Halstenbeker Tennis-Routiniers galten als Abstiegskandidat, landen in der Regionalliga jedoch auf dem dritten Platz

Halstenbek. Alles war spontan inszeniert - und alle Beteiligten hatten ihren Riesenspaß. Für einen Jux sind die Tennis-Herren der SV Halstenbek-Rellingen ja immer zu haben, dieser war besonders originell: Nach dem abschließenden Regionalliga-Punktspiel gegen den Kieler Verein Suchsdorfer SV (6:0) griffen die vier Spieler zu einem grauen Haarfärbemittel, sprühten es sich auf den Kopf und kehrten auf Krückstöcken aus der Kabine zurück in den Klubraum. Eine Mannschaft hatte sich selbst parodiert und für Faschingsstimmung gesorgt.

Diejenigen Tennisfreunde, die gekommen waren, um dem Quartett in der Halle am Thesdorfer Weg zum Klassenerhalt in der höchsten norddeutschen Spielklasse zu gratulieren, glaubten an einen schlechten Scherz, dabei war es ein gelungener. Alter schützt vor Spielstärke nicht. Obwohl sie die besten Tennisjahre schon hinter sich haben, brachten die HR-Oldies in der Regionalliga den Klassenerhalt zustande - und das schon zum vierten Mal hintereinander.

Erwartet hatten es die wenigsten. Lächelnd blickten die HR-Recken auf die Abschlusstabelle (7:5 Punkte). Sie konnten im Winter manch jüngeren Konkurrenten ein Schnippchen schlagen, wurden am Ende sogar Dritter unter sieben Klubs und lösten damit Erstaunen unter den Gegnern aus.

Dass nur vier Akteure eine Saison durchspielen, hat Seltenheitswert. Auch der Einsatz von ausländischen Spielern war kein Thema und wird es auch in Zukunft nicht sein. "Wir treten in der Halle seit Jahren zusammen an", sagt Kapitän Kim Gienke. "Vielleicht macht uns das stark." Er selbst ist mit 32 Jahren der Jüngste im Team. Die Nummer eins, Axel Pretzsch, ist 35, Kims Bruder Mark und Daniel Heß sind jeweils 36 Jahre alt. Noch nie zuvor hat sich eine Mannschaft mit einem so hohen Altersdurchschnitt in der Regionalliga behauptet.

+++ Die Überraschung schlechthin: HR-Tennis-Herren sind gerettet +++

+++ Spielgemeinschaft bleibt in der Tennis-Nordliga +++

Der Rückblick auf die Spiel-Statistiken der Regionalliga bringt Kurioses zu Tage. Die einzelnen Ergebnisse reihten sich, kontinuierlich immer besser werdend, aneinander. Die erste Partie verlor HR 1:5, das zweite 2:4, danach hieß es 3:3, 4:2, 5:1 und jetzt gegen die Suchsdorfer Mannschaft 6:0. "Wir hatten auch darauf gebaut, dass wir uns im Verlaufe der Saison steigern würden", sagt Mark Gienke. "Und genau das ist eingetreten."

Verschieben die Spieler den Altersklassenwechsel noch einmal?

Alle vier Spieler hatten indes schon vor Saisonbeginn angekündigt, sich mit Ende der kommenden Sommerserie aus ihrer jetzigen Altersklasse zurückzuziehen und danach bei den Herren 30 Punktspiele zu bestreiten. Das jüngste gute Abschneiden könnte den Hauptverein nun aber veranlassen, die Spieler zu überreden, noch ein weiteres Jahr in der Regionalliga dranzuhängen. "Einen ersten Kontakt hat es kürzlich schon gegeben", sagt Kim Gienke. "Ich habe dabei angedeutet, dass wir nur zu denselben Konditionen wie bisher antreten würden und finanzielle Unterstützung erhalten, zumindest aber keine Kosten im Spielbetrieb tragen müssen."

Hans Jürgen Stammer, Vorsitzender der SV HR, dürften diese Aussagen zu Ohren gekommen sein. Er war der erste, der nach den letzten Ballwechseln gegen Suchsdorf zum Telefonhörer griff und Glückwünsche übermittelte. "Der Erfolg der Tennis-Herren tut auch dem Gesamtverein gut", sagt der HR-Boss, der es begrüßt, wenn sich Spieler zum Leistungssport bekennen. "Wir auch", betont Kim Gienke, "auch wenn wir mittlerweile in die Jahre gekommen sind."

Ein bisschen haben die HR-Tennis-Asse aber noch gutzumachen. Nach dem Abstieg aus der Hamburger Oberliga ist das Team im Sommer nur noch in der Hamburger Verbandsliga vertreten. Das sind immerhin drei Klassen unter der Regionalliga . . .