Private Verpflichtungen von Spielern stellen Wedeler TSV vor neue Probleme. Der Gastgeber wird überraschend Pokalsieger.

Wedel. Kurz hinter Berlin übermannte Oliver Berndt dann doch die Müdigkeit. Der Trainer des Wedeler TSV machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem und überließ Ehefrau Steffi das Steuer. Gegen 15 Uhr erreichte die Familie schließlich Reit im Winkel, wo sie nun einen Kurzurlaub verbringt. In der Alpenregion wird Oliver Berndt nicht nur davon träumen, sondern auch Pläne schmieden, ob und wie er die Wedeler Landesliga-Fußballer zu einem neuen Höhenflug verhelfen kann.

Die Talfahrt zuletzt in der Punktrunde (elf aufeinander folgende Spiele ohne Sieg) endete in der Steinberghalle. Die Wedeler waren so unhöflich, ihr eigenes Turnier um den Stadtsparkassen-Cup zu gewinnen. Vor Freude habe er in der anschließenden Nacht kaum ein Auge zu bekommen, berichtete Oliver Berndt. Das war übrigens auch die Schuld von Manager Walter Zessin, der Co-Trainer Ingo Desombre und Berndt nach der sportlichen Abwicklung einen anregenden Trunk reichte. Der Turnersieg und die Vertragsverlängerung beider Übungsleiter mussten hinterher mit einem Glas "Prickelwasser" begossen werden: Auf gutes Gelingen im kommenden Jahr.

Es war nicht nur der 3:2-Erfolg nach Toren von Mario Schacht, Felix Mühlich von den A-Junioren und Mikail Pekdemir über Cup-Verteidiger TuS Osdorf (Bezirksliga), der das Trio in Sektlaune versetzte. Vielmehr hatte schon der Halbfinalsieg nach Neunmeterschießen über den VfL Pinneberg Entzücken ausgelöst. Mühlich schaffte es doch tatsächlich, das 0:1 von Ricki Voß noch auszugleichen.

"Der Rest war natürlich vor allem Glückssache", räumte Oliver Berndt ein. Neben Mühlich überzeugte auch Alexander Keil, der andere eingesetzte A-Juniorenspieler, das machte dem Coach ebenfalls gute Laune. Und dann platzte Ingo Desombre mit einer Neuigkeit heraus, die den Wedeler Fanblock auf bessere Zeiten hoffen lassen: Nächster Neuzugang nach Heiko Barthel (zurück vom VfL Pinneberg) ist Pietro Lucifora (18), der beim FC Elmshorn nur wegen der starken Offensivabteilung des Landesliga-Spitzenreiters nicht recht zum Zuge kam. Schon früher bei den C-Junioren der SV Halstenbek-Rellingen sein Trainer wird Oliver Berndt schon wissen, warum er sich (erfolgreich) um Lucifora bemühte. Weitere Veränderungen im TSV-Kader stehen noch aus. Von denen, die sich in der Steinberghalle endlich als kampfstarke Einheit präsentierten, sollen nach Möglichkeit aber alle bleiben.

Kopfschüttelnd stand Michael Fischer am Spielfeldrand und betrieb Ursachenforschung, wieso der Sieger eigentlich nicht VfL Pinneberg hieß. Schließlich waren die Kreisstädter mit 11:1 Toren und optimaler Punkteausbeute souverän in das Halbfinale gegen die Gastgeber (Gruppenzweiter) eingezogen. "Ricki Voß, der insgesamt toll gespielt hat, war unser tragischer Held. Er hätte gegen die Wedeler auch das 2:0 schießen müssen und dann wäre die Partie entschieden gewesen", murrte der VfL-Coach.

Statt 500 Euro, wie kalkuliert, blieben den Pinneberg nur 125 für den dritten Rang. Nicht im Endspiel, wie allgemein erwartet, kam es zum Duell mit der SV Halstenbek-Rellingen, sondern im Neunmeterschießen um den dritten Platz. Die Halstenbeker waren zuvor nämlich ebenfalls überraschend (am TuS Osdorf) gescheitert. "Da fehlte uns die Kraft, weil wir nicht mit einem kompletten Aufgebot angetreten waren. Kurzfristig hatten Sascha Richert und Danijel Suntic den Termin abgesagt, Nils Matthiessen musste mitten im Spiel dringend zu einer Privatfeier aufbrechen", erklärte HR-Coach Thomas Bliemeister.

Überhaupt scheint der Trend dahin zu gehen, dass immer mehr Spieler immer weniger Zeit für Weihnachtsturniere aufbringen können. "Irgendwann wollen sie auch mal ihre Verwandten und Freunde sehen", sagt Thomas Bliemeister. Diesmal mussten die Wedeler sogar ein Team aus dem Kreis Steinburg dazu bitten, um nicht in Besetzungsnot zu geraten zu geraten. Dann traten sie auch noch Nachwuchskeeper Leon Schuld an den ohne Torwart angereisten ETSV Fortuna Glückstadt ab. Das alles forciert Überlegungen, vom 2. Weihnachtstag in Zukunft auf den 29. oder 30. Dezember auszuweichen.