So machte der FC Elmshorn die spektakuläre Verpflichtung von Trainer Bert Ehm perfekt. Mit ihm kehrt Eugen Igel an die Wilhelmstraße zurück

Elmshorn. Eugen Igel weiß es ganz genau und erzählt es gern noch einmal: "Meine Erfolge als Fußballtrainer? Zehn Meisterschaften und drei Pokalsiege." Tischnachbar Bert Ehm kann sich eine saloppe Bemerkung nicht verkneifen: "Da sind es bei mir aber ein paar Titel mehr." Helge Werner Melzer fällt in das Gelächter mit ein. Der Präsident des FC Elmshorn wirkt zutiefst zufrieden, zwei Charakterköpfe des Hamburger Fußballs nicht nur an einen Tisch, sondern jetzt auch unter einen Hut gebracht zu haben.

Der 64 Jahre alte Ehm, Meistermacher des SC Victoria, dort allerdings am 16. Januar nach fast zehn Jahren überraschend von seinen Aufgaben entbunden,wird zum 1. Juli Bernd Gerulat als Trainer der Elmshorner Fußballer (zurzeit Landesliga) ablösen. Der frühere Raspo-Erfolgscoach und FCE-Sportchef Eugen Igel (69) kehrt nach zwei Jahren vom SC Sperber als Team-Manager an die Wilhelmstraße zurück. Zukünftiger Assistenzcoach wird übrigens der gemeinsame Vertraute Hardy Brüning (32), der zurzeit für den WSV Tangstedt in der Kreisliga Stormarn arbeitet.

Mit ernster Miene erklärt Bernd Gerulat seinen Rücktritt

Schauplatz ist die Margarethenklause, eines von Melzers Lieblingslokalen, "weil man sich hier auch einmal unbeobachtet zurückziehen kann." Diesmal aber sieht die Öffentlichkeit zu. Elbkick.tv hat seine Kamera aufgebaut und stellt hinterher ins Netz, was die Beteiligten zu sagen haben. Auffällig ist, dass die allgemein gute Laune an Bernd Gerulat abzuprallen scheint. Mit ernstem Gesicht erklärt der scheidende Trainer, warum er Melzers Angebot, seinen Vertrag zu verlängern, ausschlug. "Wir haben viel in Elmshorn geschafft, doch meine Familie leidet, wenn ich weiterhin Trainer bin. Die Trainingsbeteiligung ist gut, mir aber nicht hoch genug. Da habe ich mir gesagt, sei ehrlich zu dir und trenne dich im Guten. Ich hatte einfach keine Lust auf noch ein Jahr Stress", das sind Gerulats Kernaussagen.

Unterdessen diskutieren die Reporter die zeitlichen Zusammenhänge. In etwa ergibt sich folgendes Bild: Als sich Gerulat Anfang des Jahres noch nicht entscheidet, bringt Eugen Igel, beim FCE-Hallenturnier mit Beteiligung des SC Victoria am 9. Januar als Turnierdirektor unterwegs, sich selbst und Bert Ehm ins Spiel. "Ich habe immer gesagt, dass ich zurückkehre, wenn hier etwas Spektakuläres passiert. In Elmshorn kann man nämlich eine ganze Menge bewirken", führt Igel aus. "Mitte Februar reifte dann der Gedanke, Ehm zu holen", erzählt Melzer. Es klingt glaubwürdig, wenn er betont, zu gerne auch mit Gerulat weitergemacht zu haben: "Er war ein absoluter Glücksgriff für den Verein." Unruhe sieht der Präsident nun nicht auf die Mannschaft zukommen: "Was wir machen, ist ein Trainerwechsel auf höchstem Niveau. Ich gehe davon aus, dass Bernd Gerulat weiterhin den erfolgreichen Weg beschreitet."

Nachfolger Ehm wünscht dem Beidenflether zum Abschied den Aufstieg, zur Not in einem Entscheidungsspiel der Landesliga-Dritten: "Die Oberliga vermisst mich doch schon. Ich kann es gar nicht abwarten, etablierte Mannschaften wie den SC Victoria und Meiendorfer SV zu ärgern." Allerdings wisse jeder, dass in der Oberliga "ein anderer Wind" weht. Man werde sich auch mit Erfahrung, aber nicht "mit alten Säcken" verstärken.

Zwölf FCE-Spieler haben ein Vertragsangebot vorliegen

Von den jetzigen Akteuren bekommt genau ein Dutzend ein neues Vertragsangebot vorgelegt, verlängert hat bereits Torjäger und Kapitän Jan Lüneburg. Ein genaueres Bild vom Team macht sich Ehm am Sonntag, wenn die Elmshorner um 15 Uhr ein wichtiges Punktspiel beim TSV Uetersen bestreiten. Wen und was das FCE-Team erwarten, kann Sergej Schulz (früher VfL Pinneberg) als Spieler des SC Victoria am besten beschreiben: "Bert Ehm begeistert wie kaum ein Zweiter. Mit seiner positiven Fußball-Verrücktheit steckt er alle an. Ich kann mir vorstellen, dass er nach Niederlagen schlechter als so mancher Spieler schläft."

Der Weckruf ertönt Mitte Juli. Im Trainingslager an der Nordsee (St. Peter-Ording) beginnt Bert Ehm damit, den schlafenden Riesen FCE wach zu küssen.