Zweitliga-Basketballer des SC Rist kämpfen heute Abend nach dreistündiger Anfahrt in Herten um Playoff-Start

Wedel. Die Jagd nach einem Playoff-Platz in der 2. Bundesliga Pro B geht weiter für die Basketballer des SC Rist - und das fast ohne Verschnaufpause. Kaum war der Jubel über das eindrucksvolle 78:56 über den RSV Eintracht Teltow/Kleinmachnow/Stahnsdorf am heimischen Steinberg verhallt, galt es für die Wedeler auch schon, sich auf die nächste Aufgabe zu konzentrieren. Bereits heute Abend um 19.30 Uhr gastiert der Tabellen-Achte (18 Punkte) bei den Hertener Löwen (Dritter/24).

Exakt 282,175 Kilometer Luftlinie trennen Wedel und die 62 000-Einwohner-Stadt im nördlichen Ruhrgebiet - alles andere als eine Kaffeefahrt also für die Mannschaft von Headcoach Özhan Gürel. "Um 13.30 Uhr brechen wir mit zwei Kleinbussen auf, drei Stunden werden wir wohl unterwegs sein", sagt der 32 Jahre alte Basketballtrainer, der selbst eines der beiden Fahrzeuge lenken wird und sich zuvor wie gewohnt akribisch auf den nächsten Gegner vorbereitete. Dafür nahm der angehende Lehrer sogar schon gestern einen freien Tag: Statt im Hörsaal einer Vorlesung zu lauschen, analysierte er anhand von Video-Aufzeichnungen einiger Pro-B-Spiele die kommenden Gegner Herten und BSV Wulfen, bei dem sich sein Team zum Abschluss einer englischen Woche der Pro B Nord am kommenden Sonnabend um 20 Uhr vorstellt.

Rist-Coach befürchtet Ausfall des verletzten Fabian Böke

Einen Kurzurlaub für die heutige sportliche Dienstreise beantragen mussten auch die meisten Spieler in Grün und Gelb. Am einfachsten hatten es in dieser Hinsicht - neben den US-Amerikanern Anthony Pettaway und Harold August Johnston - die Schüler Ismet Akpinar und Janis Stielow. "Die beiden bekommen früher Unterrichtsschluss", sagt Özhan Gürel.

Einen freien Tag nahmen sich Berufstätige wie Florian Moysich, Mac-Davis Duah und auch Fabian Böke, dessen Einsatz in Herten allerdings fraglich ist: Der 2,08-Meter-Mann mit US-College-Erfahrung knickte nach einer starken Leistung im Heimspiel gegen Stahnsdorf zu Wochenbeginn im Training um. "Es sah nicht gut aus", befürchtet Özhan Gürel nach der Absage des 2,10 Meter großen Peter Huber-Saffer (beruflich verhindert und zudem verletzt) den Ausfall eines weiteren Schlüsselspielers. Dabei hatte gerade Böke der heutigen Begegnung besonders optimistisch entgegengeblickt ("Warum sollten wir nicht in Herten gewinnen?").

Skepsis scheint in dieser Hinsicht aber durchaus angebracht, denn die Löwen aus dem Ruhrgebiet zeigen derzeit Biss und Krallen. So setzte sich das Team von Headcoach Boris Kaminski nicht nur in der Hinrunde, ebenfalls an einem Termin unter der Woche, in der eiskalten Steinberghalle mit 77:70 durch, sondern kämpfte zudem am zurückliegenden Spieltag zu Hause den SC Rasta Vechta im Spitzenspiel der Pro B Nord 98:81 nieder.

Die Stärken der Hertener liegen eindeutig im offensiven Bereich. Nicht weniger als fünf Spieler punkten regelmäßig zweistellig, darunter auch der Hamburger Vincent Kittmann, der bis Ende der Saison 2007/08 für den SC Rist spielte und anschließend über den Osnabrücker SC zu den Hertener Löwen fand.

Wedeler müssen Hertens Neuzugang Zamal Nixon stoppen

Noch vor Joshua Taylor, Christoph Hackenesch und Maik Berger führt der 21-Jährige die interne Scorerliste der Löwen an, dürfte aber seine Spitzenposition schon bald an Winterneuzugang Zamal Nixon abtreten müssen. Der 23 Jahre alte Flügel- und Aufbauspieler, zuvor für die Houston Cougars (US-Bundesstaat Texas) in der College-Liga NCAA aktiv, steuerte beim Deutschland-Debüt auswärts gegen Stahnsdorf gleich 32 Punkte zum Hertener 93:86 bei und schenkte zuletzt auch Vechta 28 Zähler ein.

Von diesen Daten will sich Özhan Gürel aber nicht beeindrucken und schon gar nicht entmutigen lassen. "Nixon ist kein überragender Schütze, aber ein sehr guter Eins-gegen-eins-Spieler mit viel Zug zum Korb", fasst der Rist-Coach die Eindrücke seiner Video-Analyse zusammen. "Um ihn zu stoppen, müssen wir gut verteidigen und schauen, wie er sich dann verhält", sagt Gürel. Die Offensive will der Rist-Headcoach dabei aber keineswegs vernachlässigen - im Gegenteil: Drei Heimsiege in Folge haben das Selbstbewusstsein der Wedeler enorm gestärkt. "Jetzt wollen wir auch auswärts punkten. Wenn wir wieder so gut verteidigen und in der Offense weiterhin mutig spielen, dann können wir gewinnen", stellte Gürel gleich nach dem Erfolg über Eintracht Stahnsdorf fest. Nah dran am Sieg über Herten wähnte er seine Team schon beim ersten Aufeinandertreffen in Wedel, in dem die Rist-Herren nach drei Vierteln 56:54 führten.

Ob nun aber die Revanche im Ruhrgebiet gelingt oder nicht - eine Feier wird es sicher nicht geben für die Wedeler. Ein Imbiss und einige Erfrischungsgetränke werden reichen müssen. Mitten in der Nacht nämlich endet die Dienstreise der Zweitliga-Basketballer des SC Rist, und schon nach wenigen Stunden Schlaf hat alle der Alltag wieder - ob nun in der Schule, der Universität oder am Arbeitsplatz.