Carolin Kirtzel gefällt als Siebte der deutschen Meisterschaft über 1500 Meter, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. DM-Premiere für Talente.

Wedel/Pinneberg. Auf den hinteren Plätzen wurde geschubst und gedrängelt. So wie es bei Hallenwettkämpfen in den engen Kurven eben häufig der Fall ist. Carolin Kirtzel ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen, setzte eine Runde vor Schluss ihren Spurt an und kämpfte sich in einem Topfeld noch an die vor ihr platzierten Kontrahentinnen heran.

Was am Ende bei den deutschen Meisterschaften im Glaspalast von Sindelfingen für die 17 Jahre alte Leichtathletin der LG Wedel-Pinneberg herauskam, war ein beachtlicher siebter Platz im Finale über 1500 Meter, für das sich zwölf Läuferinnen qualifiziert hatten. Mit ihrer Zeit von 4:42,03 Minuten blieb sie zwar etwas über ihrer Vorlaufzeit, doch mit dem Erreichten konnte sie trotzdem zufrieden sein. In der zusammengelegten Junioren-Klasse 18/20 war die B-Jugendliche im Finale die Jüngste unten den ersten acht. Alle anderen Akteure vor ihr waren überwiegend 18, 19 oder 20 Jahre alt und genossen daher von vornherein einen gewissen physischen Vorteil.

"Es ist ganz gut gelaufen für mich", sagte die Schülerin des Johannes-Brahms-Gymnasiums, die sich allmählich aufs Abitur vorbereitet und den naturwissenschaftlichen Zweig gewählt hat. Wahrscheinlich wird sie Physik studieren. Die Tochter des früheren Pinneberger Basketballspielers Hans-Jürgen Kirtzel hat sich sportlich Ziele gesetzt, die durchaus realisierbar sind. Davon ist jedenfalls ihr Trainer Klaus Böttcher (Prisdorf) überzeugt, der als Betreuer und Fahrer mit in Baden-Württemberg zugegen war. "Carolin ist sehr zielstrebig, sie hat eine ausgezeichnete Ausdauer und weiß ihre Qualitäten gut umzusetzen." Für das große Talent, das noch einen Bruder hat (Christoph, 14) und in den Jahren zuvor beim TSV Prisdorf Handball spielte, war es die zweite DM-Teilnahme, nachdem sie im vergangenen Jahr bei den Freiluft-Meisterschaften in Jena über 3000 Meter Platz vier herausgelaufen hatte.

Für die ebenfalls von Klaus Böttcher trainierten Lara Hülsebusch (18) und Mailin Struck (15) war es sogar die erste Teilnahme bei den Titelkämpfen überhaupt. Klar, dass das Lampenfieber bei den beiden groß war. Mailin (4:58,22 Minuten) konnte sich ebenso wie Lara Hülsebusch (4:58,58) nicht für den Finallauf qualifizieren.

Für sie war es aber ein Erfolg, kürzlich bei den Nordmeisterschaften in Hamburg überhaupt die Qualifikation für die DM geschafft zu haben. Klaus Böttcher: "Das sind für sie wertvolle Erfahrungen. Sie werden sich sicherlich zu steigern wissen." Fünf bis sechsmal trainieren Lara, Mailin und Carolin gemeinsam, dabei sollen Dauerläufe dazu beitragen, die Kondition zu verbessern. Carolin Kirtzel plant jetzt noch eine Teilnahme an den deutschen Crossmeisterschaften am 11. März im thüringischen Ohrdruf.

In Sindelfingen hatte die LG Wedel-Pinneberg mit Jon Mewes noch ein weiteres Eisen im Feuer. Auf der 800-Meter-Strecke reichte es für den Schützling von Trainer Bernd Smrcka in 1:59,26 Minuten jedoch nicht zum Einzug in den Endlauf der Besten, nachdem er vor vier Wochen noch Hamburger Hallenmeister über 400 Meter geworden war.

Jon Mewes fehlte der Mut, über 800 Meter früh anzugreifen

"Ich hatte von Jon eigentlich eine weitere Steigerung erwartet und bin enttäuscht", sagt sein Trainer Bernd Smrcka. "Doch sie ist nicht gekommen, was ich mir eigentlich nicht erklären kann." Die jüngsten Trainingsleistungen im Vorfeld der Titelkämpfe waren dabei vielversprechend. In Wettkämpfen aber scheint den 19 Jahre alten Athleten aber der Mut zu verlassen, denn er hält sich nach Ansicht seines Coaches häufig zu lange im hinteren Teil des Feldes auf und kann den Anschluss nach vorn dann nicht mehr finden. An dieser Schwäche wird Mewes, der Maschinenbau studiert und schon mit 17 Jahren sein Abitur machte, feilen müssen. Sonst wird es möglicherweise ein weiteres Mal ein böses Erwachsen geben, wenn der alljährliche sportliche Höhepunkt des Winters ansteht.