Das 2:4 gegen den SV Rugenbergen verurteilt den TSV Wedel wohl zum Abstieg. Im letzten Oberligaspiel muss ein Sieg in Altona her

Wedel. Hat der TSV Wedel mit seinem letzten Heimspiel in dieser Saison auch Abschied von seinem Gast, dem SV Rugenbergen und der gesamten Hamburger Oberliga genommen? Das Spiel, das noch einmal ein Wechselbad von Frustration und aufkeimender Hoffnung war, ging am Ende klar mit 2:4 verloren. Damit sind Wedels Chancen, sich doch noch vor dem Abstieg zu retten, auf wenige Prozentpunkte gesunken. Genau 20 Sekunden war der letzte Auftritt des TSV Wedel vor seinen eigenen Anhängern alt, da schöpften alle noch einmal Hoffnung. Marc-Kemo Kranich, der schnelle, mutige Torjäger, hatte sich gegen Rugenbergens Abwehr durchgesetzt, steuerte alleine vor Torwart Yalcin Ceylani zu - und vergab.

Es war nur fünf Minuten später, als Ralf Palapies, der Trainer der Gäste, der einen Tag vorher seinen 41. Geburtstag gefeiert hatte, seine Abwehr zusammenschrie: "Was ist denn da los? Ihr kommt ja überall zu spät." Das war auch die wichtige Botschaft an seine Akteure im Elbestadion: Hier gibt es kein Pardon für den Nachbarn. Rugenbergen setzte alles daran, um zu gewinnen, auch wenn die Wedeler damit dem Abstieg in die Landesliga ganz nah kamen.

"Bei all der Anspannung und der Nervösität, gerade bei unseren jungen Spielern, muss ich auch noch drei mit Schmerzmitteln auf den Platz schicken", hatte Spielertrainer Berkan Algan beim Warmlaufen erklärt. Diese Anspannung war vom ersten Schuss an zu spüren, or allem in der Abwehr.

Es dauerte denn auch nur bis zur 17. Minute, da stürzten alle Wedeler auf die linke Seite. Ganz rechts vor ihrem Tor aber stand seelenruhig und völlig alleine Maik Grabow, Rugenbergens schneller Supertechniker. Der bekam den Ball zugespielt und sein Flachschuss war unhaltbar für Torwart Nick Gyateng. Das frühe Gegentor war wie ein K.o. Wedel wurde noch hektischer, nervöser. Nur zwei Minuten später wieder solche Unsicherheiten und ein krasser Abwehrfehler. Diesmal war es Anton Freundt, der mit einem harten Schuss für das 2:0 sorgte.

Stille im Elbe-Stadion. Die letzte Hoffnung war dahin. Natürlich war selbst bei Berkan Algan und rund um ihn Niedergeschlagenheit und Frustration zu spüren. Auch die Fans schienen ihre Mannschaft aufgegeben zu haben.

Bei all der Anspannung, am Rande des Spielfelds auf einer Bank unter Bäumen gab es doch ein Bild der Ruhe und des Friedens. Da saß Ligachef Walter Zessin, der zu Saisonbeginn mit unermüdlichem Einsatz eine neue Mannschaft zusammenholte, und schaukelte seinen Enkel Lucas auf dem Schoß.

"Es ist wie so oft in dieser Saison", stellte er dabei fest, "wir vergeben die großen Chancen und fangen dann unnötige Gegentore ein." Kaum hatte er seiner Enttäuschung Luft gemacht, da durfte Wedels Ligachef jubeln. Es war Berkan Algan selbst, der seine Mannschaft mit einem Flachschuss zurück ins Spiel brachte. Es war die 51. Minute, und Wedel lag "nur" noch 1:2 zurück. Es war die 52. Minute, da war die Elf der Rettung wieder näher gekommen. Daniello Cords war mit nach vorne gekommen und köpfte zum 2:2 ein.

Alles war wieder offen, alles noch möglich. Und Rugenbergens Torwart Yalcin Ceylani schrie seine Vorderleute an: "Was ist denn los mit euch? Da klappt ja überhaupt nichts mehr."

Und doch endete alles, wie Walter Zessin befürchtet hatte. Es war wieder der schnelle Marc Kranich, der in der 61. Minute erneut alleine vor dem gegnerischen Torwart auftauchte. Und wieder blieb Ceylani Sieger. Im Gegenzug markierte Rugenbergense eingewechselter Dennis von Bastian das 3:2. Das war zuviel für Wedels tapfere Mannschaft. Diesen erneuten Rückschlag konnte sie nicht mehr wettmachen. Es war erneut Anton Freundt, der mit dem 4:2 (75.) dem Wedeler Aufschwung der letzten Monate wohl endgültig ein Ende setzte.

Es gab im Spiel und auch hinterher Emotionen und Streit. Das sei wohl ein Mentalitätsproblem bei dieser Wedeler Mannschaft mit den vielen Ausländern, hatte Ralf Palapies gewettert und die Pressekonferenz boykottiert. "Natürlich sind da Emotionen hochgekocht, auch bei mir", so Berkan Algan. "Aber das Verhalten von Ralf Palapies finde ich unsportlich und respektlos, mir und meinen jungen Spielern gegenüber."