2000 Zuschauer erfreuen sich am 7:0 des Bundesligisten gegen die SV Halstenbek-Rellingen im Benefizspiel

Halstenbek. Welch für eine Szene! Was für ein lustvoller Augenblick für jeden Fußballfreund! Ruud van Nistelrooy täuscht mit einem leichten Einknicken in der Hüfte eine Bewegung nach rechts an, spaziert mit einer schnellen Linksdrehung an Robert Hermanowicz vorbei, umtanzt mit dem Ball am Fuß auch den kräftigen Nico Marquardt und Marco Kebbe. Als er nur noch alleine vor dem HR-Tor steht, wirft sich ihm Schlussmann Thomas Brandt entgegen. Und der bleibt Sieger gegen Ruud van Nistelrooy.

Der Moment, in dem Torhüter Brandt van Nistelrooy den Ball wegschnappt

Eine unbedeutende Szene, aber eine mit Symbolkraft. Da muss sich der bärtige Weltstar im HSV-Trikot am Sonntagmorgen mit einem jungen Amateur auseinandersetzen, während sich seine Freunde und Kollegen mit der holländischen Nationalmannschaft auf das Finale der Weltmeisterschaft vorbereiten. Und Thomas Brandt, ein 21-jähriger Auszubildender (Industriekaufmann) aus Horst, schnappt dem Stürmerstar den Ball weg.

Der große HSV trat mit all seinen Assen an, die im Lande weilen. Der Gegner ist das völlig neu zusammengestellte Landesliga-Team der SV Halstenbek-Rellingen. Knapp 2000 Besucher lockte die Begegnung auf den Jacob-Thode-Platz. Und die verteilten Applaus, wenn die Profis mit Kunststücken brillierten, aber auch, wenn die Amateure kämpferisch Paroli boten.

Natürlich hat der HSV seinen Auftritt bei dem 100 Jahre alten Amateurverein mit einem Erfolg hinter sich gebracht. Mit 7:0 (3:0) fiel der so moderat aus, dass auch die Gastgeber mit erhobenen Köpfen vom Platz gehen konnten. Natürlich schoss auch Ruud van Nistelrooy zwei schöne Tore. Das erste bereits in der ersten Minute. Da hatte HSV-Kapitän Zé Roberto links außen brilliert, den Ball vor das HR-Tor gezogen. Der Holländer sprang hoch, nickte mit dem Kopf. Thomas Brandt war in seinem ersten Spiel für HR das erste Mal geschlagen.

Applaus für den ersten Eckball von HR nach 35 Minuten

Danach trafen Paolo Guerrero und noch einmal van Nistelrooy - nach 18 Minuten stand es 3:0 für die Profis. In der 35. Minute erkämpfte sich HR erstmals einen Eckball. Applaus. Zwei Minuten später schoss Ferdinand Adelmann den Ball in Richtung HSV-Torwart. Jubel. Das war schließlich eine gefährliche Aktion der Gastgeber.

Sowohl HSV-Trainer Armin Veh wie auch sein Kollege, der frühere HSV-Spieler Thomas Bliemeister, wechselten zur Halbzeit komplett aus. Es dauerte dann allerdings bis zur 78. Minute, ehe der junge Südkoreaner Heung-Min Son (zweite Mannschaft) mit einem klassischen Hattrick innerhalb von fünf Minuten auf 6:0 erhöhte. Es war Marcus Berg, der in der 89. Minute mit dem 7:0 den HSV-Sieg vollendete. Aber es blieb Gerrit Gomoll im HR-Trikot vorbehalten, mit einem Freistoß den Schlusspunkt bei dieser Saisoneröffnung zu setzen, die für die Halstenbeker der Höhepunkt ihrer 100-Jahr-Feierlichkeiten bleiben wird.

Bei dem Freistoß musste sich Wolfgang Hesl im HSV-Tor noch einmal arg strecken. Danach dann, als er durch das Spalier der kleinen Autogramm-Jäger der Umkleidekabine zustrebte, drehte er sich kurz um und warf den Kindern einen seiner Handschuhe zu, kurz darauf den zweiten. Den ersten presste der neunjährige Linus Stövhase wie ein kleines Heiligtum fest an seine Brust. Den anderen hatte ein sechsjähriges Mädchen etwas verblüfft eingefangen. Und das war Pauline, die sechsjährige Schwester von Linus.

Beinfrei war angesagt - auch bei den Funktionären

Während vor dem Klubhaus auch HR-Legende Frank Rückert ein Foto von seiner Tochter Michelle mit Ruud van Nistelrooy knipste, bewirtete drinnen Detlef Kebbe bereits Paolo Guerrero, Mladen Petric und weitere andere Profis. Als neuer Manager der Halstenbeker brachte Kebbe sozusagen als Einstand das Gastspiel des HSV mit. Der war nicht nur mit all seinen einsatzfähigen Angestellten in kurzen Hosen, sondern auch mit dem gesamten Präsidium mit Präsident Bernd Hoffmann an der Spitze in Halstenbek erschienen - und auch der beinfrei in Shorts.

Bei all dem Spaß mit den Stars der Bundesliga und den tapferen, aber chancenlosen Landesligaspielern hatte sich Vereinsboss Hans Jürgen Stammer bei den Fans für ihr Eintrittsgeld (sieben bis 20 Euro) bedankt: "Denn das kommt denen zu, die es wirklich brauchen." Der Erlös des Fußball-Frühschoppens fließt in die Fördergemeinschaft des Kinder-Krebs-Zentrums.