Ersatzkeeper Yalcin Ceylani (1,74 Meter) bewahrt SV Rugenbergen beim 2:2 gegen VfL Pinneberg vor der Niederlage. Drittletzter Platz bleibt.

Bönningstedt. Es war der oft zitierte "moralische Sieg". Das glückliche 2:2 (1:1) gegen den VfL Pinneberg erzwangen die Oberliga-Fußballer des SV Rugenbergen mit einem Spieler weniger. Torwart Dennis Schultz handelte sich wegen eines Foul in höchster Not an Sören Badermann vor seinem Strafraum die Rote Karte ein (78.) - berechtigt. Ohne Widerrede begab sich der Keeper Richtung Seitenlinie, als Schiedsrichter Daniel Burmester (TSV Glinde) in seine rechte Gesäßtasche fasste. Es folgte die 86. Minute, in der Christian Dirksen einen stinknormalen Freistoß von der Mittellinie (Dennis von Bastian) mit dem Kopf ins Netz drückte. "Wir hatten eine feste Zuteilung und dann steht der so blank", ärgerte sich der Pinneberger Abwehrchef Heiko Barthel. Danach waren es übrigens nur noch neun Bönningstedter.

Torschütze Dirksen sieht Gelb-Rot wegen Ausziehen des Trikots

Torschütze Dirksen sah die Gelb-Rote Karte, weil er in seiner überschäumenden Freude sein Hemd in der Luft schwenkte. Es nützte ihm gar nichts, dass er darunter ein schwarzes Unterhemd trug, also keineswegs halb nackt in der Gegend herumlief. Die Schiedsrichter sind nämlich angehalten, das Ausziehen des Trikots grundsätzlich mit Gelb zu ahnden. Wie zu hören ist, steht diese Regel beim Deutschen Fußball-Bund stark in der Diskussion.

In seiner Enttäuschung über die Punkteeinbuße war VfL-Coach Michael Fischer zu einem Spaß aufgelegt. "Dein Torwart-Wechsel war ein kluger Schachzug", neckte er den befreundeten Trainer-Kollegen Ralf Palapies. Dahinter verbarg sich ein Lob für Schultz-Nachfolger Yalcin Ceylani, der in der 81. Minute eins zu eins gegen Dennis Lünstäden das mögliche 1:3 verhindert hatte. Bei einem Flachschuss von Badermann zwei Minuten später tauchte Ceylani blitzartig in seine linke Ecke - abgewehrt. Michael Fischer wiederum schoss sich auf den eingewechselten Lünstäden ein: "Ich sage es ungern, aber das muss Dennis jetzt ertragen. Sein Egoismus hat uns den Sieg gekostet. Er hätte doch nur quer zu Sören Badermann passen müssen, der spaziert mit dem Ball ins Tor und das Spiel ist entschieden". Blondschopf Lünstäden rechtfertigte sich: "Mein Schuss muss sitzen, das ist gar keine Frage. Aber Sören hatte ich in diesem Moment nicht gesehen oder wahrgenommen."

20 Grad Celsius beim Anpfiff - später wurde es erheblich kühler - und die Aussicht auf eine packende Partie hatten 200 Zuschauer auf den Trainingsplatz ins Sportzentrum gelockt. Der erste Jubel (der VfL-Fans) ertönte in der dritten Minute, als Jan Eggers mit einem sehenswerten Schuss aus über 20 Metern hoch in den rechten Winkel das 1:0 der Kreisstädter erzielte.

Das Remis bringt die Bönningstedter im Abstiegskampf nicht gerade weiter

"Irgendwie stechen mich heute Abend die Mücken", sagte Stadionsprecher Michael Heidebrecht und zog sich an seinem von einem Laptop-Desktop erhellten Pult den Rollkragen hoch. Dann schwärmten die Bönningstedter erstmals aus. Pervis Sadat-Azizi schlug einen Flankenball von rechts in den Pinneberger Strafraum, den Maik Grabow in Ruhe mit der Brust stoppen und aus der Drehung zum 1:1 der Gastgeber verwerten durfte (13). VfL-Torwart Stefan Steen bekam nur noch eine Hand an den Ball.

Die Pinneberger, ganz in Weiß angetreten, was vielleicht gut zur Hochzeitsfeier ihres abwesenden Teamgefährten Ömür Kaplan am nächsten Tag passte, vergaben schon vor der Pause ihre Chancen (Eggers/19., Dirk Hellmann/45.). Die Partie schien gewonnen, als Dennis Schultz in der 72. Minute an einem Freistoß von Eggers vorbeifaustete, was bei dem schwachen Flutlicht passieren konnte, und der agile Torben Reibe den Ball nur noch ins leere Tor ticken musste - 1:2. Da ärgerte sich Ralf Palapies möglicherweise nicht nur über den Torwart, sondern auch über Artur Frost (kam für den angeschlagenen Grabow), der den Freistoß verursacht hatte. VfL-Coach Fischer wiederum wunderte sich, warum ein Treffer von Serdar Bahtiyar abgepfiffen wurde (76). Linienrichter Murat Tözel zeigte eine Abseitsposition an, vermutlich galt der Wink Dirk Hellmann, der unmittelbar zuvor an Schultz gescheitert war.

Die Aufzählung dieser Szenen zeigt, dass der VfL den Sieg trotz guten SVR-Engagements verdient gehabt hätte. Das weiß auch Ralf Palapies, der sich eine Auszeit vom Abstiegskampf nahm und sich zwei sonnige Tage auf Sylt gönnte. Die Wolken über Bönningstedter sind im übertragenen Sinne schon dunkel genug. Der Zähler im Kreisderby reichte nicht, den drittletzten Platz zu verbessern.