SV Rugenbergen verliert 1:3 gegen Norderstedt, profitiert aber vom Punkteabzug des mitgefährdeten Oststeinbeker SV.

Bönningstedt. Normalerweise hätten die abstiegsbedrohten Oberliga-Fußballer des SV Rugenbergen nach ihrer 1:3 (0:0)-Niederlage gegen Eintracht Norderstedt am Boden zerstört sein müssen. Dann aber sank beim Abpfiff nur Christian Dirksen wirklich fix und fertig ins Gras. Fußball-Koordinator Frank Ockens klärte auf, warum den Bönningstedter Kickern (noch) nicht das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben stand: "Der Tabellendrittletzte Oststeinbeker SV bekam drei Punkte abgezogen. Wir stehen also weiterhin überm Strich."

Am Freitag hatte das Sportgericht des Hamburger Verbandes das 3:0 der Oststeinbeker gegen Altona 93 in ein 0:3 umgewandelt. Dahinter verbirgt sich die Tragödie eines OSV-Mitarbeiters, der wegen eines persönlichen Schicksalsschlages andere Sorgen hatte und nicht dazu kam, das elektronische Postfach der Fußball-Abteilung einzusehen. So entging den Oststeinbekern, dass ihr Verteidiger Seyhmus Atug nachträglich für zwei Partien gesperrt worden war. Trotz der Sperre wirkte Atug gegen die Altonaer mit. In Fachkreisen wird dem angekündigten Oststeinbeker Protest gegen die Umwertung des Spiels wenig Aussicht auf Erfolg eingeräumt. "Aber ich verstehe nicht, warum man gegen die Norderstedter nicht alles investierte. Dann hätte man sieben Punkte Vorsprung gehabt und abends entspannt ein Bierchen trinken dürfen", wunderte sich Ockens. Der OSV wiederum zeigte gestern, dass er sich im Existenzkampf trotz der Niederlage vor Gericht nicht aufzugeben gedenkt - 2:0-Erfolg bei der SV Halstenbek-Rellingen (Bericht auf dieser Seite). Entscheidenden Charakter hat nun in jedem Fall das direkte Duell beider Teams am Freitag auf dem gefürchteten Oststeinbeker Kunstrasen.

Dass von der Kreativabteilung außer Tibor Nadj auch Dennis von Bastian ("Nächsten Freitag geht's vielleicht wieder.") verletzungsbedingt fehlte, war zu sehen. Die erste halbe Stunde war wohl die uninspirierteste der gesamten Saison an der Ellerbeker Straße. Die Norderstedter schoben sich ungestört den Ball hin und her. Die Gastgeber achteten darauf, nicht in irgendeine Falle zu tappen. Bezeichnend war die 31. Minute, als Parvis Sadat-Azizi jenseits der Mittellinie niemanden entdeckte, den er anspielen konnte. Der ansonsten aber nicht schlechte Deutsch-Iraner wusste sich nicht anders als mit einem Rückpass über 50 Meter zu Torwart Dennis Schultz zu helfen.

"Das wird ein schiedlich-friedliches Unentschieden", waren die Zuschauer schon geneigt zu glauben, als sich der SVR-Keeper und sein Namensvetter Marco Schultz nach einem Zusammenprall freundschaftlich umarmten (39.). Da ahnte noch niemand, dass Dennis Schultz später noch aus der Haut fahren würde, nämlich in der 69. Minute, als Steven Lindener den Ball nach einem Flachpass locker zum 3:0 der Gäste eindrückte.

"Das ist doch alles Mist. Wir hatten eine klare Zuteilung", brüllte der Torwart in Richtung seiner Vorderleute. Über das 1:3 von Artur Frost im Anschluss an einen kapitalen Fehlpass der Norderstedter vor dem eigenen Strafraum drei Minuten später konnte sich niemand mehr freuen.

Passend zum Trauerspiel der eigenen Mannschaft hatte SVR-Coach Ralf Palapies seine durchnässte rot-weiße Trainingsjacke zur Pause durch eine schwarze ersetzt. Dann war Lindener ein erstes Mal in der Mitte zur Stelle, nachdem Sebastian Obe an der linken Strafraumkante ein Kopfballduell mit Matthias Ribeau verloren hatte - 0:1 (47.). Jan Mehlich verfehlte mit einem Kopfball links am Tor vorbei um 15 Zentimeter den Ausgleich (49.). Weitere zwei Minuten später tauchte Schultz vor Schultz auf. Der SVR-Schlussmann hatte das Pech, dass der scharf geschossene Ball von seinen Fäusten über die Torlinie prallte - 0:2.

Spät, viel zu spät kamen die Bönningstedter Kicker auf den Trichter, den Norderstedtern, für die nichts mehr auf dem Spiel stand, mal ein bisschen "die Socken zu polieren". Der Schiedsrichter ahndete Fouls von Oliver Engl und Christian Dirksen mit Gelb. Vom Weg zum Sieg ließ sich der Nachbar davon nicht mehr abbringen. Insgesamt sechs Großtaten von Dennis Schultz (29., 56., 58., 67., 68., 75.) belegen, dass die Bönningstedter schon stabilere Abwehrleistungen boten als an diesem verregneten und vom Winde verwehten Nachmittag.