FCE-Boss Helge Werner Melzer verpflichtet den Ex-Bundesliga-Torhüter Achim Hollerieth als Trainer. Die Ziele des Vereins sind hochgesteckt.

Elmshorn. Achim Hollerieth muss lachen: "Über das Ergebnis sprechen wir lieber nicht." Der frühere Profi-Torwart meint seine Regionalliga-Zeit beim FC St. Pauli und den 27. Mai 2004, als er bei einer Hamburger Amateur-Auswahl, die dem FC Schalke 04 in einem Benefizspiel 1:10 unterlag, aushalf. Damals beauftragt, diese Auswahl zusammenzustellen, war Eugen Igel, aktuell Teamchef des FC Elmshorn. Aus dem kurzen Vergnügen seinerzeit wird nun ein längeres. Oberliga-Aufsteiger FCE verpflichtete Hollerieth, 38, als Chefcoach für die kommende Saison. Assistent wird André von Sassen, 42, der früher für den TSV Heiligenstedten kickte und zuletzt Fortuna Glückstadt (Kreisliga Schleswig-Holstein) anführte. Torwart-Coach bleibt wie gehabt der bewährte Sven Thiele.

In guter Erinnerung hat Hollerieth den 18. September 1999, als er beim 4:2 des VfB Stuttgart gegen den MSV Duisburg sein einziges Erstligaspiel bestritt. Am Millerntor avancierte er später zur unumstrittenen Nummer eins und zum Publikumsliebling. Als er jedoch 2006 kündigte und ein Engagement in England anstrebte, hatte der gebürtige Pfullendorfer riesiges Pech. Im Probetraining bei Bristol City zog er sich einen Meniskusanriss zu, so dass ein Vertragsabschluss nicht zustande kam. Wieder in Deutschland, musste er sich zwei Knieoperationen unterziehen - der Karriereknick. Erste Erfahrungen im internationalen Trainergeschäft sammelte er als Torwart-Coach neben Frank Pagelsdorf in Dubai. Zuletzt war er für die A-Junioren des SV Meppen in der Regionalliga tätig. Ehefrau Melanie fühlte sich im Emsland allerdings nicht so wohl und bat darum, den gemeinsamen Lebensmittelpunkt wieder in den etwas höheren Norden zu verlegen.

Da traf es sich gut, dass sich Hollerieth und FCE-Präsident Helge Werner Melzer bei einem Meppener Gastspiel in Hamburg gegen den SC Concordia über den Weg liefen. So entstand im Dezember 2011 der erste Kontakt. "Wir sind dann ins Gespräch gekommen und haben total deckungsgleiche Vorstellungen vom Fußball festgestellt", erzählt Melzer. Es war wohl die Zeit, in der Melzer erstmals über eine Trennung von Bert Ehm nachdachte. Der durfte die Elmshorner noch zur Meisterschaft in der Landesliga führen, bevor ihm Melzer vergangene Woche mitteilte, dass sein Vertrag nicht verlängert wird. Ehm wiederum pocht darauf, dass von vornherein eine zweijährige Zusammenarbeit vereinbart worden sei, da droht noch Streit. "Wir beim FCE schließen Verträge immer mündlich ab und immer nur über ein Jahr, auch mit Hollerieth", betonte Melzer.

Beim maritimen Büfett in der Gaststätte "Margarethen-Klause" erläuterte der Präsident ganz unverblümt, welche hohen Erwartungen er mit der spannenden Neuverpflichtung verbindet: Hollerieth soll die Elmshorner in absehbarer Zeit nicht nur zu einem Titel ("Am liebsten der Oddset-Pokal.") führen, sondern zusätzlich die Trainer im Nachwuchsbereich auf ein einheitliches Spielsystem einschwören. Der Übergang in die Herren fiele den eigenen Talenten dann leichter. Sportlich ist für Melzer eines Tages auch die Regionalliga interessant, aber nicht in ihrer gegenwärtigen Struktur, die sei "unwürdiger Mischmasch" und eine "Geldvernichtungsmaschine". Den VfL Wolfsburg II wolle bei allem Respekt niemand in Elmshorn sehen, dann doch lieber Holstein Kiel oder sogar Bergedorf 85. Dem DFB bliebe eine neuerliche Reform der Spielklassen nicht erspart. Kurzum: "Über eine Regionalliga ausschließlich mit Teams aus Hamburg und Schleswig-Holstein können wir reden." Für alle, die den Sprung in Liga drei scheuten, ließe sich die deutsche Pokalmeisterschaft der Amateure reanimieren.

Die FCE-Fans werden bei diesen Worten begeistert die Ohren spitzen. Aber sie werden sich auch fragen, ob mit Achim Hollerieth jetzt endlich Kontinuität auf der Trainerposition Einzug hielt. Mit Bert Ehm, Bernd Gerulat, Daniel Jurgeleit, Papa Ndiaye und Mirco Seitz hatten die Elmshorner seit dem Ende der Ära Bernd Bressem Mitte 2009 nicht weniger als fünf Übungsleiter verschlissen.