Pro-B-Basketballer des SC Rist entzaubern Aufsteiger BG Dorsten vor 500 Zuschauern mit 79:65 - ohne einmal zurückgelegen zu haben.

Wedel. "Skandal im Sperrbezirk" lautete 1981 auf dem Höhepunkt der Neuen Deutschen Welle der Titel eines Superhits für die Spider Murphy Gang. Dass die Basketballer der BG Dorsten, die allesamt noch nicht einmal geboren waren, als der Titel der Münchener Band die Spitzenposition der Single-Charts eroberte, den Song kennen, ist unwahrscheinlich. Wenn doch, dürfte ihnen der Refrain im Punktspielvergleich mit den Herren des SC Rist in der Steinberghalle das ein oder andere Mal in den Ohren geklungen haben. Drei Viertel lang war für die Akteure des als Tabellenzweiter angereisten Aufsteigers aus Nordrhein-Westfalen die Zone unter dem Wedeler Korb fast schon verbotenes Terrain. Da auch aus der Distanz wenig gelang, gewann das Heimteam 79:65 (50:30), ohne auch nur einmal zurückgelegen zu haben.

Auf die erfolgreiche Taktik hatte Rist-Coach Özhan Gürel die Auswertung von Video-Aufzeichnungen der bisherigen Pro-B-Spiele gebracht. "Wir wussten, dass Dorsten zu Beginn einer jeden Halbzeit kaum verteidigt, und das haben wir genutzt." So seien die Wedeler in alle vier Viertel mit der Vorgabe gestartet, "schnell in Führung zu gehen" - auch das gelang zumindest dreimal. Unter beiden Körben half dem Heimteam zudem die körperliche Überlegenheit: Mehr als die Hälfte seiner Punkte (42) erzielte der neue Tabellendritte (fünf Zähler) aus der Nahdistanz, ganze 28 schaffte Dorsten, den größten Teil davon im Schlussabschnitt, in dem bei den Rist-Herren die Konzentration nachließ.

Das Gastspiel im Norden hatte sich auch Dorstens neuer Trainer Torsten Schierenbeck anders vorgestellt. Jahrelang bei Pro-B- und Regionalliga-Spielen mit dem SSV Lok Bernau Stammgast in Wedel und zudem mit dem Rist-Coach befreundet, vergingen ihm und seinen Schützlingen in der Steinberghalle schon im ersten Viertel Hören und Sehen. Das Heimteam startete mit einem 5:0-Lauf, für den Flügelspieler Fabian Böke im Alleingang sorgte, furios und so nahm Schierenbeck Mitte des Spielabschnitts bei Zwischenständen von 15:7 und 20:7 für die Wedeler gleich zwei Auszeiten binnen 67 Sekunden, ohne dass irgendeine Besserung eintrat.

"Özhan hat uns mit seiner Defense fertig gemacht - wir hätten noch stundenlang weiterspielen können und trotzdem nicht gewonnen", ließ der Gästetrainer anschließend kein gutes Haar am taktischen Verhalten seines Teams in den ersten 30 Minuten. Das - gewonnene - letzte Vierte wertete der Berliner indes als "gut für die Moral", die Niederlage an sich keineswegs als Schmach: "Dass man in Wedel verlieren kann, werden noch ganz andere Mannschaften merken."

Das hörte Özhan Gürel gern, der bei seiner Analyse aber dennoch etwas zu bemängeln hatte. "Das letzte Viertel war für die Zuschauer leider unansehnlich." Angesichts einer klaren Führung hatte der 31-Jährige seinen Youngstern Spielzeit gegeben, von denen er in den kommenden Partien etwas mehr erwartet. "Sie werden sich steigern müssen, und das wissen sie auch."

Für ihre älteren Teamkameraden dagegen heißt es jetzt erst einmal regenerieren, stehen doch bis Ende Oktober weitere fünf Pro-B-Partien auf dem Spielplan. Trainingsfrei bekommt US-Boy Augie Johnston, der gegen Dorsten wie auch beim 71:82 keine 48 Stunden zuvor in Vechta trotz einer starken Bänderdehnung mitwirkte und nach Spielende mit bandagiertem Fuß durchs Foyer der Steinberghalle humpelte. "It's okay", beantwortete der Kalifornier die Frage, wie es ihm ginge, und spielte damit wohl auch auf seine 15 Punkte an, die er zum zweiten Saisonsieg beigesteuert hatte.

Statistik: Viertel: 27:14, 23:16, 23:16, 6:19

SC Rist (Punkte): Fabian Böke (18), Kay Gausa (16), Harold August Johnston, Anthony Pettaway (je 15), Peter Huber-Saffer (4), Florian Moysich (3), Jonas Laatzen, Fabian Lühring, Marc Nagora, Tobias Wichers (je 2), Ismet Akpinar, Tim Parohl.