Nur Diskuswerfer Markus Münch erfüllt im kleinen Aufgebot der LG-Starter die Erwartungen bei den deutschen Meisterschaften in Bochum.

Wedel/Pinneberg. Die 112. deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid dürften den vier Teilnehmern der LG Wedel-Pinneberg ebenso wenig in guter Erinnerung bleiben wie ihren Trainern und Betreuern. Ein Aufgebot aus den Langstrecken-Assen Marina Hilschenz und Mareike Ressing sowie 400-Meter-Sprinter Olufemi Atibioke enttäuschten ihren Trainer Bernd Smrcka maßlos, sodass nur Diskuswerfer und Olympia-Normerfüller Markus Münch sein Vorhaben, Platz zwei in der DLV-Jahresbestenliste hinter Weltmeister Martin Wierig (Berlin) zu behaupten und eine Medaille zu holen, umsetzen.

Statt des erhofften Silbers gab es im Lohrheidestadion dann aber "nur" Bronze für den 2,07 Meter großen Hasloher, der die Scheibe gleich im ersten Versuch 63,17 Meter weit schleuderte (das Abendblatt berichtete)."Damit habe ich gleich eine Duftmarke gesetzt und war mir außerdem ziemlich sicher, eine Medaille gewonnen zu haben." Letzteres bestätigte sich dann, aber das größere Risiko, dass der 26 Jahre alte Athlet anschließend ging, wurde nicht belohnt. "Ich wollte unbedingt Richtung 65 Meter werfen und hatte sogar noch zwei deutlich weitere, aber leider ungültige Versuche", berichtete Münch. Nicht zuletzt deshalb musste er Platz zwei noch an den Magdeburger Martin Wierig (64,48 Meter) abtreten, hielt aber einmal mehr Lokalmatador David Jasinski vom TV Wattenscheid, der in seinem besten Versuch 62,97 Meter erzielte, um 20 Zentimeter auf Distanz. "In Bochum ging es in erster Linie nicht um Weiten, sondern um Platzierungen", sagte Markus Münch. Vor allem die Olympia-Aspiranten hätten den Titelkampf "aus dem Training heraus" bestritten, und nicht zuletzt deshalb freue er sich über die Bronzemedaille, sagte der Schützling von Bundestrainer Jürgen Schult, der bei Heimataufenthalten von Sigrun Ohland-Soukup (LG Wedel-Pinneberg) betreut wird.

Unmittelbar nach den nationalen Titelkämpfen erfolgte Markus Münchs Berufung in das Aufgebot des Deutschen Leichtathletik-Verbandes für die Europameisterschaften vom 27. Juni bis 1. Juli in der finnischen Hauptstadt Helsinki. Zudem ist derHasloher "zu 99 Prozent sicher", auch bei den Olympischen Sommerspielen in London im August dabei zu sein: "Ich habe alle dafür erforderlichen Kriterien erfüllt und damit mein möglichstes getan."

Aus der Sicht von LG-Lauftrainer Bernd Smrcka hat Markus Münch sogar die Ehre der Leichtathletik-Gemeinschaft gerettet ("Ich habe ihm vor dem Wettbewerb gesagt, dass er jetzt eine Medaille holen soll."). An den Leistungen seiner drei Schützlinge dagegen hatte er wenig Freude, vor allem Marina Hilschenz, 31, enttäuschte über die 5000-Meter-Distanz ihren Trainer: 2010 und 2011 jeweils Fünfte, musste sie sich diesmal mit Platz 13 begnügen.

Mehr noch aber ärgerte sich der LG-Coach über die "indiskutable" Zeit von 17:04,75. "Sie ist diese Strecke ewig nicht mehr über 17 Minuten gelaufen - das war ihr schlechtestes Rennen seit sieben Jahren." Über die Ursachen konnte Bernd Smrcka ("Einer meiner schlimmsten Tage als Trainer.") vorerst nur spekulieren, an den Bedingungen im Stadion dürfte das schlechte Abscheiden nicht gelegen haben ("Es war windig und unbeständig, aber es gibt Schlimmeres."). Weniger zu bemängeln hatte er an der Leistung der zweiten LG-Starterin über 5000 Meter, Mareike Ressing (42/16./17:20,49 Minuten): "Sie ist eine Topläuferin bei den Seniorinnen und hat sich gut geschlagen."

400-Meter-Läufer Olufemi Atibioke musste seinen Lauf bereits nach etwas mehr als der Hälfte der Strecke verletzungsbedingt abbrechen. "Ich habe mich eigentlich gut gefühlt, es ist eine große Enttäuschung", sagt der 19-Jährige. "Ich war nach 200 Metern gleichauf, aber dann hat sich mein Bein verkrampft, ich konnte nur noch ins Ziel joggen." Er habe Angst gehabt, sich ernsthaft zu verletzen, sagt er. "Deshalb habe er nicht mehr voll durchgezogen." Es sei natürlich ärgerlich, dass er seine Bestzeit nicht habe verbessern können, sagt Olufemi Atibioke. Trainer Bernd Smrcka spricht mit Blick auf die Beinlängenverkürzung seines Schützlings von einem großen Handicap. "Femi hatte schon immer Probleme mit dem Oberschenkel. Dagegen kann man gar nicht viel machen." Das Training sei gut gelaufen, umso ärgerlicher sei die Verletzung. "Aber er hat Erfahrungen gesammelt, das ist auch etwas wert", sagt Smrcka. Für den Uetersener gilt es sich jetzt auszukurieren und dann wieder ins Training einzusteigen. Denn das nächste Ziel ist schon in Sicht. Bei den deutschen Junioren-Meisterschaften im Juli soll und will Olufemi Atibioke wieder an den Start gehen - dann in der Altersklasse U 23 und "hoffentlich ohne Verletzungspech."