ramskamp, bedingt auch dadurch, dass sich FCE-Spielmacher Veton Hajrizi in de 66. Minute die Gelb-Rote Karte eingehandelt hatte. VfL-Coach Heiko Klemme gesteht heimliche Träume vom Aufstieg in die Landesliga. Aber der mehrmonatige Ausfall des gestern operierten Christian Koster (defensives Mittefeld/Sehnenriss) wiegt schwer.

Aufsteiger Roland Wedel feierte gegen den TSV Sparrieshoop ebenfalls seinen dritten Sieg im dritten Spiel. Sven Müller (33., 55.), Gino Steinbach per Foulelfmeter (85.), verbunden mit Rot für Gästeverteidiger Martin Zienst, und Roger Macias-Mora (90.) machten das 4:1 (1:0) über die Klein Offensether perfekt. Deren Trainer Mario Steinhauer ist ratlos, warum sein immer noch punktloses Team zurzeit die "Kiste" nicht trifft. Zum Unvermögen kam diesmal Pech bei zwei Lattenschüssen hinzu. Das Anschlusstor resultierte aus einem Elfmeter von René Reimers, der vom Wedeler Torwart Marcel Börnecke zu Fall gebracht worden war und selbst verwandelte (80.).

SC Egenbüttel kassiert gegen Holm die nächste Heimniederlage

Auch beim SC Egenbüttel grassiert die Angst, jetzt an Boden zu verlieren, der später nicht mehr gutzumachen ist. Der Rellinger Trainer Marc Zippel kam nach der neuerlichen Heimniederlage - 2:3 (1:2) gegen Aufsteiger TSV Holm - nicht umhin, von einer gewaltigen Enttäuschung zu sprechen. Vielleicht wird es ja besser, wenn einige der vielen verletzten Stammspieler wieder zur Verfügung stehen. Diesmal musste Zippel mangels Alternativen sogar seinen Assistenten Theo Ourgantzidis, 40, einwechseln. Doch auch die Holmer hatten Sorgen. Wegen ihrer Roten Karten beim Turnier um den Wanderpokal der Raiffeisenbank Elbmarsch waren Felix Köhnecke und Michael Berndt nachträglich noch jeweils ein Spiel gesperrt worden. Dafür rückte Max Witthuhn in die Startelf, der den Holmern mit Toren in der 32. Minute (1:1) und 58. Minute (3:2) in die Steigbügel half. Jan Dostal schoss das 2:1 der Gäste (38.), für den SCE waren Andreas Jerchel (1:0/4.) und Paul Jürs (2:2/55.) erfolgreich.

Neuling 1. FC Quickborn musste auf seine Paradestürmer Steven Schönfeld (Nasenbeinbruch) und Torge Brummund (Bänderriss) verzichten. An deren Stelle schlüpfte aber Oliver Prüß mit Treffern in der 69. und 74. Minute in die Rolle des Torjägers. Die Quickborner schlugen Mitaufsteiger Rissener SV 2:0. Das Resultat geht als erster Bezirksligasieg für alle Zeiten in die Vereinschronik ein.

Beinahe schon zum Inventar der Staffel West zählt der Kummerfelder SV, der in dieser Serie aber aufpassen muss, nicht in riesige Schwierigkeiten zu geraten. Trainer Ingo Jopp ist sich der Abstiegsgefahr bewusst und reaktivierte Alexander Koll, 36, der beim 2:3 (1:1) gegen Hansa 11 einen Handelfmeter zum 1:0 verwandelte. Als Koll dann selbst gefoult und dabei verletzt wurde, trat Sascha von Bastian an den Kreidepunkt - das 2:2, wieder ein Strafstoß (72.). Aus dem Spielfluss heraus aber glückte den Kummerfeldern nur wenig. Stattdessen leisteten sie sich Abwehrfehler, die Gegentore in der 43., 61. und 80. Minute zur Folge hatten.

Bönningstedter bleiben große Unbekannte in der Staffel West

Große Unbekannte der Staffel West ist die zweite Mannschaft des SV Rugenbergen, die beim 4:2 (1:1) auswärts über den TSV Niendorf II ihre bislang beste Leistung zeigte. Trainer Jürgen Wildbrett lobte Malte Meyer, der nach seinem Führungstor (21.) die Initiative an sich riss und sich als treibende Kraft erwies. Am Ende trotzten die Gäste nicht nur dem unbequemen Gegner, sondern auch dem Kunstrasen, der eine enorme Hitze abstrahlte. Marc André Busch (2:1/53., 4:2/81.) und Carsten Heggblum (3:2/63.) trugen die weiteren Treffer zum ersten Erfolgserlebnis bei.