Das Polo-Team der Hamburger Bethmann-Bank gewinnt Bucherer-Cup auf Gut Aspern . Ende August findet in Groß Offenseth die DM statt.

Groß Offenseth-Aspern. Zuerst der Trommelwirbel der Pferdehufe, dann, wie eine Explosion, der Jubelschrei des Reiters. Es ist der Augenblick, in dem selbst die Polopferde am Rande ihre Köpfe in eine Richtung drehen und sich alle, Spieler und Zuschauer, auf die vier Männer hoch zu Pferde konzentrieren. Lukas Sdrenka, der 17-Jährige mit der Nummer zwei im Team der Hamburger Bethmann-Bank, hat als erster sein Pferd zu einem stürmischen Galopp angetrieben und mit erhobener Faust seinen Triumph herausgeschrien. Dann findet sich vor den jubelnden und applaudierenden Zuschauern die Mannschaft zusammen. Vier Spieler und vier Pferde, ein Knäuel der puren Begeisterung.

Die Männer in den schwarzen T-Shirts der Bethmann-Bank entschieden das große Finale des Bucherer High Goal Cups 2012 auf Gut Aspern bei Groß Offenseth für sich. Ihr hochklassiger, spannender Kampf gegen das Team Lanson gestalteten sie mit 6 : 5,5 siegreich. Knapper und dramatischer kann ein Kampf in diesem einst königlichen Spiel nicht zu Ende gehen. Wenig später, als sie die Siegerpodeste auf dem sattgrünen Rasen die stattlichen Pokale und Magnum-Flaschen Champagner aufstellten, das Mikrofon aber noch nicht eingeschaltet war, rief Christopher Kirsch, Hausherr von Gut Aspern und Gastgeber, seinem Nachbarn zu: "War das nicht ein geiles Finale?"

Drei Tage lang hatten auf dem Polo-Platz auf Gut Aspern, dessen Gelände im Frühjahr mit 600 Tonnen Sand gegen Regengüsse wetterfest gemacht worden war, sechs Teams um den Einzug ins Finale und die restlichen Platzierungen gekämpft. Christopher Kirsch selbst, beim Finale noch in der vom Regen durchnässten Reithose, konnte mit seiner Bucherer-Crew gerade noch das Spiel um Platz fünf gegen die Mannschaft des Columbia-Hotel gewinnen. "Die hatten letzte Woche in Hamburg immerhin noch im Polo-Derby triumphiert", sagte Kirsch, während auf dem Spielfeld gerade Thomas Winter sein Lanson-Team zum Angriff trieb. "Ein herrlicher Backhander von Thomas Winter", rief Moderator Jan-Erik Frank ins Mikrofon. Die Reiter mit hoch erhobenen Schlägern treiben ihre Pferde hinter dem Ball her. "Jetzt, Heinrich Dumrath ganz alleine vorne", brüllt der Kommentator atemlos. "Fantastisches Polo sehen wir hier."

+++ Polo Players Night: Jan Hofer erzählt was vom Pferd +++

Dann gehen seine Worte im Beifall der Besucher unter. Heinrich Dumrath, mit Caspar Crasemann das zweite 19 Jahre alte Hamburger Nachwuchstalent im Lanson-Team, hatte seine Mannschaft mit 3 : 2,5 in Führung gebracht. Das war noch im zweiten Chukker, wie die Viertel-Abschnitte beim Polo genannt werden. Zum Lanson-Team gehörten noch Matthias Grau und eben "Thomas Winter aus der Winter-Polo-Dynastie", wie der Moderator auch diejenigen Zuschauer wissen ließ, die sich nicht im deutschen und speziell im Hamburger Polosport auskennen. Es war damit eine rein deutsche Mannschaft. Die Bethmann-Bank, die das erste Mal ein Team sponserte, hatte mit Gaston Maiquez einen Weltklassespieler aus Argentinien, dem Top-Land des Polosports, verpflichtet.

Insgesamt waren beim Bucherer-Cup sieben der Profis aus Argentinien im Einsatz, die traditionell im Sommer ihr Geld in Europa verdienen. Die Hamburger Mannschaft um Thomas Winter im Lanson-Trikot lag im vierten Chukker noch bis 40 Sekunden vor Schluss mit 5,5 : 5 in Führung. Dann aber fingen die Gegner einen Angriff ab. "Ein Torpedo in die gegnerische Hälfte", rief Jan-Erik Frank, Deutsch-Holländer aus England, der in der Saison mehr als 20 Polo-Turniere in ganz Europa kommentiert, ins Mikrofon. Und das Team der Bethmann-Bank brachte noch einmal den kleinen, harten Ball zwischen den Torstangen unter - und Sekunden später erschalte ihr Siegesjubel auf Gut Aspern, umgeben von wunderbarer ländlicher Idylle.

Zur Siegerehrung waren im Halbkreis auch die wundervollen Oldtimer geparkt worden, die die Besucher zuvor schon bewundert hatten. Hintergrund: Als Christopher Kirsch vor sechs Jahren, nachdem er einen alten Bauernhof zum Polo-Zentrum ausgebaut hatte, sein erstes Turnier in Schleswig-Holstein organisierte, sorgte er gleichzeitig dafür, dass die Veranstaltung mit einer Oldtimer-Rallye verschmolzen wurde. Obwohl wegen des wechselhaften Wetters manche Neugierige aus der Nachbarschaft zu Hause geblieben waren: Das Polo-Oldtimer-Ereignis auf Gut Aspern hat inzwischen sein Stammpublikum. Nur, die Absicht des Gastgebers, im Kreis der ländlichen Reiterei neue Aktivisten für den Polo-Sport zu begeistern, stößt an Grenzen. "Dem Polo haftet der Ruf des Champagner-Sports an", sagt Christopher Kirsch. "Das gilt für das Drumherum. Aber für den Sport selbst, da braucht man eine gehörige Portion Mut. Da habe ich in den vergangenen Jahren doch einige erlebt, die selbstbewusst in den Sattel stiegen und dann bei den ersten richtigen Versuchen weiche Knie bekamen."

Alle, die Routiniers und die jungen Hoffnungen, die beim Bucherer-Cup so großartiges Polo boten, haben ihre Lehrzeit in diesem harten Männersport hinter sich und schon manche Siegestrophäen in Empfang genommen. So gab es neben Champagner-Dusche und Pokal für jeden der Sieger auch eine Uhr von Bucherer im Wert von 5900 Euro.

Vom 24. August bis 2. September findet auf Gut Aspern nun ein weiterer sportlicher Höhepunkt statt. Dann kämpfen zwölf Teams um die deutsche Meisterschaft.