Nach langer Stagnation zeichnet sich beim Schenefelder Tennis-Club ein Aufschwung ab. Herren 30 als Nordliga-Aufsteiger das Aushängeschild.

Schenefeld. Sascha Bandermann sitzt in seinem Büro in München-Ismaning und wirft einen kurzen Blick auf sein Smartphone. Der Sportmoderator von Sport 1 hat in diesen Tagen über Facebook einen Gruß von seinem alten Freund und Mannschaftskameraden Patrick Suhrbier erhalten. Bandermann, beim Privatsender unter anderem TV-Fachmann für Tennis, Eishockey, Basketball und Golf, freut sich sehr über die Mitteilung, die ihn spontan an vergangene Zeiten erinnert. Der Kontakt zu seinen früheren Sportkameraden ist in all den Jahren nie ganz abgebrochen, auch wenn Bandermann nur noch selten in den Norden kommt.

Vor zehn Jahren spielte der 39-Jährige gemeinsam mit Suhrbier und weiteren Teamkameraden in der ersten Tennis-Herrenmannschaft des Schenefelder TC (STC), bevor er 2003 nach München ging, um beruflich Karriere zu machen. Zeitgleich mit seinem Weggang endete auch die Glanzzeit des Schenefelder Tennisklubs, der einst für Spitzensport auf breiter Basis im Norden bürgte. Die zweijährige Zugehörigkeit zur 2. Bundesliga, das ist etwas, von dem die heutigen Mitglieder noch immer schwärmen.

Das nötige Geld war da, aber irgendwann war Schluss

Packende Matches mit deutschen Klassespielern, aber auch internationalen Cracks, waren auf der Anlage am Holtkamp nach der Jahrtausendwende die Norm. Damals sorgte Patrick Suhrbiers Vater Uwe als Hauptsponsor für die finanzielle Unterstützung, die hochkarätige Verpflichtungen von Ausländern ermöglichte. Es wurden Tribünen errichtet, auf denen dichtes Gedränge herrschte, wenn am Holtkamp aufgeschlagen wurde. Vor allem gab es einen riesigen Kader von Spielern, sodass man auch in den unteren Klassen aus dem Vollen schöpfen konnte.

Das nötige Geld war da, "doch eines Tages war Schluss damit, nachdem Uwe Suhrbier in den Ruhestand gegangen war", erklärt Fabian Kachel, zweiter Vorsitzender des Schenefelder Traditionsklub, mit dem es 2004 sportlich nach und nach bergab ging. Die Bundesliga-Mannschaft stieg ohne einen Punktgewinn aus der Bundesliga ab und wurde nach dem Weggang der meisten Spieler bis in die 2. Hamburger Klasse durchgereicht - der absolute Tiefpunkt.

Die Frage tauchte auf: Hatte das Geld den Charakter der Spieler, wie in manchen anderen Tennisvereinen auch, verdorben? "Zum Teil war es wohl so", führt Patrick Suhrbier an. "Doch damals haben wir im Klub beschlossen, dass wir bald wieder etwas auf die Beine stellen und gegen den Negativtrend in diesem Sport ankämpfen wollten."

Oliver Warncke-Wittekind als Motor im Leistungsbereich

Die Tennismüdigkeit hat sich inzwischen gelegt, die Motivation wird wieder besser, beim STC tut sich also etwas. Kürzlich feierte der Klub seinen 40. Geburtstag - eine größere Feier anlässlich des Jubiläums folgt im Sommer. Der Vorstand mit Stephan Hürten an der Spitze hat etwas auf den Weg gebracht, auch wenn die Mitgliederzahl mit 420 noch stagniert. Geselligkeit wird wieder groß geschrieben. Seit Anfang Dezember gibt es eine neue Führung in der Gastronomie.

Die positive Entwicklung im sportlichen Bereich ist indes auch nicht zu übersehen. So schafften die Herren 30 im September in Lüneburg den Aufstieg in die Nordliga, den sie im März nach Ende der Hallensaison durch eine Niederlage beim DT Hameln noch verpasst hatten. Den 6:3-Erfolg verfolgten rund 50 mitgereiste Fans, unter anderem der Vorsitzende Stephan Hürten. In die Oberliga-Hallensaison wird das STC-Team nun am 14. Januar starten. Die zweiten Herren 30 stiegen im Sommer in die 1. Hamburger Klasse auf.

Der Aufschwung beim Schenefelder TC hat einen Namen: Oliver Warncke-Wittekind hat es verstanden, einen neuen Teamspirit zu entwickeln. Der 33-Jährige ist als Chef- und Spielertrainer seit Anfang des Jahres am Ball. Er war in den Jahren zuvor als Spieler beim Pinneberger TC, TuS Holstein, VfL Pinneberg, TC Prisdorf und Kummerfelder SV aktiv. Warncke-Wittekind ist zusammen mit Christiane Spanger für die Geschicke des Jugendbereichs verantwortlich und leitet den Leistungskader der Damen und Herren. Highlight eines jeden Jahres ist das Schenefelder Mixed-Turnier, das 2011 zum sechsten Mal stattfand. Und ein großer Jux war, als Komiker Otto Waalkes unlängst am Holtkamp als Gastspieler in der Halle das Racket schwang.