Fußball-Talent Timm Thau nimmt ein Angebot von Neumünster an. Danijel Peric, der 2009 bei “Wetten, dass . .?“ auftrat, orientiert sich um.

Schenefeld. Timm Thau stieß einen Fluch aus. Das war, als er gestern an seinem Arbeitsplatz als Kfz-Mechaniker mit seinem Werkzeug abrutschte und sich eine Risswunde am Zeigefinger der rechten Hand einhandelte. Seine Krankschreibung bis einschließlich Freitag bedeutet, dass Thau nun nicht am heutigen Hallenturnier des Niendorfer TSV um den Allianz-Cup (18 Uhr, Sachsenweg) teilnehmen darf. Dabei hätte der 20 Jahre alte Angreifer von Blau-Weiß 96 den Schenefelder Landesliga-Fußballern zu gerne mit einigen Toren tschüs gesagt.

Nun ist er nur als Zuschauer dabei, wenn sein bisheriges Team die Gruppenspiele gegen Eintracht Norderstedt Oberliga), die SV Blankenese (Landesliga) und den Sieger des gestrigen Qualifikationsturnier bestreitet. Neben Thau wird auch Danijel Peric in Zukunft nicht mehr für die Schenefelder Mannschaft am Ball sein. Das ergab ein Gespräch von Trainer Selcuk Turan mit Peric, der ein guter Spieler ist, aber nicht als der Trainingsfleißigste gilt.

Was Timm Thau angeht: Der stürmt ab dem 6. Januar (Trainingsauftakt) für den VfR Neumünster, Tabellenführer der Schleswig-Holstein-Liga, der als Saisonziel klar der Aufstieg in die Regionalliga ausgibt. Das verdankt er Blau-Weiß-Coach Selcuk Turan, der Kontakte zu VfR-Coach Erwin Lamce pflegt und für seinen Schützling ein Probetraining in Mittelholstein arrangierte. Angedacht war zunächst, dass die Neumünsteraner den wilden Draufgänger erst im Sommer verpflichten. "Dann aber haben sie mir gesagt, dass sie mich sofort haben wollen", erzählt Timm Thau, der das VfR-Team als "nett" empfindet.

Tordrang (acht Saisontreffer), Dynamik, Spielübersicht (sieben Torvorlagen) und Unerschrockenheit in den Zweikämpfen, das sind die Qualitäten, die ihn auszeichnen und die ihn dafür prädestinieren, sich sofort einen Stammplatz zu erobern. Bedenken, eventuell körperlich in der höheren Spielklasse nicht mithalten zu können, gibt es nicht: "Als ich plötzlich in die Höhe schoss, ist die Muskulatur nachgewachsen. Dafür hat dann spätestens Selcuk Turan mit seinem harten Training gesorgt."

Ohne jede Frage wäre Timm Thau auch für Hamburger Oberligateams interessant gewesen. Selcuk Turan erklärt, warum er seinem Schützling trotzdem dem VfR empfahl: "Dort werden die jungen Spieler wirklich gefördert und versauern nicht auf der Bank. Zudem stimmen die sportlichen Ambitionen. Wenn ich diese beiden Aspekte berücksichtige, dann kommen in Hamburg nur wenige Klubs infrage."

Fast immer verletzungsfrei - bis zum Malheur mit dem Schraubenzieher

Einig sind sich Spieler und Trainer, dass Timm Thau im unwahrscheinlichen Falle eines Scheiterns bei Blau-Weiß 96 jederzeit wieder willkommen wäre. Schließlich kickt der Sohn von Jugendleiter Reiner Thau und Geschäftsstellen-Mitarbeiterin Conny Thau seit seinem vierten Lebensjahr für die Schenefelder. Mit Ausnahme eines Bandscheiben-Vorfalls blieb er während der gesamten Zeit verletzungsfrei - bis ihm dieser "blöde" Schraubenzieher nicht gehorchte.

Fallrückzieher und andere akrobatische Verrenkungen sind eine Spezialität des Can Ünlü, den Selcuk Turan - immer in Absprache mit Abteilungsleiter Andreas Wilken - vielleicht bald beim FC St. Pauli II unterbringt. Der wie Thau 20 Jahre alte Wirbelwind soll sich vom 16. bis 20. Januar auf dem Trainingsgelände der Erstliga-Reserve vorstellen. Dabei geht es Turan auch um die eigene Glaubwürdigkeit, wenn er eine Schwächung seines Teams in Kauf nimmt: "Ich habe den Jungs versprochen, sie auf den bestmöglichen sportlichen Weg zu bringen. Daran halte ich mich."

Thomas Gottschalk gefiel es, was Muskelmann Peric drauf hat

Ein Ausverkauf der Schenefelder Mannschaft sei nicht zu befürchten: "Dank ausgezeichneter Nachwuchsarbeit kommen nächste Serie weitere viel versprechende A-Junioren hoch." Aus diesem Blickwinkel konnte es sich Turan leisten, sich von Danijel Peric zu trennen. Ein Gespräch habe ergeben, dass es nicht mehr passe, mehr sei nicht zu sagen, erklärte der Trainer. Mit seinen 29 Jahren zählte Peric zu den wenigen Erfahrenen im Team. Auf dem Rasen blieb der Mann, der mit seinem Waschbrettbauch und Auftritt bei "Wetten, dass?" 2009 bundesweit Bekanntheit erreichte (ein Laster rollte über seinen Bauch, Peric blieb unversehrt), selten etwas schuldig. Aber wie gesagt: Sein Trainingseifer soll nicht Turans Vorstellungen entsprochen haben.