Welche Spieler waren top, welche ein Flop? Das Abendblatt bewertet, wer 2011 begeister hat und wer hinter den Erwartungen zurück blieb?

Es sind tausende Spieler und Zuschauer, die sich an den Wochenenden auf den hiesigen Plätzen tummeln. Fußball ist und bleibt Sportart Nummer eins. Doch wer hat 2011 begeistert, wer ist hinter den Erwartungen zurückgeblieben? Und vor allem: Warum? Abendblatt-Mitarbeiter Wolfgang Helm hat sich die Spielszenen der vergangenen zwölf Monate nochmals durch den Kopf gehen lassen und eine persönliche Liste seiner Tops und Flops zusammengestellt - bewusst provokativ.

Filigraner Dirigent

Top: Patrick Ziller (22/FC Elmshorn) kann jeder Trainer ruhigen Gewissens den Dirigentenstab in die Hand drücken. Der Neuzugang vom SV Henstedt-Ulzburg vereint Torjäger (16 Treffer) und Spielmacher in einer Person. Der Ball ist sein Freund, das beweist Ziller Spiel für Spiel. Mit seiner Wendigkeit und Technik stellt er die Gegenspieler vor unlösbare Aufgaben, demnächst vielleicht auch in der Oberliga?

Nicht jammern, klotzen

Top: Can Ünlü (20/Blau-Weiß 96) absolviert nicht von ungefähr demnächst ein Probetraining beim FC St. Pauli II. Der wieselflinke Schenefelder Regisseur zählt wohl zu den meist gefoulten Spielern der Hammonia-Staffel und hat sich längst die notwendige Härte gegenüber sich selbst auferlegt. Ünlü jammert nicht, steht immer wieder auf, wehrt sich ab und zu, und außerdem schoss er 14 zumeist sehenswerte Tore.

Impulsiv und genial

Top: Berkan Algan (34/SV Halstenbek-Rellingen) erinnert maßstabsgetreu an Bernd Schuster. Der Ex-Nationalspieler baute auf dem Platz auch permanent Mist, um die Partie dann in einem genialen Moment zu entscheiden. Nach internen Reiberen kickt Algan ab sofort für Germania Schnelsen, wo er Mittwoch einen Vertrag unterschrieb. Niemand leidet so schön wie er. Die Fans werden seine impulsiven Ausbrüche vermissen.

Der Junge powert

Top: Timm Thau (20/Blau-Weiß 96) wirkt wie der nette Junge von nebenan. Aber nur bis zum Anpfiff, dann wird gepowert. Das Schenefelder Eigengewächs sucht und findet das Tor, ohne die Mitspieler dabei aus den Augen zu verlieren. Zur Belohnung nahm ihn der VfR Neumünster, Tabellenführer der Schleswig-Holstein-Liga, für die restliche Serie unter Vertrag. Experten trauen ihm auch die Regionalliga zu.

Lecker, diese Tore

Top: Christian Sommer (30/TSV Uetersen II) spielte von Anfang an mit offenen Karten. Aus der Uetersener Ersten zog er sich aufgrund der seiner Ansicht nach zu hohen Trainingsbelastung zurück, um in der Zweiten gänzlich frei von Allüren groß aufzutrumpfen. Seine unbändige Freude am Fußball kommt mit unglaublichen 38 Treffern, die auch in der Kreisliga erst einmal erzielt sein wollen, zum Ausdruck.

Der langsame Abstieg

Flop: Abiola Folarin (18/Wedeler TSV) erzielte gleich in seinem ersten Spiel (gegen den TSV Uetersen) einen zauberhaften Treffer. Dann kam nicht mehr viel. Mit seiner Unzuverlässigkeit und fehlenden Ernsthaftigkeit stand sich der Jungstürmer selbst im Wege. Er hätte trotz seiner Jugend eine wertvolle Stütze beim Neuaufbau in Wedel sein können. Inzwischen stehen die Zeichen auf Trennung.

Kapitän nur Mitläufer

Flop: Björn Czech (28/Wedeler TSV) war mal ein richtig Guter. Gleich in seinem ersten Herrenjahr beim TuS Holstein ackerte er die Seitenlinie rauf und runter. Nun aber übertrug er das Verlierer-Gen vom SC Egenbüttel ins Elbestadion: keine Körpersprache, keine Ausstrahlung, als Kapitän hilflos und nur Mitläufer. So geht es nicht weiter. Logische Konsequenz: Wird nun als Anführer von Heiko Barthel abgelöst.

Der Lack ist ab

Flop: Daniel Krohn (23/TSV Uetersen) fand bei TSV-Sponsor Heino Riewesell Arbeit und die schönsten Ausreden, warum er oft beim Training fehlte. Mal war es eine Verletzung, dann hatte ein Verwandter Geburtstag. Zuletzt spielte der frühere Knipser der SV Lieth nur aufgrund personeller Engpässe. Ist das sein Anspruch? Mitleiderregend und schade um einen eigentlich guten vielseitigen Spieler.

Immer nur zweite Wahl

Flop: Yavuz Kement (31/FC Elmshorn) lernt es wohl nie. Aus seiner Quickborner Zeit noch gut in Erinnerung, stellte der Mittelfeldspieler erst bei Victoria und dann beim FC Elmshorn nur zweite Wahl dar. Vermutung, die sich nicht beweisen lässt: Ihn interessiert nur Kohle. Oder er schätzt sich völlig verkehrt ein. Sollte da spielen, wo er wirklich gebraucht wird. Das ist beim Tabellenführer der Hammonia-Staffel nicht der Fall.

Der Zurückhaltende

Flop: Florian Holstein (25/VfL Pinneberg) gilt als Liebling von Michael Fischer. Muckt nie auf, wenn der Trainer ihn mal wieder nicht aufstellt. Müsste mal auf den Putz hauen: "Hallo, ich bin auch noch da." Wie kann er, der gelernte und keineswegs schlechte Manndecker, es ertragen, wenn ihm bei personellen Problemen in der Abwehr ein Stürmer (Dirk Hellmann) vor die Nase gesetzt wird? Bitte mehr Egoismus.

Weitere Gewinner und Verlierer

Jan Lüneburg vom FC Elmshorn müsste eigentlich in gleich zwei Listen auftauchen, sowohl bei den Tops als auch bei den Flops. "Mit dieser Einschätzung kann ich leben", sagt der 21 Jahre alte Stürmer des FC Elmshorn, der zwar regelmäßig trifft, aber im Entscheidungsspiel um den Oberliga-Aufstieg gegen Sasel einen Elfmeter verschoss. Überraschend gut 2011 waren die Leistungen von Sebastian Krabbes (25/SV HR), Rafat Waseq (22/VfL Pinneberg), Kevin Lohrke (19/Rugenbergen) und Marc-Kemo Kranich (20/TSV Wedel, jetzt Hannover 96 II), während die hoch geschätzten Hendrik Boesten (23/HR), Patrick Kiene (31/Rugenbergen), Thomas Graf (32/SV Lieth) und Marco Bogdahn (18/SSV Rantzau) enttäuschten.