HR-Vorsitzender Hans Jürgen Stammer zur Trennung von Berkan Algan nach verbaler Eskalation mit Torwart Reitmaier. Noch drei Spieler gehen.

Halstenbek. Heute um 19 Uhr werden Berkan Algan, 34, Mustafa Günaydin, 21 sowie Cihad Karakas, 23, dem Klubheim der SV Halstenbek-Rellingen einen vorerst letzten Besuch abstatten, um Trainingsanzüge und weitere vom Verein zur Verfügung gestellte Utensilien abzuliefern.

Dann ist ihre Zeit beim Oberliga-Aufsteiger vorbei, wie auch für Mark Hinze, 20, der zurzeit im Urlaub weilt. Nach internen Querelen kamen die Macher am Jacob-Thode-Platz (Manager Detlef Kebbe, Trainer Thomas Bliemeister, Präsident Hans Jürgen Stammer, Spartenleiter Richard Peper) übereinstimmend zur Ansicht, dem Quartett den Laufpass erteilen zu müssen.

"Nach eingehender Bearbeitung der Vorfälle ist sich der Vorstand einig, dass keine Basis mehr für eine harmonische, erfolgreiche und vertrauensvolle Zusammenarbeit gegeben ist. Daher trennen wir uns in gegenseitigem Einvernehmen mit sofortiger Wirkung", heißt es in der von Ligaobmann Thomas Berg herausgegebenen Presseerklärung.

Trainer Bliemeister weigerte sich stets, interne Angelegenheiten öffentlich zu machen. Manager Kebbe verweist auf den Vorsitzenden: "Bitte Hans Jürgen Stammer fragen, wenn es um Berkan Algan geht." Der erfahrene Präsident beginnt seine Ausführungen mit einer Empfehlung an Algan, mit dem er einen Tag nach dem Vorstandsbeschluss noch "ein vernünftiges Gespräch" geführt habe: "Es reicht nicht, ein guter Fußballer zu sein. Berkan muss lernen, seine Worte vorsichtiger und weitsichtiger einzusetzen."

Um die Mannschaft, die mit 31 Punkten den Spitzenteams auf die Pelle rückte, allerdings ausschließlich den sicheren Klassenerhalt anstrebt, mache er sich nach dem Verlust von drei Stammkräften und einem Reservisten (Hinze) keine Sorgen: "Detlef Kebbe wird versuchen, die eine oder andere Lücke während der Winterpause zu schließen. Das wird ihm auch gelingen, wie ich ihn kenne."

Was die Situation eskalieren ließ, ist mittlerweile klar. Es geht um eine Auseinandersetzung, die sich Algan während und nach der Partie gegen den TSV Sasel (3:0) in der Kabine mit Torwart Claus Reitmaier lieferte. "Es begann in der Halbzeitpause. Reitmaier, der sonst nie was sagt, machte mich an, wie schlecht ich sei und dass ich mich zusammenreißen soll." Als in der 55. Minute Stürmer Hendrik Boesten ausgewechselt werden sollte, rief Reitmeier über den Platz: "Nimm bloß den Algan raus." Tatsächlich winkte Trainer Bliemeister dann den Spielmacher vom Platz und ließ Hendrik Boesten auf dem Feld.

"Das hat mich natürlich aufgeregt. Ich fragte Reitmaier nach dem Abpfiff, was er beabsichtigte. Er antwortete einfach nur, ich solle den Mund halten", erbost sich Algan auch zwei Wochen nach dem Vorfall immer noch. Ein Wort habe dann das andere gegeben. Algan: "Das war Verteidigung aus der Emotion heraus. So schlimm ist das doch nicht." Der stolze Deutsch-Türke fühlte sich in seiner Ehre angegriffen. Als er den Dialog mit Thomas Bliemeister suchte, wurde er vor vollendete Tatsachen gestellt: "Ich bin auf der Seite von Claus Reitmaier. Du brauchst nicht mehr wiederzukommen."

Aus Solidarität zu Berkan Algan erschienen dann auch Günaydin, Karakas und Hinze in der anschließenden Woche vor der Begegnung beim Nachbarn SV Rugenbergen nicht mehr zum Training. Der 3:2-Sieg dort ohne die "Rebellen" bestärkte die Verantwortlichen in ihrer Absicht, sofort einen Schlussstrich zu ziehen.

In einem Nebensatz deutete Thomas Bliemeister an, was ihm an Algans Verhalten so gewaltig missfiel: "Da haben wir einen erfahrenen Bundesliga-Keeper bekommen, der sich nicht zu schade war, uns in einer schwierigen Lage zu helfen und sich in Bönningstedt sogar noch verletzt hat. Ihm muss man dankbar sein und sich dann auch einmal ein bisschen zurückhalten." Algans sieht es anders: "Die Auswechselung eines Teamgefährten zu fordern, das ist charakterlos. Als Trainer hätte ich so einen Spieler sofort vom Platz geholt, auch wenn es der Torwart ist." Letztlich aber sei er Bliemeister, den er seit 16 Jahren kennt, nicht mehr böse: "Ich mag ihn immer noch, damit das klar ist." Und eines betont er außerdem: "Ich kann mich unterordnen. Aber ich unterwerfe mich nicht."

In welche Richtung sich der Regisseur (vier Punktspiel-Tore, sieben Torvorlagen) und seine drei Gefolgsleute nun bewegen, lässt er offen: "Einen Trainerjob in der Regionalliga könnte ich mir ebenso gut vorstellen wie noch zwei, drei Jahre als Spieler. Ich warte ab, natürlich habe ich schon Anrufe bekommen." Unterdessen trauert Hans Jürgen Stammer den rund 1000 Euro, die von der SV HR in Algans Trainer-Ausbildung (C-Lizenz) gesteckt wurden, nicht länger hinterher: "Übers Jahr gesehen war es keine gute Investition. Aber wir sind ein Verein, der seine Versprechungen einlöst."