Zum ersten Mal gewinnt der SC Victoria das Turnier um den Haspa-Cup. Seit 1975 gehört der 2. Weihnachtstag in Wedel dem Fußball. Rund 600 Besucher sehen in den 16 Partien 80 Tore.

Wedel. Die Uhr zeigte am 2. Weihnachtstag exakt 14.05 Uhr. Das 35. Hallenfußball-Turnier um den Haspa-Cup war gerade fünf Minuten alt und zum ersten Mal herrschte Stimmung in der Wedeler Steinberghalle. Es waren die fünf Spieler des SC Victoria und SV Rugenbergen, die Hamburgs traditionsreichstes Hallenturnier eröffnet hatten. Ein blitzschneller Konter Victorias. "Jan Lauer und ich waren durch", erzählt Ucan Hakan, "Jan hat den Ball quer geschoben. Da konnte ich gar nicht vorbei zielen. Ich musste das Tor machen". So schildert der 21-Jährige im Trikot der zurzeit besten Hamburger Amateurmannschaft (Victoria ist Tabellenführer der Oberliga) den ersten Treffer beim Weihnachtsturnier.

Die Uhr war auf 18.48 Uhr vorgerückt. Im Finale um den Haspa-Cup lag Victoria gegen Gastgeber TSV Wedel 2:1 vorn. Da war es wieder Jan Lauer, der mit dem 3:1-Endstand das letzte Tor des Turniers bejubelte. Dazwischen lagen 4,5 Stunden Hallenfußball, 16 Spiele zu jeweils 14 Minuten insgesamt. Und in diesen 224 Minuten wurden genau 80 Tore geschossen. Eine der torreichsten Partien war gleichzeitig auch die spektakulärste. Es war das Gruppenspiel zwischen Victoria, von den Zuschauern schon zu diesem frühen Zeitpunkt als klarer Favorit gesehen, und Cup-Verteidiger TSV Uetersen. Victorias Stephan Rahn eröffnete mit einem tollen Treffer den Torreigen. Es dauerte nur wenige Minuten, da lag Uetersen bereits mit 1:3 zurück. "Victoria ist heute die mit Abstand die beste Truppe, da hat Uetersen null Chancen", so der fachliche Kommentar eines Besuchers. Der machte sich dann auf, um ein Bier zu holen. "Wie steht es?", lautete seine erste Frage nach der Rückkehr. "3:3", sagte der Nachbar und lachte. Uetersens Mahdi Habibpur und zweimal Konstantin Rischuk drehten das Spiel nach dem Seitenwechsel komplett. Am Ende gewann der TSV 6:3. Es blieb die einzige Niederlage, die Turniersieger Victoria einstecken musste.

Das Weihnachtsturnier in Wedel, sozusagen das erste Treffen der Fußballgemeinde nach Ende der Punktspielzeit 2009, dient zugleich auch als Nachrichten-Börse. Um beim TSV Uetersen zu bleiben: Für Oliver Haye, der mit 27 Jahren sein Medizinstudium erfolgreich abschloss, ist endgültig Schluss mit Fußball. "Ich werde wohl in der Chirurgie im UKE anfangen", erzählte er in Wedel. "Wir haben eine 48-Stunden-Woche. Da bleibt keine Zeit fürs Training."

Marvin Prempeh, so heißt der 23-jährige Abwehrspieler des TSV Bargteheide, den Uetersen sozusagen als Haye-Ersatz verpflichtet hat. Björn Schröder ist der neue Stürmer, den Trainer Ralf Palapies aus der Dritten des HSV zum SV Rugenbergen lockte (die PZ berichtete jeweils). Und dann gab es im Aufenthaltsraum bei der TV-Übertragung aus der Halle und auf den Zuschauertribünen natürlich auch immer das Rätselraten über den eventuellen Abschied von Wedels Torwart Sascha Blaedtke. (siehe nebenstehendes Interview).

Der TSV Wedel entschied das Halbfinale mit einem 3:2 durch Neunmeterschießen gegen Uetersen knapp für sich. Victoria hingegen bezwang den SC Egenbüttel klar mit 4:1. Im Finale war es dann Wedels Rafat Waseq, der mit der 1:0-Führung zum Ausklang noch einmal für Freudengesänge auf den Rängen sorgte.

Diese abschließenden 14 Minuten boten noch einmal Hallenfußball der Sonderklasse, mit Gastgebern, die den großen Favoriten Victoria lange Paroli boten. Aber dann, in den letzten vier Minuten, doch noch zwei Tore von Jan Melich und das letzte von Jan Lauer. Mit dem 3:1 nahm Victoria den Haspa-Pokal und die 500 Euro Prämie in Empfang.

Als bester Spieler der Veranstaltung wurde Stephan Rahn geehrt. Der SC Egenbüttel hatte mit Patrick Marciniak den besten Keeper zwischen den Pfosten.