Das Abendblatt ging auf Meinungssuche beim Stadtwerke-Cup

Pinneberg. Die großen Erfolge von Steffi Graf und Boris Becker sind fast schon Geschichte. Die Beckerfaust als Zeichen des Triumphes verfolgten stets Millionen Zuschauer. Doch mittlerweile hat Tennis, so scheint es, keine große Bedeutung mehr in den deutschen Medien. Der kürzliche Erfolg von Sabine Lisicki mit dem Halbfinaleinzug und einer beachtlichen Leistung in Wimbledon sorgte für Aufsehen. Halbfinale in Wimbledon? So etwas kennt die heutige Generation gar nicht mehr. Doch war dies vielleicht nur eine Ausnahme? Inwiefern wird sich die 21-Jährige sich in Zukunft in der Weltklasse behaupten können? Mehr noch: Es gibt kontroverse Diskussionen, ist der Tennissport tot oder auch nicht? Michael Stich, Turnierdirektor am Hamburger Rothenbaum, zog kürzlich in einem Abendblatt-Interview klar Stellung: "Der Tennissport ist wieder im Aufwind. Die Ansätze sind da."

Aber wie sieht es in den Klubs des Kreises aus? Das Abendblatt hörte sich beim Stadtwerke-Cup um.

Dieter Splettstößer, Vorsitzender des TC Prisdorf, beobachtet eine negative Entwicklung in den letzten Jahren. "Früher brachten die Eltern ihre Kinder zum Tennis mit, heute werden durch Arbeitsgemeinschaften (AGs) an Schulen und anderen Aktionen Kinder geworben, über die Eltern dann Interesse am Tennissport bekommen." Dabei würde die Anzahl der aktiven Kinder im TCP sogar zurückgehen. Von rund 150 Jungen und Mädchen sind jetzt nur noch 120 angemeldet. Dazu tragen auch die Ganztagsschulen bei: Dem Tennisnachwuchs fehlt die Zeit, neben der Schule auch im Verein sportlich aktiv zu sein. Splettstößer hat mit der Einführung von Tennis-AGs an zwei Pinneberger Schulen auf dieses Problem reagiert: "Wir versuchen den negativen Trend, den wir im Verein feststellen, zu stoppen und engagieren uns deshalb jetzt auch in den Schulen."

Jörn Hellfritsch , 2. Vorsitzender des PTC, sieht die Krise nicht so krass, sagt aber: "Der DTB engagiert sich allgemein zu wenig. Aber bei uns ändert sich seit einiger Zeit viel zum Positiven." Schul-AGs trügen dazu bei und auch Aktionen wie "Deutschland spielt Tennis" und auch die neue Beachanlage.

Thies Röpcke , Routinier aus Elmshorn: "In den Jahren 2001 bis 2006 ging der Tennissport in eine Talsohle. Seit 2007 gibt es wieder einen Aufwärtstrend, besonders im Jugendbereich. Abzulesen ist dies auch an den starken Verkaufszahlen von Tennisschlägern."

Werner Mende , PTC-Vorsitzender: "Vereinsleben, Turniere und Trainingseinheiten müssen interessanter und attraktiver gestaltet werden. Das versuchen wir. Die Jugendlichen sollen dadurch wieder Spaß am Tennis finden." Es fehle so manchem die Freude am Sport und es gibt keine Leitfigur, wie es zum Beispiel Boris Becker über lange Zeit war.