Der Spieler von Eintracht Rellingen erlitt einen Schien- und Wadenbeinbruch. Häufung von Unfällen bei Fußball-Amateurspielen.

Rellingen. Lebensgefährtin Tanja hat ihm ein Laptop ans Bett gestellt. Die freie Zeit, die ihm ungewollt zur Verfügung steht, nutzt Clemens Jansen, 35, damit, Fotos und Mails im PC zu ordnen. Mindestens zwei Wochen muss der erfahrene Fußballspieler von Eintracht Rellingen noch in der Altonaer Asklepios-Klinik, zurzeit zehnter Stock, verbringen. Das Schlimmste für ihn ist, seine neun Monate alte Tochter Lisa nicht bei den ersten Gehversuchen unterstützen zu können. Stattdessen braucht Jansen selber Hilfe. Wenn alles gut geht, wird er Ende des Jahres die ersten Schritte ohne Krücken machen können.

Die Szene, in der ihm ein Gegenspieler des TuS Osdorf II kurz nach dem Anpfiff des Kreisliga-Punktspiels der Staffel 7 einen Schien- und Wadenbeinbruch zufügte, spukt im Kopf herum: "Ich war eher am Ball, den er sich an der Mittellinie zu weit vorgelegt hatte. Er hat durchgezogen und ich bin durch die Luft gewirbelt. Noch im Fluge wusste ich, dass mein Bein kaputt ist."

Die Schmerzen waren immens, "möglicherweise bin ich sogar kurz in Ohnmacht gefallen". Mitspieler Christian Möding hielt seine Hand und redete beruhigend auf ihn ein. Innenverteidiger Bastian Knapp, Unfallchirurg, nahm die Erstversorgung vor und legte dem Verunglückten im Krankenwagen einer Hilfsorganisation persönlich die Infusion. In einer ersten Operation wurde der Knochen links und rechts der Bruchstelle mit einem "äußeren Spanner" vierfach verschraubt und fixiert.

Am Freitag, wenn die Schwellung abgeklungen ist, folgte der nächste Eingriff. Anschließend muss Jansen die üblichen Rehabilitierungsmaßnahmen erdulden. Die Arbeitskollegen werden den studierten Wirtschaftspsychologen erheblich früher wieder sehen als die Kumpels beim Fußball. Jansen ist realistisch: "Ein Spiel noch diese Saison bestreiten zu dürfen, das wäre zu schön."

Ein Wort der Anteilnahme vom Gegner wäre auch nicht verkehrt gewesen. So aber blieb es bisher bei Besuchen der Verwandtschaft, Trainer Christian Wentzin, Mannschaftsarzt Wolfgang Kunze und den Teamgefährten, die ihn mit Süßigkeiten und Lesestoff eindeckten. Als äußerst freundlich und umgänglich erweist sich der von oben bis unten tätowierte Herr im anderen Bett am Fenster, dem ein Stück der Lunge entfernt wurde. Jansen hat sich mit seiner Situation arrangiert: "Ich mache niemandem einen Vorwurf." Die Häufung von Unfällen bei Amateurspielen aber wirft Fragen auf: Übertreiben die Kicker mittlerweile ihr Hobby oder ist alles nur Zufall? Am 9. Oktober hatte sich Florian Hinrichs, Torwart des SuS Waldenau II, ebenfalls in Osdorf einen doppelten Kieferbruch und Jochbeinanbruch eingehandelt. Am 23. Oktober ereilte Henrik Krause (TuS Hasloh) in Halstenbek dasselbe Schicksal wie jetzt Jansen: Fraktur des Schien- und Wadenbeins. Für den FC Eintracht ist der Verlust "deprimierend" (Trainer Wentzin). Die 1:2 Niederlage nach 1:0-Führung (Matthias Gehrke/52.) spielte keine Rolle mehr. Die Rellinger verabschiedeten sich aus dem Kreis der Aufstiegsaspiranten, dem der FC Roland Wedel nach einem 5:3 (2:2) über den Rissener SV wieder angehört. Begleitet von zwei Platzverweisen für die Gäste (76., 79.) waren es Daniel Lopez (1:1/24., 2:2/44.), Sven Müller (3:2/49., 5:3/80., Foulelfmeter) und Josip Dilber (4:2/68.), die dem Tabellenführer die zweite Saisonniederlage zufügten. Dessen Verfolger TV Haseldorf bekam nach drei Reinfällen die Kurve. Timo Badermann (3), Wito Wegner und Joris Lüchau erzielten die Tore zum 5:0 (3:0) über Union 03.

Der SC Pinneberg musste gegen den Heidgrabener SV mit einem 1:1 zufrieden sein. Wenigstens glückte Ümit Kalebas nach dem 0:1 von Philippe Schümann (3.) noch der Ausgleich (13.). SCP-Verteidiger Dennis Ulisch sah wegen einer verbalen Entgleisung ebenso Rot (88.) wie Frank Unbehaun (Sportfreunde Pinneberg), der seinem Unmut über einen der Schiedsrichterassistenten Luft machte: "Idiot." Gelb-Rot gab es für Keeper Dennis Laudi (80.), Tore beim 1:5 gegen Blau-Weiß II: 0:1 Björn Borken (10., 0:2 Jeremy Wachter (15), 0:3 Daniel Bamfo (16.), 0:4 Florian Engel (55.), 1:4 Christian Preuschoff (57.), 1:5 Daniel Schubert (85.). Torschützen des SuS Waldenau II beim 2:1 (2:0) gegen Eidelstedt II: René Schröder, Marcel Jobmann; für Kickers Halstenbek beim 2:3 (1:2) gegen Blankenese II: Christian Maack, Pascal Wauschkuhn.