Die Rist-Basketballer erreichen dank des 75:70 gegen Wolfenbüttel vor 800 Zuschauern erstmals die Playoffs in der 2. Bundesliga.

Wedel. Der Filmklassiker "Highlander - Es kann nur einen geben" wird für gewöhnlich dem Fantasy-Genre zugeordnet. Das Duell um den letzten freien Playoff-Platz - und damit den Klassenerhalt - in der 2. Basketball-Bundesliga Pro B Nord zwischen dem SC Rist und den Herzögen Wolfenbüttel in der Steinberghalle allerdings war ein absoluter Thriller. Vor mehr als 800 Zuschauern behielten die Wedeler in einem Herzschlagfinale mit 75:70 (36:31) die Oberhand und erreichten in ihrer dritten Pro-B-Saison als Siebtplatzierter der Abschlusstabelle erstmals die Aufstiegsrunde, in der sie nun auf den Süd-Zweiten Giants Nördlingen treffen, die unterlegenen Gäste müssen hingegen in die Playdowns.

Während sich seine Spieler von den Fans feiern ließen, versuchte Rist-Headcoach Özhan Gürel im allgemeinen Freudentaumel gar nicht erst, die Partie nüchtern zu analysieren. "Ich habe bestimmt immer noch einen Puls von 200", sagte der 32 Jahre alte Coach, der zudem einräumte, wie die Zuschauer "kein schönes Spiel" gesehen zu haben. Das sei aber auch nicht zu erwarten gewesen in einer Partie, in der es für beide Kontrahenten um (fast) alles oder nichts ging.

Zentnerschwer schien die Angst vor dem Scheitern schon im Auftaktviertel auf den Schultern aller Akteure zu lasten. Gegen Fehlpässe, überhastete Abschlüsse und technische Fehler war fast niemand gefeit, die ebenso große wie lautstarke Kulisse tat ein Übriges. "Die Nervosität war überall spürbar", sagte Gürel, der zur Beruhigung nach der Schlussirene erst einmal ein Bier benötigte.

In einer intensiv geführten Partie schienen Wurfversuche aus der (Fern-)Distanz fast aussichtsreicher als Abschlüsse in der Zone, in der stets Hochbetrieb herrschte und Offensiv-Rebounds Mangelware waren. Hier konnte am ehesten noch das Heimteam seine Größenvorteile ausspielen, 38 Wedeler Punkten standen 24 für die Herzöge gegenüber. Ihre Chancen aus der Ferndistanz nutzten beim SC Rist Patrick Wischnewski (fünf Dreier) und US-Boy Harold August Johnston (drei), doch hielten die Gäste in Person von Dennis Nawrocki (fünf) dagegen. Entschieden wurde die enge Partie, in der sich nur die Wedeler einmal auf zehn Punkte absetzen konnten, dann aber von der Freiwurflinie. Dort nahm Wolfenbüttels US-Aufbauspieler Marquis Jones nach Fouls im Laufe der Partie nicht weniger als 16-mal Aufstellung, verwandelte auch 13 Versuche, doch es reichte nicht.

Unter ohrenbetäubendem Lärm (Özhan Gürel: "Das war sicherlich ein neuer Dezibel-Rekord in der Steinberghalle.") leistete sich Gästespieler Henje Knopke 25 Sekunden vor der Sirene beim Stand von 71:70 zwei Fehlwürfe. Besser machte es danach der zusammen mit Kay Gausa und Mac-Davis Duah effektivste Akteur des Heimteams im Schlussabschnitt: US-Center Anthony Pettaway entschied die Partie mit vier Treffern von der Linie.

Danach spielten sich unbeschreibliche Szenen auf und neben dem Parkett ab. Nach kollektivem Jubel und Tanzeinlagen wurden die Akteure in Grün und Gelb von Autogrammjägern bedrängt, meist Teilnehmer des Vereins-Jugendtages, zu dem der Klub 220 Mädchen und Jungen eingeladen hatte. Die Youngster hatten zuvor stimmlich alles gegeben, um ihr Herrenteam erstmals in die Playoffs zu peitschen, und nicht wenige von ihnen nahmen auch ein dauerhaftes Souvenir mit nach Hause.

Mehr als 2000 Euro für Benefiz-Aktion "Große Helden helfen kleinen Helden"

Zum dritten Mal hatte die Organisation Basketball Aid in Kooperation mit dem SC Rist die Benefiz-Aktion "Große Helden helfen kleinen Helden" durchgeführt. In einer Tombola warteten attraktive Preise wie ein Kühlschrank, zwei Tankgutscheine sowie Trikots des FC St. Pauli und des Basketball-Nationalteams, die Erlöse fließen dem Kinderkrebs-Zentrum im Universitätsklinikum Eppendorf zu. "Wir haben weit über 2000 Euro eingenommen - unser bislang bestes Ergebnis", freuten sich die Organisatoren Jens Kujawa, ehemaliger Nationalspieler und Olympia-Teilnehmer 1992, und Wilbert Olinde, mehrfacher deutscher Meister mit ASC Göttingen, von Basketball-Aid.

"Heute Abend wollen wir erst einmal feiern", sagte Özhan Gürel kurz vor dem Aufbruch zum Ort des Geschehens, dem "Mandalay" im Hamburger Schanzenviertel. Genießen will er mit seinem Team danach auch die Playoffs ("Da geht es wieder bei Null los."). Die Wedeler müssen zunächst am kommenden Wochenende nach Bayern, Spiel zwei der Best-of-three-Serie ist für Sonnabend, 10. März um 19 Uhr in der Steinberghalle angesetzt. Eine entscheidende dritte Begegnung würde am 13. März wieder in Nördlingen stattfinden.

Statistik: Viertel: 21:19, 15:12, 19:22, 20:17, SC Rist (Punkte): Anthony Pettaway (21), Patrick Wischnewski (18), Harold August Johnston (13), Fabian Böke (10), Kay Gausa (9), Mac-Davis Duah (4), Fabian Lühring, Florian Moysich, Tim Parohl, nicht eingesetzt: Jamo Ruppert, Jonas Laatzen.