Der Landesliga-Tabellenführer scheitert im Oddset-Pokal-Viertelfinale trotz 2:0-Führung mit 2:4 am SC Victoria.

Elmshorn. "In der Nacht nach einem aufregenden Spiel wache ich meistens auf", erzählt Bert Ehm. Dann spuken plötzlich die entscheidenden Momente in seinem Kopf herum. Wie lange diesmal die Schlafpause dauerte, konnte der erfahrene Trainer des FC Elmshorn, 65, nicht sagen. Es muss aber eine ganze Zeit gewesen sein. So viel Dramatik wie beim 2:4 (2:2) des Landesliga-Tabellenführers im Oddset-Pokal-Viertelfinale gegen den SC Victoria, Traditionsmarke des Hamburger Amateur-Fußballs, bekommt Ehm noch nicht einmal vom "Tatort" geboten, den er sich abends im Fernsehsessel zur Ablenkung zu Gemüte führte.

Die erste Szene, die ihm beim Hochschrecken aus Morpheus' Armen durch den Kopf schoss: "Timo Mäkelmann muss in der elften Minute das 3:0 erzielen. Stattdessen trifft er das Bein des Torhüters." Dann bleibt auch noch die 23. Minute stark in der Erinnerung haften: Jan Lüneburg gewinnt wieder einmal ein Kopfballduell, doch dann prallt der Ball vom Innenpfosten in die Arme von SC-Torwart Christian Schau.

Fast 600 Zuschauer an der Wilhelmstraße vergaßen den strömenden Regen - so forsch und respektlos hatten die Elmshorner bis dahin dem Favoriten zugesetzt. Patrick Ziller mit einem überlegten Flachschuss (5.) und Mäkelmann nach Zuspiel von Toni Ude (10.) sorgten für die 2:0-Führung. Als dann auch noch der frühere Profi Nico Patschinski mit einem Foulelfmeter an Torwart Tim Brüggemann scheiterte (18.), "waren wir eigentlich mausetot", räumte Gästecoach Lutz Göttling ein.

In den fast neun Jahren mit Bert Ehm gewann Victoria zweimal den Pokal. "Das muss erst mal reichen", scherzte Hamburgs erfolgreichster Amateurtrainer des letzten Vierteljahrhunderts vor dem Anpfiff. Dann aber zeigte sich seine Hintermannschaft wieder einmal anfällig. Dass bei einem Eckball für den SC Victoria niemand an die Seite eilte und Benjamin Hoose daran hinderte, den Ball gekonnt ins entfernte Toreck zu schlenzen (2:1/27.), ärgerte Ehm auch beim Frühstückskaffee am Morgen danach noch maßlos.

Die Eimsbüttler fanden zu ihrer Sicherheit zurück. Patschinski (29.), Hoose (51.) und der überragende Roger Stilz (77.) führten die Wende herbei. Damit hatte sich nach dem VfL Pinneberg (Achtelfinale) und der SV Halstenbek-Rellingen (Viertelfinale) auch das letzte Team aus dem Kreis Pinneberg vom diesjährigen Pokalwettbewerb verabschiedet. "In der Landesliga können wir unsere Defensivschwächen noch mit Offensivkraft reparieren. In der Oberliga wird das nicht mehr möglich sein", urteilte Bert Ehm, der mit dem FCE unmittelbar vor dem Aufstieg in die höchste Hamburger Spielklasse steht.

Zu den vielen Mannschaften, die in dieser Saison dem Elmshorner Angriffswirbel nicht gewachsen waren, zählte auch Aufsteiger Blau-Weiß 96. In den beiden Duellen mit dem Tabellenführer setzte es jeweils fünf Gegentore. In der Zwischenzeit erträgt Trainer Selcuk Turan Niederlagen wie das 2:4 (1:2) gegen die HSV-Dritte mit Gleichmut.

Die aktuelle Spielzeit ist so gut wie abgehakt. Turan nutzte die Gelegenheit, schon mal die A-Junioren Jan-Niclas Gahlke (Verteidiger) und Florian Härter (Mittelfeld) mit der Herren-Landesliga vertraut zu machen. Demnächst werden weitere Nachwuchskräfte getestet. "Der Einbau der jungen Leute ist zurzeit wichtiger als Resultate", sagt Abteilungsleiter Andreas Wilken. Jan Düllberg erzielte den letzten Treffer der Partie (78.), nachdem die Männer mit der Raute auf den Hemden gleich zu Beginn ein Selbsttor fabriziert hatten. Torwart Florian Jensen gab bei zwei der vier Gegentore (17., 40., 48., 65.) eine unglückliche Figur ab.